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Duisburg und Oberhausen: Arztpraxen am Limit! „Müssen unsere Leistungen einschränken“

Die Arztpraxen im Ruhrgebiet sind am Limit! Eine neue Forderung des Ärztebundes könnte Patienten nun erhebliche Nachteile bringen.

Ruhrgebiet
© IMAGO / Jochen Tack

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Die Arztpraxen im Ruhrgebiet sind alarmiert! Die Kosten für den Betrieb, das Personal, Energie und die Inflation – alles steigt exorbitant. Und nun gibt es auch noch eine Forderung vom Ärzteverband.

Demnach sollen Arztpraxen im Ruhrgebiet und in ganz Deutschland bald nur noch an vier Tagen geöffnet haben. Für Patienten wäre das ein großes Drama. DER WESTEN hat bei Arztpraxen in Duisburg und Oberhausen nachgefragt.

Duisburg & Oberhausen: Arztpraxen nur noch an wenigen Tagen geöffnet?

Der Ärzteverband Virchowbund hatte Anfang Januar alle Arztpraxen zur Einführung einer Vier-Tage-Woche aufgerufen. Diese sollen mittwochs für Patienten geschlossen bleiben und die Zeit für Fortbildung und angefallenen Papierkram nutzen.

Arztpraxen stünden unter einem „enormen Kostendruck“ – nicht nur durch die Preissteigerungen und die Inflation, sondern auch aufgrund des Fachkräftemangels. „Für uns ist deshalb klar: Leistungen, die nicht bezahlt werden, können auch nicht erbracht werden – deshalb müssen wir unsere Leistungen einschränken“, so der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich.

DER WESTEN hat bei Arztpraxen im Ruhrgebiet nachgefragt, ob die 4-Tages-Woche dort eingeführt wird. Die Antworten sind eindeutig.

Duisburger Arzt reagiert auf Vorschlag

Die HNO-Praxis von Dr. med. Christoph Haremsa in Duisburg will den Vorschlag jedenfalls nicht umsetzen. „Für uns würde es bedeuten, dass wir noch weniger Termine anbieten können bei jetzt schon langen Wartezeiten der Patienten“, beurteilt Dr. Haremsa die Situation. Mit seiner Analyse habe der Virchowbund recht, gibt Dr. Stephan Becker von der Revierparkpraxis in Oberhausen-Osterfeld zu. „Dennoch halte ich den Vorschlag für ungeeignet und unpassend.“

Es sei die Aufgabe der Vertragsärzte, ihre Patienten „stets adäquat“ zu behandeln. Unter der Woche beim Haus- und Facharzt, am Wochenende beim Notdienst. Die 4-Tage-Woche umzusetzen, wäre kein Problem, denkt Dr. Becker. Zudem würde weniger Arbeit bei gleichbleibendem Lohn die Arbeit in der Praxis attraktiver machen. Zumal viele Medizinische Fachkräfte von Kliniken abgeworben würden. Die Einnahmen würden dadurch aber stark sinken.

Arztpraxis in Oberhausen vor „existenziellen Problemen“

In den letzten Jahren seien die Kosten in der Praxis extrem gestiegen, vor allem die Personal-, aber auch die Betriebskosten. Gepaart mit der Inflation dürfte das künftig zu „existenziellen Problemen“ führen – in vielen Arztpraxen. „Nach meiner Einschätzung ist dies auch beabsichtigt“, geht Dr. Becker weiter. Politik und Krankenkassen sähen es lieber, wenn die ambulante Versorgung in Krankenhäusern stattfände.


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Doch bekämen die Kliniken Unterstützung durch Politik und Kassen, sollten sie die gestiegenen Personal- oder Energiekosten nicht mehr auffangen können. „Was die Kliniken bekommen sollen, müssen Praxen auch im vergleichbaren Volumen erhalten“, fordert Dr. Becker ein. (mit afp und dpa)