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NRW: Wegen Anti-Erdogan-Protest! Düstere Prognose für Türken in Deutschland – „Noch mehr gespalten“

Die Unruhen und Proteste gegen Türkei-Präsident Erdogan haben auch NRW erreicht. Ein Experte warnt vor einer gefährlichen Entwicklung.

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Erdogan: Das ist der Machthaber der Türkei

Recep Tayyip Erdogan ist langjähriger Machthaber in der Türkei. Wir stellen den türkischen Präsidenten vor.

Greifen die Unruhen in der Türkei auch nach NRW über? Nach der Verhaftung von Erdogan-Gegner Ekrem Imamoglu (53) am 19. März in Istanbul gehen in der Türkei tagtäglich Tausende auf die Straßen. Imamoglu, Präsidentschaftskandidat der größten Oppositionspartei CHP, werden von der türkischen Justiz Korruption und Führung einer kriminellen Organisation vorgeworfen.

Demonstranten, vor allem viele junge Menschen, fordert die sofortige Freilassung des beliebten Oberbürgermeisters von Istanbul, der 2028 für die Abwahl von Langzeit-Regent Recep Tayyip Erdogan (71) sorgen sollte. Trotz massiver Polizeipräsenz, Demonstrationsverbote und des Einsatzes von Tränengas und Wasserwerfern, fordern Erdogan-Gegner das Ende dessen Regimes. Und auch in NRW sind die Türkei-Unruhen angekommen – und spalten die türkische Community in Deutschland noch weiter.

NRW: Wegen Protest gegen Erdogan! Düstere Prognose für Türken in Deutschland

Vor allem in NRW ist der Rückhalt für Erdogan ungebrochen stark. Bei der letzten Präsidentschaftswahl im Jahr 2023 gewann er auch dank der vielen Stimmen von Türken in Deutschland. In Essen holte Erdogan über 77 Prozent aller Stimmen, auch in Münster (über 73 Prozent), Düsseldorf (über 71 Prozent) und Köln (66 Prozent) räumte er ab. Da ist es naheliegend, dass gerade auf Social Media die Deutungshoheit der Erdogan-Anhänger in Deutschland führt: Imamoglu sei korrupt, der „reichste Bürgermeister der Welt“, und die türkische Justiz würde nur ihre Arbeit verrichten.

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Für Burak Yilmaz aus Duisburg ist das nicht überraschend. Er ist Türkei-Experte, Buchautor und Sozialpädagoge, hat in seiner Tätigkeit viel mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit türkischem Migrationshintergrund zu tun. Gegenüber DER WESTEN glaubt er an eine noch stärker werdende Spaltung unter den Türken in Deutschland: „Es ist bedenklich, wenn ich sehe, mit welcher Härte diese Diskussionen geführt werden. Wir haben mehrere Konfliktlinien in der hiesigen türkischen Community. Erstmal innerhalb der türkischen, dann in der türkisch-alevitisch und dazu noch in der türkisch-kurdischen Community.“

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Türkei-Experte und Buchautor Burak Yilmaz aus Duisburg in NRW. Foto: Gerd Wallhorn/ FUNKE Fotoservices

„Werden noch mehr gespalten“

Dabei glaube er, dass man gerade in Deutschland Möglichkeiten finden könne, um über ein gescheites Miteinander zu sprechen. „Auf der anderen Seite habe ich die Sorge, dass das von Rechts vereinnahmt werden kann – sowohl von der deutschen als auch von der türkischen Rechte“, so Yilmaz. Dass sich junge Türken in Deutschland so sehr hinter Erdogan stellen, sei auch die Schuld deutscher Politiker.

Der Buchautor erläutert gegenüber DER WESTEN: „Wenn ich sehe, dass Erdogan in der Türkei TV-Talkrunden mit Jugendlichen macht – das habe ich von Olaf Scholz noch nicht gesehen. Da sehe ich einen Kern, wie man sich um Jugendliche bemüht. Es kann auch sein, dass Identitätskonflikte eine Rolle spielen: Bin ich Deutscher, bin ich Türke, bin ich muslimisch genug? Diese Identitätsfrage wird immer kompliziert bleiben.“


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Man werde diese Frage immer anders beantworten – „mit zehn Jahren, mit 20 Jahren, mit 30 oder 50 Jahren. Das ist auch gut so, Identität ist immer in Bewegung. Wenn man aber sagt, dass die Identität ‚fest‘ ist, es vielleicht Sünde sei, wenn man das infrage stellt, wirkt das leider auch bei vielen Jugendlichen, die gerade auf der Suche nach einfachen Antworten sind.“ Bleibt zu hoffen, dass die Lage auch auf den deutschen Straßen innerhalb der Türken nicht eskaliert…