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Rente: Wenn das Geld im Alter knapp wird – Frau berichtet über Gang zum Sozialkaufhaus

Frauen droht auch trotz Vollzeitbeschäftigung Altersarmut. Ein Beispiel zeigt, worauf wohl viele Rentnerinnen zurückgreifen müssen – und das unfreiwillig.

Frauen droht auch trotz Vollzeitbeschäftigung Altersarmut. Ein Beispiel zeigt, worauf wohl viele Rentnerinnen zurückgreifen müssen – und das unfreiwillig.
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Altersvorsorge Tipps: Was solltest du tun, um im Alter ausgesorgt zu haben?

3 Dinge sollte jede:r in seiner oder ihrer Altersvorsorge auf dem Schirm haben. Wir zeigen, womit du beginnen solltest, um der Altersarmut zu entgehen.Dieses Video wurde mit der Hilfe von KI erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.

Von wegen entspanntes Rentendasein! Auf viele wartet selbst nach einem langem und anstrengendem Arbeitsleben ein großes Problem: die Altersarmut. Und vor allem Frauen betrifft das. Denn die ungleiche Bezahlung und Teilhabe an der Erwerbstätigkeit kann sich auch auf den Ruhestand auswirken. Laut Statistischem Bundesamt liegen die durchschnittlichen Alterseinkünfte bei Frauen ab 65 bei 17.800 Euro brutto im Jahr, bei Männern bei 25.400 Euro.

Der sogenannte Gender Pension Gap betrug 2021 rund 30 Prozent. 20 Prozent der Frauen ab 65 seien armutsgefährdet, bei Männern ab 65 seien es 17,5 Prozent. „Altersarmut hat ein Gesicht, und das ist weiblich“, sagte Eva Oñate Palomares, Sprecherin der Landesarmutskonferenz Niedersachsen. Eines davon ist Rita Schneider aus Norddeutschland.

Rente: Nur 500 Euro pro Monat

Witwe Rita Schneider lebt seit dem Tod ihres Mannes von 1.200 Euro Rente im Monat. Davon geht allein schon über die Hälfte für die Miete drauf (700 Euro). Der 64-Jährigen bleiben so 500 Euro für ihr alltägliches Leben übrig. Deshalb ist das Sozialkaufhaus in Ahrensburg (Kreis Stormarn) für sie zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden.

P. Massow/dpa Infografik Foto: P. Massow/dpa Infografik

„Bevor ich zu Mediamarkt fahre, gucke ich erst hier“, berichtet Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd), wenn sie auf der Suche nach neuer Kleidung, Elektrogeräten und Küchenzubehör ist. Denn dort gibt es die Alltagsgegenstände oft viel günstiger. Und, auch wenn sie gebraucht und gespendet wurden, sind sie immer noch funktionstüchtig.

Laut epd gibt es in Schleswig-Holstein rund 40 Sozialkaufhäuser. Zu den Trägern gehören in erster Linie Wohlfahrtsverbände. Die Diakonie Altholstein etwa betreibt fünf Sozialkaufhäuser in Neumünster, Bordesholm, Wilster, Hohenwestedt und Bad Bramstedt. Alle verzeichnen eine steigende Nachfrage. Ins Sozialkaufhaus Neumünster kommen monatlich fast 1.700 Kunden mehr als noch im vergangenen Jahr. Einen Grund dafür sehen die Träger in den Lebenshaltungskosten, die durch den Ukraine-Krieg gestiegen sind. „Für eine Alleinerziehende, die ihre Kinder einkleiden muss, wird es nun richtig eng“, sagt Bodo Völzke, den gemeinnützigen Verein „VILM“ (Verein zur Integration langzeitarbeitsloser Menschen) gründete.

Rente: Unterstützung vom Jobcenter

Das Angebot der Sozialkaufhäuser der Diakonie richtet sich nur an sozial Bedürftige mit einem entsprechenden Nachweis. Dafür bezieht die Diakonie Zuschüsse vom Jobcenter, das ihr Langzeitarbeitslose zuweist, die sich über die Arbeit im Sozialkaufhaus wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt integrieren sollen.

„Ohne die Mitarbeiter vom Jobcenter könnten wir den Betrieb nicht aufrechterhalten“, erklärt die Leiterin des Sozialkaufhauses in Neumünster, Diana Lenz. Bis zu 48 Langzeitarbeitslose bekommt Lenz zudem vom Jobcenter zugewiesen, die maximal drei Jahre bleiben.

Rentnerin arbeitet im Sozialkaufhaus

Das Sozialkaufhaus in Ahrensburg, in das Rita Schneider oft geht, erhält keine öffentlichen Gelder – jeder darf also dort einkaufen. Träger ist der Verein „VILM“ von Völzke. „Wir versuchen, jedem eine Chance auf Arbeit zu geben. Wir beschäftigen auch Menschen, die bei uns ihre Sozialstunden ableisten oder die gerade aus dem Gefängnis kommen. Das Spektrum ist groß“, so der 65-jährige.


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Um ihre Rente aufzubessern, arbeitet mittlerweile auch Schneider selbst im Sozialkaufhaus. Dabei nimmt sie nicht nur Waren an und kassiert diese, sie berät auch andere Kunden. 80 bis 90 Prozent der Kundschaft seien sozial bedürftig, sagt Völzke. „Die restlichen Kunden helfen uns, über die Runden zu kommen. Die kaufen die antiken Möbel, die etwas teurer sind.“

Anmerkung der Redaktion: Der Evangelische Pressedienst hat den Namen von Rita Schneider geändert.