Veröffentlicht inBochum

Bochum: Bauer eröffnet SB-Hofladen – und wird bitter enttäuscht: „Dafür ist Wattenscheid nicht der richtige Ort“

Ein Landwirt in Bochum-Wattenscheid hat pünktlich zu Ostern seinen SB-Hofladen eröffnet. Doch kurz nach der Eröffnung folgte bereits die Ernüchterung.

Bochum
© André Hirtz / FUNKE Foto Services

Wir sind das Ruhrgebiet - 5 Gründe, warum es im Pott einfach am schönsten ist

Grau und dreckig? Von wegen! Im Pott ist es einfach am schönsten!

Bewusst einzukaufen, heißt für viele Kunden auch regional einzukaufen. Die Klimakrise hat ihr Übriges dazu beigetragen, dass sich Anwohner – auch aus dem Ruhrgebiet – immer öfter nach regionalen Anbietern umschauen.

Seit über 30 Jahren ist der „Hof Appelbaum“ für viele Bochumer, aber auch Menschen aus der Umgebung, Anlaufstelle für regionale Produkte. Allen voran Erdbeeren, Himbeeren und aktuell auch Spargel. Um seinen Kunden rund um die Uhr regionale Produkte anbieten zu können, hat sich Inhaber Patrick Appelbaum in Bochum-Wattenscheid etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Bochum: SB-Hofladen feiert zu Ostern Eröffnung

Pünktlich zu Ostern wurde hier der erste Selbstbedienungs-Hofladen eröffnet, der täglich von 6 bis 21 Uhr für Kunden offen steht. Und das Prinzip ist simpel: In einem kleinen Holzhaus finden Kunden in Regalen und einem Kühlschrank frische Produkte aus der Region vor, die mit Preisen versehen sind. Sie können das Geld nach Abschluss ihres Einkaufs passend in die Kasse werfen oder nach dem Scan eines QR-Codes bargeldlos per Paypal bezahlen.

Klingt einfach, oder? Eigentlich schon. Doch nur wenige Tage später folgte für Patrick Appelbaum bereits der Dämpfer: An den ersten zwei Tagen stimmte die Kasse nicht. 30 Euro sollen in Summe gefehlt haben. Seinem Ärger machte der Landwirt auf Facebook Luft. „Wir sind enttäuscht von den Leuten, die nicht ordnungsgemäß bezahlt haben“, schreibt Appelbaum im Netz und sprach eine Warnung aus: „Ich werde der ganzen Sache jetzt noch ein paar Tage geben. Aber sollte es weiter vorkommen, dann seh‘ ich keine Zukunft darin. Sehr, sehr schade.“

An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden.

Patrick Appelbaum machte seinem Ärger auf Facebook Luft.

Steht der SB-Hofladen also schon wieder auf der Kippe? DER WESTEN hat bei dem Bochumer Hof nachgefragt.

Landwirt redet Tacheles: „Pistole auf die Brust setzen“

Nicht nur Eier und Kartoffeln, auch der seit diesem Monat Saison feiernde Spargel zählt zum Angebot des SB-Hofladens. Aber auch Fruchtaufstriche und Erdbeer-Secco aus heimischer Produktion können hier gegen einen festgelegten Obolus gehoppt werden. „Ackerland wird hier im Ballungsgebiet immer weniger, sodass es immer schwieriger wird, auf diesem Weg seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Da muss man sich Gedanken machen“, begründet Appelbaum die Entscheidung für den Selbstbedienungsladen. „Auch Personal zu finden, wird immer schwieriger.“

Und dabei habe man sich bewusst gegen einen Automaten entschieden. Zwar wäre diese sicherer gegen Diebstahl gewesen. Aber an sich sei ein Selbstbedienungsladen günstiger und der Landwirt freier bei der Produktauswahl. Und diese Rechnung ist in Bochum-Wattenscheid anscheinend voll aufgegangen: „Über die Ostertage wurde der SB-Hofladen ganz gut aufgenommen.“


Weitere News:


Doch trotz Kameraüberwachung hätte es den einen oder anderen Käufer wohl nicht davon abgehalten, zu wenig Geld in die Kasse zu werfen. Das ließ der Landwirt aber nicht auf sich sitzen und verfasste auf seiner Facebook-Seite besagten Eintrag. „Das hier und da mal was wegkommt, da muss ich mit rechnen. Aber das es direkt in den ersten zwei Tagen so war, hatte mich schon stark verwundert und enttäuscht.“ Der Beitrag schien aber schnell Wirkung zu zeigen: „Man muss den Leuten die Pistole auf die Brust setzen und mit Konsequenzen drohen. Aber am Sonntag und Montag stimmte die Kasse bereits wieder.“

Bochumer sehen rot: „So eine Sauerei“

Dennoch fragen sich jetzt nicht nur einige Bochumer, ob Appelbaum tatsächlich die Schließung des SB-Hofladens in Betracht ziehen würde, sollte es erneut Unstimmigkeiten bei der Kasse geben. Das kann der Landwirt aber prompt verneinen: „Dass wir den Laden jetzt direkt schon wieder schließen, da haben wir nie dran gedacht.“

+++ Bochum: Neuer Imbiss verkauft den teuersten Döner in NRW – bei DIESEM Preis schlackern dir die Ohren +++

Für die Bochumer bleibt dennoch ein bitterer Beigeschmack. „Das ist sehr schade. Aber bei dieser heutigen Gesellschaft war das leider klar“, meint etwa eine Facebook-Userin. „Es ist echt eine Sauerei“, macht eine andere ihrer Entrüstung Luft. Andere werden da sogar direkter: „Dafür ist Wattenscheid nicht der richtige Ort.“ Doch dem können andere Kunden nur widersprechen: „Ich war heute noch dort und habe brav meine 3 Euro eingeworfen“ oder „Wir haben Karfreitag gefärbte Eier und Erdbeermarmelade gekauft und warten sehnsüchtig auf die leckeren Erdbeeren“, heißt es dagegen von vorbildlichen Käufern.

Die Tage bis zur lang ersehnten Erdbeersaison werden in Bochum-Wattenscheid also gezählt – und das Geld zum Bezahlen der Waren im SB-Laden künftig hoffentlich auch.