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Marcel-Heße-Prozess: Darum könnte das Kartenspiel „Yu-Gi-Oh!“ den Doppelmord erklären

Marcel-Heße-Prozess: Darum könnte das Kartenspiel „Yu-Gi-Oh!“ den Doppelmord erklären

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Foto: imago

Bochum. 

Es klingt zunächst abstrus: Die japanische Manga-Serie „Yu-Gi-Oh!“ und der Doppelmord von Herne könnten auf mehr als nur einer Ebene zusammenhängen. Das zumindest deutet Jeanette R., die Mutter des ersten Opfers, Jaden (†9), am dritten Prozesstag im Fall Marcel Heße an.

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Marcel Heße eifersüchtig auf Jaden?

Im Zeugenstand sagt Jeanette R. (41), dass der ehemalige Nachbar Marcel Heße eifersüchtig gewesen sein könnte auf ihren Sohn Jaden. „Jaden war der beliebteste Junge, den ich kenne. Manchmal hat es 20 bis 30 Mal am Tag bei uns geschellt. Alle haben ihn geliebt.“

Heße hingegen soll kaum Freunde gehabt haben. Still, merkwürdig, „gefährlich“ habe er gewirkt.

Das ist der Zusammenhang mit „Yu-Gi-Oh!“

Und hier kommt „Yu-Gi-Oh!“ ins Spiel: Beide, Jaden und Marcel, haben den Manga und das dazugehörige Kartenspiel geliebt.

Der Knackpunkt: Einer der Helden des Mangas heißt Jaden. Charakter „Jaden Yuki“ ist begabt, selbstsicher und beliebt. Zudem trägt er eine Frisur, wie auch Jaden sie trug, bevor er starb.

Einer der Gegner des „Yu-Gi-Oh!“-Jadens ist ein schüchterner Junge. Er wird zum Instrument des Bösewichts, der sich an Jaden Yuki rächen will. Der Name des Jungen: Marcel Bonaparte.

Ungläubiges Staunen im Gerichtssaal

Nachdem Jeanette R. diesen Zusammenhang in wenigen Sätzen geschildert hat, blicken nahezu alle im Saal verdutzt. Ungläubiges Lachen klingt leise von der Zuschauertribühne.

Anwältin Nicola Skoberne muss nachhaken: „Gibt es auch einen Yu-Gi-Oh!-Charakter namens Christopher?“ Skoberne vertritt die Mutter von Christopher W. (†22) aus Herne.

Er war Heßes zweites Opfer. Und er liebte den Manga und das Kartenspiel ebenfalls. Früher haben Marcel und Christopher es gemeinsam gespielt.

Es gibt auch einen Charakter, der Christopher W. ähnlich ist

„Ich glaube nicht“, antwortet Jeanette R., und fügt an: „Es gibt aber einen Charakter, der die gleiche Statur hat wie Christopher. Er ist auch eher ein Außenseiter, gehört aber zu Jaden und den Guten.“

Gemeint sein könnte der rundliche Charakter „Chumley Huffington“, der nicht eben gut gelaunt daher kommt, aber Jaden Yuki manchmal hilft.

Zufall oder bedeutsam? Unklar

Ob dies alles Zufall ist oder tatsächlich bedeutsam, ist noch offen. War der Zusammenhang wichtig für Marcel Heße, der sich oft und gern in virtuellen Welten verloren zu haben schien? War er eifersüchtig auf Jaden?

Diese Fragen werfen zumindest für den Moment ein völlig neues Licht auf zwei Morde, die bislang als so wahllos wie nur möglich erschienen.