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Landtagswahl in NRW: Harte Kritik an Yvonne Gebauer! „Schwerbehinderte um Abschluss gebracht“

Landtagswahl in NRW: Harte Kritik an Yvonne Gebauer! „Schwerbehinderte um Abschluss gebracht“

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Landtagswahl in NRW: Harte Kritik an Yvonne Gebauer! „Schwerbehinderte um Abschluss gebracht“

Landtagswahl in NRW: Harte Kritik an Yvonne Gebauer! „Schwerbehinderte um Abschluss gebracht“

Landtag NRW: Hier werden die Entscheidungen getroffen

In Düsseldorf liegt das politische Machtzentrum von Nordrhein-Westfalen. Doch seit wann ist das so und wie viele Politiker sitzen eigentlich im Landtag.

Bochum. 

Bittere Geschichte vor der Landtagswahl in NRW.

Die Web-Individualschule in Bochum ist einzigartig, bringt Kinder aus ganz Deutschland, die chronisch oder psychisch krank sind, per Videochat zum Schulerfolg. Weil aber in diesem Sommer angeblich zu viele Prüflinge zu verzeichnen waren, hatte der Regierungsbezirk Arnsberg entschieden, wegen Überforderung die Abschlussprüfungen abzusagen.

Die Schule hatte sich vor Gericht gewehrt, wollte ihren Prüflingen den Abschluss nicht verbauen. Jetzt sieht sich NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (55, FDP) vor der Landtagswahl in NRW mit dem Vorwurf konfrontiert, 60 teils schwerbehinderte Jugendliche um ihren Abschluss gebracht zu haben…

Landtagswahl in NRW: Harte Kritik an Schulministerin Gebauer!

Der Reihe nach: Die Web-Individualschule in Bochum ist seit 20 Jahren aktiv, bisher sind die Prüfungen nach NRW-Schulrecht nie ein Problem gewesen. Nachdem aber die Zahl der Prüflinge gestiegen ist, hat der Regierungsbezirk Arnsberg die Prüflinge aufgefordert, sich nur in ihren jeweiligen Bundesländern zur Abschlussprüfung anzumelden. Schulleiterin Sarah Lichtenberger tobte gegenüber DER WESTEN: „Unsere Schüler, die seit Jahren vorbereitet werden, haben keine Chance auf den Abschluss, weil die Fächerkombinationen in den Bundesländern völlig unterschiedlich sind. Ohne Abschluss können sie ihre Ausbildung im Sommer nicht beginnen.“

Lichtenberger hat Schulministerin Gebauer in die Pflicht genommen: „Jede Universität hat während des Lockdown Fern- und Digitalprüfungen angeboten, wir aber dürfen das laut Schulministerium nicht, obwohl wir so seit Jahren unterrichten. Es ist ein Unding und eine Ungerechtigkeit, gegen die wir uns wehren werden. Keiner denkt in dieser Situation an die Kinder und ihre Zukunft. Es ist eine absolute Sackgasse für sie.“ Auch Kompromissvorschläge wie das Anmieten großer Räume für die Prüfungen oder der Einsatz von pensionierten Lehrern als ehrenamtliche Prüfer wurden von den Behörden abgewiesen.

+++ Ob Wüst oder Kutschaty: Bildungs-Experte schlägt Alarm – „Das größte Problem“ +++

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Die wichtigsten Infos zur NRW-Landtagswahl 2022:

  • Am 15. Mai 2022 findet die NRW-Wahl statt.
  • 2017 erreichte die schwarz-gelbe Koalition aus CDU und FDP die Mehrheit.
  • Armin Laschet löste Hannelore Kraft als Ministerpräsident ab. Im Oktober wurde sein Nachfolger Hendrik Wüst gewählt.
  • SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty will, dass Wüst direkt wieder aus der Düsseldorfer Staatskanzlei ausziehen muss.
  • Im Landtag sind aktuell fünf Fraktionen vertreten: CDU, SPD. FDP, Grüne und AfD.

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NRW-Landtagswahl 2022: Schulleiterin rechnet mit Politik ab – „Schwerbehinderte Jugendliche um Abschluss gebracht“

Immerhin: Gebauers Ministerium hat kurz vor knapp doch noch eingelenkt – zumindest für dieses Schuljahr. Lichtenberger erleichtert zu DER WESTEN: „Es hat sich gelohnt, wir sind der moralische Sieger. Für die Folgejahre müssen wir weiter kämpfen, aber ich bin optimistisch. Yvonne Gebauer sieht sich vor der Wahl mit dem Vorwurf konfrontiert, 60 teils schwerbehinderte Jugendliche um ihren Abschluss gebracht haben.“ Nämlich die, die von ihren Prüfungen zurückgetreten waren.

Erleichtert ist auch Annett Porzel (53) aus Bayern. Ihr Sohn Marlon (18) ist Autist, kann nicht an einer Regelschule unterrichtet werden, hat vor wenigen Tagen seine Abschlussprüfung an der Web-Individualschule in Bochum gemacht. Die 53-Jährige beschreibt gegenüber DER WESTEN das Bangen um die Prüfungszulassung: „Wir hatten einen Plan B, wenn Marlon wirklich nicht hätte geprüft werden dürfen. Wir hätten ihn wie gefordert in Bayern anmelden müssen. Allerdings hat Bayern ganz andere Prüfungskriterien, Marlon hätte in seiner Vorbereitung ein ganzes Fach mehr lernen müssen.“ Ihrer Meinung nach sei das nahezu unmöglich gewesen, dass er so bestanden hätte.

NRW-Wahl 2022: Mutter von autistischem Sohn außer sich vor Wut – „Es geht um unsere Kinder“

Dabei hätten Marlon und alle anderen Jugendlichen zwei Jahre lang und trotz Corona alles gegeben, um zum Prüfungszeitpunkt ideal vorbereitet zu sein. Annett Porzel: „Der Regierungsbezirk Arnsberg sagte, dass das Prüfen ein zu großer Verwaltungsaufwand gewesen wäre. Da fasse ich mir nur an den Kopf! Es geht um unsere Kinder, es geht um Inklusion. Sie haben ohnehin einen steinigen Weg im Leben – und da will das Land nochmal Hindernisse aufbauen?“

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Als Mutter eines autistischen Sohnes weiß sie, dass es um mehr geht als die reine Prüfung. Sie erklärt weiter: „Die Kinder haben unterschiedliche Probleme, können nicht ideal an Regelschulen unterrichtet werden, haben verschiedene Bedürfnisse. Man wollte die Kinder in ganz NRW verteilen. Das hätte sie aber zusätzlich belastet – eine fremde Stadt, eine fremde Schule, allein das fremde Gebäude kann einschüchternd wirken.“

Besserung nach Landtagswahl in NRW?

Sie fordert die Errichtung und Förderung weiterer Individualschulen, kritisiert die nicht vorhandene Kommunikation zwischen Elternschaft und Land: „Mit uns Eltern hat nie jemand gesprochen, weder vom Ministerium noch vom Regierungsbezirk. Wir haben alles von der Schule erfahren. Die Politik muss schleunigst umdenken. Das System muss sich den Schülern anpassen, wenn man Inklusion großschreibt. Mir hat jede Empathie gefehlt.“

Jetzt bleibt erstmal zu hoffen, dass alle Prüflinge ihre Abschlüsse erfolgreich erwerben. Und dass es nicht nur in NRW ein Umdenken geben wird…