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Bochumer Uni-Vergewaltiger: Darum hat das zweite Opfer (28) dem Täter angeboten, mit ihr nach Hause zu kommen

Bochumer Uni-Vergewaltiger: Darum hat das zweite Opfer (28) dem Täter angeboten, mit ihr nach Hause zu kommen

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Volker Talarowski verhandelt als Vorsitzender Richter den Prozess gegen Ziyad K., der angeklagt ist, in Bochum zwei Studentinnen vergewaltigt zu haben. Foto: Jürgen von Polier
  • Am fünften Verhandlungstag im Fall um den Bochumer Uni-Vergewaltiger hat das zweite der beiden Opfer ausgesagt
  • Als die junge Frau vor Gericht ihre Version der Geschichte schildert, zeigen sich Parallelen zum ersten Opfer
  • Die Studentin berichtet unter anderem, dass sie dem Täter angeboten hatet, mit ihr nach Hause zu kommen – aus Verzweiflung

Bochum. 

Es ist der fünfte Verhandlungstag im Fall um den Bochumer Uni-Vergewaltiger: Diesmal soll das zweite der beiden Opfer gehört werden.

Auch die zweite Studentin (28) ist Asiatin. Sie trägt kurze, zum Zopf gebundene Haare. Sie ist deutlich größer als das erste Opfer (21).

Als Zuschauer den Saal betreten, zieht sie sich den Pullover über die Nase

Sie wirkt stark traumatisiert, irgendwie müde. Als Journalisten und Zuschauer den Verhandlungssaal betreten, zieht sie sich schutzsuchend den Kragen ihres Pullovers über die Nase. Sie wird in dieser Position verharren, bis der Prozess schließlich beginnt.

Wie auch das erste Opfer spricht sie sehr gut deutsch, beantwortet einen großen Teil der Fragen des Richters Volker Talarowski nicht auf chinesisch. Obwohl sie den gleichen Dolmetscher an der Seite hat, wie auch das erste Opfer.

Erschreckende Parallelen zur ersten Vergewaltigung

An diesem Tag erzählt sie, was ihr passiert ist. Ein Martyrium, das der Geschichte des ersten Opfers auf erschreckende Weise ähnelt.

Am 16. November 2016 ist sie auf dem Nachhauseweg. Auf der Überführung in der Bochumer Hustadt sieht sie in einer Entfernung von etwa 20 Metern einen Mann stehen, der auf jemanden zu warten scheint. Er wirft einige Blicke auf sie.

Als sie ihren Kopf nach rechts dreht, ist es zu spät

„Ich war noch in Gedanken bei der Uni und ging an ihm vorbei“, sagt sie. Kurze Zeit später spürt sie, dass jemand hinter ihr ist. Als sie den Kopf nach rechts dreht, ist es zu spät.

Der Mann nimmt sie in den Schwitzkasten. Weil offenbar Täter und Opfer einen Mann hören, der in der Nähe mit dem Hund unterwegs ist, schiebt der Täter sie in ein Waldstück. Auch das erste Opfer hatte er im Schwitzkasten in ein Waldstück gezerrt. Und wie die 21-Jährige, hat auch das zweite Opfer eine Tasche mit Einkäufen in der Hand. In diesem Moment ist ihr klar, dass etwas Schreckliches passieren würde, sagt sie.

Er will kein Geld von ihr – zumindest vorerst

Sie fragt ihn, was er von ihr will. Auch sie bietet ihm Geld an. Er könne alles bekommen. Sie sagt ihm das auf Deutsch und Englisch. Doch er geht nicht darauf ein. Sagt nur zweimal hintereinander das Wort „Fick“. Als sie das erzählt, grinst Ziyad K.. Auch an diesem Tag trägt er denselben Pullover, den er an jedem anderen der fünf bisherigen Prozesstage auch getragen hat.

Ansonsten gibt es wieder einmal fast keine Regung von ihm. Nur kaltes Starren in Richtung seines mutmaßlichen Opfers.

Sie bietet ihm an, dass er mit ihr nach Hause kommen kann

Vom Tatort wohnt das Opfer etwa 200 Meter entfernt. Deshalb bietet die Studentin dem Täter an, dass er mit zu ihr nach Hause kommen kann. Eine Strategie, wie sie vor Gericht erklärt. Damit will sie den Mann in eine Gegend locken, in der viele Studenten unterwegs sind. „Vielleicht hätte mich jemand retten können“, sagt sie.

Doch auch darauf geht er nicht ein. Sie fragt ihn noch, ob er Kondome dabei hat, damit sie sich nicht auch noch mit Krankheiten ansteckt, die der Täter möglicherweise hat. Wieder keine Reaktion – er nimmt sie nur immer fester in den Schwitzkasten, wenn sie zu reden versucht. Dann vergewaltigt er die Studentin.

Verzweifelte Nachricht an ihren Freund

Später zeigt der Mann auf Portemonnaie und Handy des Opfers. Jetzt will er doch Geld. Sie gibt ihm einige Münzen, doch die scheint er nicht zu wollen. Er nimmt die Brieftasche, holt einen Zehn-Euro-Schein heraus, gibt dann das Portemonnaie zurück. In diesem Augenblick sah er sehr zufrieden aus, sagt sie.

Der Täter signalisiert ihr noch, dass sie warten und ruhig sein soll. Dass sie nicht die Polizei rufen soll. Als sie nach etwa ein bis zwei Minuten das kleine Waldstück verlässt, schickt sie ihrem Freund eine verzweifelte Nachricht, dass sie gerade fast gestorben wäre.

Sie war froh, noch zu leben

Richter Talarowski will wissen, ob sie wusste, dass es bereits zuvor eine Vergewaltigung gegeben hatte. Die Antwort: ja. Sie sei deshalb die ganze Zeit sehr wachsam gewesen. Sie informiere sich jeden Tag über die Nachrichten. Habe auch von dem Fall in Freiburg gehört, bei der nur etwa einen Monat vorher eine 19-Jährige vergewaltigt und dann getötet worden war. Die 28-Jährige sei deshalb froh gewesen, überhaupt noch zu leben.

Als sie in ihrem Wohnheim ankommt, weiß ihr Freund noch nicht, was passiert ist. Offenbar hatte er die Nachricht noch nicht gelesen. Er ist schockiert. Und nimmt sie mit zur Polizei – in der Kleidung, in der sie kurz vorher vergewaltigt worden war. Hat die Tat die Beziehung zu ihrem Freund beeinflusst? „Er ist sehr stark und hilft mir“, sagt die 28-Jährige.

Dann will Richter Talarowski noch wissen, ob sie den Angeklagten Ziyad K. als ihren Vergewaltiger identifizieren kann. Sie hält daraufhin die linke Handfläche in dessen Richtung und sagt: „Ich möchte ihn nicht mehr angucken, Entschuldigung“. Aber sie habe ihn zu Beginn des Prozesses gesehen – und auch als ihren Vergewaltiger erkannt.

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