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Anschlag in Ratingen: Plötzlich wird es still, als SIE den Saal betritt

Knapp sieben Monate nach dem Anschlag in Ratingen hat die 25-jährige Polizistin ausgesagt. Sie zeigte sich erstmals der Öffentlichkeit.

© David Young/dpa

Explosion in Ratingen: Das ist passiert

Einsatzleiter schildern grausige Details der Explosion in Ratingen, bei der mehrere Polizisten und Feuerwehrleute teils lebensgefährlich verletzt wurden – womöglich mit voller Absicht.

Für immer traumatisiert und für ihr Leben gezeichnet – die Einsatzkräfte, die beim Anschlag in Ratingen (NRW) vor nunmehr gut sieben Monaten schwer bis lebensgefährlich verletzt wurden, bringen immer mehr schockierende Details über den Einsatz vom 11. Mai ans Licht. Frank P. hatte an diesem schicksalhaften Tag Einsatzkräfte der Polizei mit Benzin überschüttet und infolge eine schwere Explosion ausgelöst.

Am Freitag (8. Dezember) begann vor dem Landgericht Düsseldorf der dritte Prozesstag – und der sollte es in sich haben. Denn als plötzlich eine junge Frau den Saal betritt, halten die Anwesenden gespannt den Atem an.

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25-jährige Polizistin erinnert sich an Anschlag in Ratingen

Mit der rechten Hand auf einen Gehstock gestützt, betrat Verena F. am Freitag den Gerichtssaal in der NRW-Landeshauptstadt. Schlank und groß gewachsen, mit einem hellbrauen Wintermantel, einem gelben Schal und einer weißen Mütze gekleidet, bahnt sie sich ihren Weg durch den Raum, beschreibt ein Reporter der „Rheinischen Post“. Ihr Gesicht ist von dem Anschlag schwer gezeichnet. Keiner der Anwesenden kann den Blick von ihr abwenden, im Saal herrscht absolute Stille.

Vor allem die Reaktion des Angeklagten Frank P. schockiert dabei. Denn auch er kann den Blick von der 25-Jährigen, die am 11. Mai als Polizistin in Ratingen im Einsatz war, nicht abwenden. Verena F. würdigt den Tatverdächtigen aber keines Blickes.


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Mit Spannung wurde ihre Aussage erwartet, wurde die junge Frau am schicksalhaften Maitag am schwersten von der Explosion getroffen. Brennend soll sie mit anderen Einsatzkräften die Stufen aus der zehnten Etage eines Hochhauses in Ratingen hinuntergerannt sein. Mit zwei Wasserflaschen hatte ein 36 Jahre alter Notarzt, der ebenfalls am Freitag vor dem Landgericht Düsseldorf aussagte, Kopf, Hals und Schutzweste der brennenden Polizistin löschen können. Er habe ihr damals keine Überlebenschance eingeräumt. 80 Prozent ihrer Hautoberfläche verbrannten durch das Feuer, zwei Monate lag F. im Koma, musste insgesamt elf Operationen über sich ergehen lassen. Ein Ende der Behandlungen sei noch nicht in Sicht.

Polizistin erinnert sich an Tag zurück

Trotz ihrer lebensgefährlichen Verletzungen erinnert sich die 25-jährige Polizistin noch an den Moment, als Frank P. plötzlich Benzin über sie schüttete. „Ich habe dann eine Gestalt mit weißen langen Haaren vom hinteren Teil der Wohnung auf uns zukommen gesehen. Ich habe dann laut gerufen: ‚Da ist jemand’“, so F. Dann habe sie plötzlich etwas Nasses auf ihrem Gesicht gespürt. „Das hat nach Benzin geschmeckt.“


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Ob die junge Frau jemals wieder in den Polizeidienst zurückkehren wird, ist nach jetzigem Stand noch ungewiss. Doch es ist unwahrscheinlich, dass sie nach dem Anschlag in Ratingen jemals wieder als Polizistin arbeiten wird. Zwei Polizisten, vier Feuerwehrleute, zwei Rettungssanitäter und ein Notarzt wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

Acht der neun Opfer würden absehbar bleibende Schäden zurückbehalten, hatte die Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Die Anklage gegen Frank P. lautet neunfacher, versuchter Mord. Auch am Freitag hüllte sich der Angeklagte weiter in Schweigen. Der Prozess wird voraussichtlich noch bis 11. Januar fortgesetzt. (mit dpa)