Angekommen am Bahnhof in Bochum sah man es schon von Weitem: Die ersten Grüppchen zogen los – schwer bepackt mit Dosengetränken und mindestens genauso viel Vorfreude im Gepäck. Und alle liefen wie ferngesteuert in dieselbe Richtung.
Sie alle lockte das kostenlose Festival mitten im Herzen des Potts. Am 3. Juli ging’s los – und ich war mittendrin. Das erste Mal „Bochum Total“. Als alte Festival-Häsin fiel mir jedoch etwas sofort auf …
„Bochum Total“: Festival der anderen Art
Rock im Park 2016, 2017, 2018, 2019 – ich war dabei. Summerjam 2023 mit Peter Fox – natürlich auch. Und 2025 wartete Rock am Ring mit Linkin Park auf mich. Normalerweise gehört für mich zum Festival: Zeltplatz, Schnarchkonzerte vom Nachbarcamp und spätestens um 5 Uhr früh die Cantina Band in Dauerschleife aus irgendeiner Bluetooth-Box.
In Bochum? War das anders. Es gab keine Zelte, keinen lauwarmen Ravioli-Frühstücks-Moment, kein Wachwerden mit Sonnenstich. Hier geht es nach dem letzten Act ganz entspannt wieder heim. Und das Line-up? Klar, da sind keine ganz großen Stars à la Nina Chuba, Green Day oder AnnenMayKantereit dabei. Dafür gibt’s TikTok-Stars und lokale Bands. Und das ist auch ganz bewusst so, denn hier soll unter anderem den Newcomern, also den Stars von morgen, eine Bühne gegeben werden. Immerhin hatten hier Revolverheld, Silbermond oder Seeed ihre Feuertaufe auf dem Weg zu nationaler Berühmtheit.
++ „Bochum Total“-Besucher schauen bei Preisen genau hin – „Teuer, aber ich gönn mir“ ++
Und das ganz Besondere? Hier in Bochum gibt es mehrere Headliner gleichzeitig. Ja, ich war auch kurz verwirrt. Ich dachte immer: ein Abend, ein Hauptact, fertig. Aber am 3. Juli um Punkt 20.45 Uhr standen gleich drei Acts auf verschiedenen Bühnen: Boppin‘ B, ZSK und Ivo Martin – gleichzeitig. Das Publikum schien davon unbeeindruckt – ganz im Gegenteil. Es wurde getanzt, geschnackt und gelacht.

Doch es gab nicht nur gute Laune: Wegen einer Sache mäkelten einige Menschen. Mal war die Musik zu laut, mal der Ton zu leise. Auch ich stellte bei Ivo Martin (22) fest, dass man eher die Leute neben sich reden hörte als die Musik auf der Bühne. Das war eindeutig schade, immerhin wollte ich IHN hören und nicht die schnatternden Teenager neben mir …
Feiern ohne Eintritt
Aber das war’s noch lange nicht mit den Besonderheiten von „Bochum Total“. Denn: Eintritt? Fehlanzeige. Das Festival finanziert sich über Essen und Getränke – und davon gibt’s reichlich. Egal ob afrikanische Küche, beschwipste Crêpes oder Bowls mit und ohne Umdrehungen – hier wird jede kulinarische Vorliebe abgeholt. Und das zu humanen Preisen.
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Was aber wirklich hängen bleibt? Die Menschen. Nach kurzer Zeit auf dem Festivalgelände ist mir klar, warum „Bochum Total“ so wichtig ist: Bei dem Umsonst-und-draußen-Festival können alle mitfeiern – wirklich alle. Unabhängig vom Einkommen. Unabhängig vom Alter. Es geht nur um die Musik. Kinder hüpfen auf den Schultern ihrer Väter, Omas schunkeln eingehakt mit ihren Liebsten, und Rollstuhlfahrer rollen entspannt durch die Menge. Eines ist klar: Ich komme wieder.