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Hartz 4 in NRW: Familienvater verzweifelt – und muss mit 17 Euro auskommen

Ein „Hartz 4“-Empfänger aus NRW stand plötzlich vor dem Nichts. Das Jobcenter ließ ihn zappeln. Dabei hatte er eine Familie zu ernähren.

hartz 4
© IMAGO / Nikito

Das ist das neue Bürgergeld

Nach der Einigung im Vermittlungsausschuss haben Bundestag und Bundesrat die Einführung des Bürgergelds beschlossen. Damit kann die neue Grundsicherung für Langzeitarbeitslose wie geplant zum 1. Januar in Kraft treten.

Dieses Jahr hat viele Menschen in NRW finanziell in Bedrängnis gebracht. Die Preise für Lebensmittel, Energie und Sprit sind komplett explodiert. Ganz besonders hart trifft die Krise die sozial am schwächsten aufgestellten Mitglieder unserer Gesellschaft. Das Schicksal eines Hartz-4-Empfängers aus NRW hat in diesem Jahr viele Menschen besonders bewegt.

Es handelt sich um einen Familienvater aus Lünen, der im Sommer in extreme Bredouille geraten war. Dabei hatte der Hartz-4-Empfänger alles richtig gemacht. Doch das Jobcenter ließ ihn wochenlang hängen.

Hartz 4 in NRW: Familienvater lebt von der Hand in den Mund

Die Zeit für die Familie aus Lünen war zum Zeitpunkt der Antragsstellung Anfang Juli 2022 knapp: „Wir haben der Mitarbeiterin vom Jobcenter direkt gesagt, dass wir Ende des Monats Geld brauchen“, berichtete der Lüner seinerzeit den „Ruhrnachrichten“. Das Jobcenter habe ihn zunächst beruhigt. Länger als zwei Wochen müsse er in dem Notfall nicht auf sein Geld warten. Die zuständige Sachbearbeiterin habe ihn sogar gelobt, dass er auf Anhieb alle Unterlagen parat hatte und den Antrag komplett richtig ausgefüllt habe.

Doch dann verstrich Woche um Woche. Und die Luft bis zum Monatsanfang wurde immer dünner. „Wir haben wie alle anderen Leute finanzielle Verpflichtungen zum Monatsanfang, ich muss die Zahnspangen meiner Kinder bezahlen“, erklärte der 46-Jährige damals. Zu dem Zeitpunkt habe er lediglich noch 17 Euro im Geldbeutel gehabt.

Hartz-4ׅ- Empfänger klagt Jobcenter an

Ende des Monats fasste sich der Familienvater ein Herz und horchte beim Jobcenter nach. Doch dort sei er vertröstet worden. Sein Antrag sei immer noch in Bearbeitung gewesen. Auf seine Bitte nach einer unbürokratischen Lösung habe er lediglich unzufriedenstellende Vorschläge bekommen: „Mir wurden nur Lebensmittelgutscheine oder der Gang zur Tafel angeboten.“


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Doch das sei für ihn keine Option gewesen. Stattdessen habe er lieber sein Konto überzogen und Bekannte angepumpt, um seine Rechnungen zu bezahlen. Das Jobcenter teilte unterdessen mit, dass doch noch Unterlagen zur Bearbeitung seines Antrags gefehlt hätten. Darüber sei der Lüner eigenen Angaben zufolge aber nicht unterrichtet worden. Nach der Presseanfrage ging schließlich alles zeitig über die Bühne. Anfang August hatte das Jobcenter den Antrag endlich bearbeitet.