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NRW-Wahl 2022: Alleinerziehende aus Essen rutscht in Armut – „So kann es nicht weitergehen“

NRW-Wahl 2022: Alleinerziehende aus Essen rutscht in Armut – „So kann es nicht weitergehen“

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NRW-Wahl 2022: Alleinerziehende aus Essen rutscht in Armut – „So kann es nicht weitergehen“

NRW-Wahl 2022: Alleinerziehende aus Essen rutscht in Armut – „So kann es nicht weitergehen“

Das ist Hartz IV

Seit das Arbeitslosengeld II 2005 eingeführt wurde, wird es im Volksmund Hartz IV genannt. Doch woher kommt der Name?

Viele alleinerziehende Mütter und Väter fühlen sich kurz vor der NRW-Wahl 2022 von der Politik im Stich gelassen.

Es fehlt an finanzieller Unterstützung, flexibler Betreuung und Beratungsangeboten, findet Katrin (41) aus Essen. Die Alleinerziehende hofft, dass sich infolge der NRW-Wahl 2022 etwas ändert – so geht es für sie nicht weiter.

NRW-Wahl 2022: Alleinerziehend und berufstätig – trotzdem fehlt das Geld an allen Ecken

Es ist einige Jahre her, dass Katrin F. (Name von der Redaktion geändert) von einem Schlaganfall aus dem Leben gerissen wurde. Auf die halbseitige Lähmung ihrer rechten Körperhälfte folgten sechs Wochen Reha.

Heute ist sie alleinerziehende Mutter eines fünfjährigen Sohnes. Die gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin arbeitet im Gesundheitswesen und ist zusätzlich noch selbstständig. Ihr Gehalt: 1.400 Euro. „Von 1.400 Euro kann ich nicht leben“, sagt Katrin. Vor mehr als drei Jahren kaufte sie einen Gebrauchtwagen – den Kredit bezahle sie noch immer ab.

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Alleinerziehende in Zahlen:

  • In Deutschland leben rund 2,6 Millionen Alleinerziehende (Quelle: Stat. Bundesamt 2018)
  • Davon betroffen sind etwa 400.000 Väter
  • Jedes Jahr werden 300.000 Personen zu Alleinerziehenden (Quelle: VAMV NRW)
  • In NRW gibt es 566.000 Alleinerziehende

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Die 41-Jährige ist krankgeschrieben, ein erneuter Schlaganfall ist der Grund. Selbst krank, habe sich die Mutter aus Essen erst vor Kurzem um ihren mit Corona infizierten Sohn kümmern müssen.

Sie sei am Ende jetzt, wo auch noch das Geld aus ihrer Selbstständigkeit wegfalle. Eine Versicherung für einen krankheitsbedingten Ausfall könne sie sich nicht leisten. „Ich kann kein Geld für eine Versicherung zahlen, wenn kein Geld da ist“, sagt Katrin. Bereits am zweiten Tag des Monats befände sie sich 1.500 Euro im Minus.

NRW-Wahl 2022: Alleinerziehende besonders armutsgefährdet

Auto, Wohnung, Essen – theoretisch reiche ihr Lohn gerade einmal, um die Grundkosten zu decken. „Ich habe schon einen gewissen Lebensstandard“, so Katrin. Gemeinsam mit ihrem Sohn lebt sie auf 60 Quadratmetern in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Als Alleinerziehende sei es schwer, eine Wohnung zu finden. Ihre Wohnung jetzt sei die Einzige, die sie bekommen habe – und dazu noch die günstigste.

Wohngeld bekommt die 41-Jährige trotzdem nicht. Dafür sei ihre Wohnung entweder zu groß oder zu teuer. „Wer nur knapp über dem Satz liegt, hat keinen Anspruch mehr auf Gelder“, sagt die Mutter aus Essen. Dabei sei sie kein Großverdiener, ganz im Gegenteil. Die Armutsgrenze lag 2019 für eine Alleinerziehende mit einem Kind bei 1.396 Euro.

Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) weiß um das Armutsrisiko für Alleinerziehende: „So wie es ist, kann es für Alleinerziehende nicht weitergehen“, sagt Nicola Stroop, Vorstand des VAMV NRW. „Alleinerziehende tragen das höchste Armutsrisiko. Sie und ihre Kinder müssen mit den größten Entbehrungen leben“.

Der Verband fordert deswegen von der Politik unter anderem eine flexiblere Kinderbetreuung. „In Essen zeigen wir mit unserem Angebot ‚Sonne, Mond und Sterne‘ wie erfolgreich die ergänzende Kinderbetreuung Familien vom Armutsrisiko befreit“, so Nicola Stroop. „Wir erwarten von der Politik, dass sie dieses erfolgreiche Konzept nach der Wahl landesweit umsetzt“.

NRW-Wahl 2022: Klare Forderungen von Alleinerziehenden

Auch Katrin wünscht sich flexiblere Betreuungszeiten – insbesondere nachmittags, abends und in den Ferien. „Durch zu hohe Betreuungskosten entstehen schnell Schulden“, sagt sie. Höhere Einkommensgrenzen für finanzielle Hilfen hält sie deswegen für eine gute Idee.

Für Alleinerziehende, die selbstständig sind, wünscht sie sich außerdem mehr Unterstützung im Krankheitsfall – „eine Art Ertragsausfall“, erklärt sie.

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Eine Zeit lang wurde die Mutter aus Essen vom VAMV NRW und dem Jugendamt unterstützt. Doch die Hilfen seien zeitlich begrenzt, „Hilfe könne nicht ewig in Anspruch genommen werden“ habe es vom Jugendamt geheißen. Das sei Katrin zwar klar, trotzdem verändere sich die Situation von Alleinerziehenden dadurch nicht plötzlich.

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Hier bietet der Verband alleinerziehender Mütter und Väter einen Überblick über alle Gesprächstermine mit Politikern, Veranstaltungen für Alleinerziehende und eine Analyse der Wahlprogramme.