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Kölner Zoo schläfert junge Löwen ein – eine bittere, aber nötige Entscheidung

Jungtiere zu töten, ist eine schlimme Vorstellung. Entsprechend heftig fällt die Kritik am Kölner Zoo aus. Doch er hat angemessen gehandelt. Ein Kommentar.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Das sind die fünf größten Zoos in NRW

Ein Vorfall im Kölner Zoo sorgt bundesweit für Empörung. Zwei neugeborene Asiatische Löwen wurden eingeschläfert, nachdem ihre Mutter sie nicht annahm und eine Handaufzucht ausgeschlossen wurde. Bilder von flauschigen Löwenjungen und die Vorstellung ihres frühen Todes rufen bei vielen Menschen starke Emotionen und Unverständnis hervor. Und dennoch: Die Entscheidung, die Jungtiere einzuschläfern, war richtig. So schwer dies auch zu akzeptieren ist. Ein Kommentar.

Zoos erfüllen heute eine Doppelfunktion, die nicht leicht miteinander zu vereinbaren ist. Sie sind Orte der Freizeitgestaltung und der Bildung, zugleich aber ein wichtiger Bestandteil internationaler Artenschutz-Programme. Besonders im Fall von Tierarten wie dem Asiatischen Löwen, dessen wild lebende Population stark gefährdet ist, dient die Zucht dem Erhalt der Art. Diese Arbeit basiert auf Richtlinien, die das langfristige Überleben sichern soll.

Kölner Zoo schloss Verhütung und Handaufzucht aus

Die tragische Entscheidung, zu der es jetzt im Kölner Zoo gekommen ist (>>> hier die Einzelheiten), wirft Fragen auf. Sie bereitet nicht nur Besuchern und Tierschützern Bauchschmerzen, sondern auch den Pflegern und Veterinären im Tierpark selbst. Die Vorstellung, dass Tiere in menschlicher Obhut „geopfert“ werden, erscheint paradox. Dies widerspricht auf den ersten Blick dem Wunsch vieler Besucher, die Zoo-Tiere wohlbehütet zu wissen. Doch gerade diese Fürsorge bringt langfristig Verantwortung mit sich. Hormonelle Verhütung bei Löwin Gina hätte ihre Fruchtbarkeit gefährden können. Eine Handaufzucht durch Menschen hätte die Löwen-Jungen möglicherweise für immer isoliert.

+++ Mehr zum Thema: PETA kritisiert beliebten Zoo in NRW scharf – „Grausame Vorgänge“ +++

Die Kritiker des Zoos in NRW haben nicht unrecht, wenn sie ein Problem darin sehen, dass Tiere in Gefangenschaft grundlegend auf menschliche Entscheidungen angewiesen sind. Der Eingriff in das ursprünglich wilde Leben bringt ein ethisches Dilemma mit sich, das sich nicht auflösen lässt. In diesem Fall aus dem Kölner Zoo jedoch liegen die Argumente auf der Hand. Die bewusste Entscheidung zugunsten der älteren Jungtiere von Gina und zugunsten der langfristigen Zuchtziele war rational – auch wenn sie emotional schmerzt.

Artenschutz wichtiger als Vergnügung der Zoo-Besucher

Ein Blick auf die Grundidee moderner Zoos zeigt, warum hier abgewogen werden musste. Zuchtprogramme wie das für Asiatische Löwen helfen, in freier Wildbahn artenreiche Lebensräume zu bewahren und (fast) verlorene Populationen wieder aufzubauen. Ein Zoo, der seiner Verantwortung gerecht werden will, darf sich daher nicht an kurzfristigen Erfolgserlebnissen orientieren. Es geht nicht darum, putzige Jungtiere für die Vergnügung der Besucher großzuziehen, sondern ganze Arten für die Zukunft zu sichern.


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Die im Kölner Zoo getroffene Entscheidung ist also kein Beweis unzeitgemäßer Grausamkeit, sondern Ausdruck eines wissenschaftlichen und ethischen Balance-Aktes. Sie zeigt, wie schwierig es ist, das Ziel des Artenschutzes mit den Erwartungen der Öffentlichkeit zu vereinen. Statt mit Empörung zu reagieren, sollte anerkannt werden, dass hier nicht für das Publikum, sondern für das Überleben einer gefährdeten Art entschieden wurde. Das ist bitter – aber auch notwendig.