- Marcel Heße war in jugendpsychologischer Behandlung
- Dort präsentierte er sich sehr ungewöhnlich
- Psychologin glaubt an vermindertes Selbstwertgefühl
Bochum.
Neue Erkenntnisse beim Prozess gegen Marcel Heße. Der spätere Doppelmörder von Herne war zwischen 2007 und 2010 in jugendpsychologischer Behandlung. Am Freitag sagte Praxisleiterin Beatrix R. (57) vor Gericht über die damalige Behandlung aus.
„Er konnte Gefühle und soziale Interaktion damals weder richtig deuten noch wiedergeben“, so die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychologie aus Gelsenkirchen.
Marcel Heße habe oft „merkwürdig gelächelt“
Heße habe sich schnell bedroht gefühlt und Menschen beleidigt, reagierte mit übermäßiger Gewalt. „Er hat oft merkwürdig gelächelt – auch, wenn er zurechtgewiesen wurde“, so R.
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Auch wenn das überheblich wirkte, sei das ihrer Meinung nach ein Ausdruck seines verminderten Selbstwertgefühls. Heße habe damals auch gesagt, dass er sich Freunde wünsche.
Er bewunderte einen Störenfried
Der damalige Teenager habe während der Gruppentherapiesitzungen durchaus Fortschritte gemacht. Dabei habe er sich auch ordentlich verhalten, mit anderen Jungs backte er sogar Waffeln.
„Er wusste aber nicht so recht, wie er Kontakt finden sollte“, so R. Bewundert habe Heße vor allem einen Jungen, der in der Einrichtung als großer Störenfried galt.
So intelligent ist Marcel Heße
Heße konnte mit Ärger nicht umgehen. Nach dem Wechsel auf die Realschule habe ein anderer Schüler ihn 2007 einmal getreten, berichtet R. Heße habe ihn daraufhin gewürgt, gebissen und die Schultasche des Jungen durchs Treppenhaus geschleudert.
Heße sei außerdem nicht übermäßig intelligent, so Beatrix R. Sein IQ liege bei 107. Das sei ein guter Mittelwert. Der übliche IQ eines Menschen liege zwischen 85 und 115.
Außerdem gebe es keine Hinweise auf eine pathologische Störung. Probleme habe Heße aber im Sozialverhalten und mit Emotionen. Auch die Bundeswehr lehnte ihn später wegen mangelnder „Verhaltensstabilität“ ab.