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Arzt aus NRW in türkischem Erdbeben-Gebiet im Einsatz – seine Schilderungen sind schockierend

In der Türkei und in Syrien versuchen Retter noch immer Lebende zu bergen. Ein Arzt aus NRW ist vor Ort, er berichtet dramatisches.

NRW-Arzt hilft bei Erdbeben-Katastrophe
© IMAGO / Depo Photos

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Die Hilfsorganisation ISAR (International Search and Rescue) Germany machte sich mit einem 40-köpfigen Team Anfang der Woche in die Türkei auf. Seitdem suchen die Helfer fast ohne Pause nach Überlebendem in dem Erdbeben-Gebiet. Unter den Helfern ist auch ein Arzt aus NRW.

Sören Leymann ist als ehrenamtlicher Unfallchirurg mitgereist. Er erlebte die Rettungsaktion einer türkischen Mutter hautnah mit. Ihre Familie lag verschüttet neben ihr begraben, doch Zeynep B. wollten die Helfer unter allen Umständen unbedingt retten.

Arzt aus NRW schildert dramatische Rettungsaktion

Über 50 Stunden kämpfte das Team um das Leben der 40-Jährigen türkischen Stadt Kırıkhan nahe der syrischen Grenze. Mehr als 100 Stunden lag sie schon unter den Trümmern des sechsstöckigen Hauses. Neben ihr die Leichen ihrer Familienangehörigen. Mit größter Vorsicht arbeitet sich das Team immer näher ran. Gegenüber WDR-Reporter Jens Eberl schilderte der Unfallchirurg am Freitag (10. Februar) die dramatische Lage und die Schwierigkeiten bei der Bergung: „Wir haben aktuell die Situation, dass es sehr eng ist im Loch. Wir müssen Platz schaffen, weil wir wahrscheinlich noch versuchen müssen, die Patientin dort unten zu wenden, damit sie überhaupt rauskommt.“

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In dem Beitrag auf Twitter wird auch deutlich, dass die Gefahr nach der Rettungsaktion noch lange nicht gebannt ist. Denn jede Stunde mehr unter den Trümmern verschlechterte den Gesundheitszustand der 40-Jährigen. „Diese Lageveränderung macht Problem beim Blutdruck. Sie lag jetzt über 50-60 Stunden in Bauchlage. Da ist das Risiko sehr hoch, dass es nach der Bergung zu Ausschwemmungen von bestimmten Stoffen im Körper und der Niere zusetzen können. Das kann sie umbringen“, wurde der Arzt deutlich.

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Auf Freude folgt große Trauer

Als die Frau endlich auf einer Trage an die Oberfläche befördert und ins Krankenhaus gebracht werden konnte, lagen sich die Helfer völlig erschöpft, aber auch glücklich in den Armen. Doch am Samstag folgte dann die schreckliche Nachricht: Zeynap hat es nicht geschafft und ist verstorben. „Wir sind natürlich traurig, dass Zeynep es nicht geschafft hat. Wir haben alle gewusst, dass es ein hohes Risiko ist, dass sie, sobald sie geborgen ist, am sogenannten Bergungstod stirbt. Und genau so ist es offensichtlich jetzt auch passiert, dass sie aufgrund der langen Liegezeit da unten, dadurch, dass sie auch eingequetscht war, wahrscheinlich an Nierenversagen gestorben ist“, bedauert Sören Leymann ihren Tod gegenüber „Bild“.


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Der Schock sitze auch bei den Helfern tief. Trotzdem sei die Rettung wichtig gewesen: „Wir sind uns alle einig, es war genau richtig, sie da rauszuholen, sie hat die Sonne noch mal gesehen. Das ist das Entscheidende“, betont der Unfallchirurg. Zeynap konnte die ISAR Germany am Ende nicht retten. Sie ist nun eine von bislang über 23.000 Todesopfern nach der Erdbeben-Katastrophe. Doch zwei Menschen konnte das Team eine zweite Chance im Leben geben. Ein 16-jähriger Junge und eine 66-jährige Frau überlebten dank der Helfer.