Veröffentlicht inPolitik

Rente: Seniorin hat nur 820 Euro im Monat – „Fünfmal die Woche nur Brot“

Vor allem Frauen sind im Alter von einer niedrigeren Rente betroffen. Rund jeder dritten Frau droht Altersarmut – trotz Vollzeitbeschäftigung.

Vor allem Frauen sind im Alter von einer niedrigeren Rente betroffen. Rund jeder dritten Frau droht Altersarmut, und das trotz Vollzeitbeschäftigung.
© IMAGO / imagebroker

Demografischer Wandel bringt Rentensystem in Gefahr - so wird Deutschland immer älter

So bringt der demografische Wandel das Rentensystem in Gefahr.

Das Privileg, sich am Ende eines Erwerbslebens auf einen erholsamen Ruhestand freuen zu können, kann in Deutschland nicht jeder genießen. Immer häufiger wartet auf Rentner eine Altersarmut. Vor allem Frauen sind davon betroffen. Die ungleiche Bezahlung und Teilhabe an der Erwerbstätigkeit wirkt sich auch auf den Ruhestand aus. Laut Statistischem Bundesamt liegen die durchschnittlichen Alterseinkünfte bei Frauen ab 65 bei 17.800 Euro brutto im Jahr, bei Männern bei 25.400 Euro.

Der sogenannte Gender Pension Gap betrug 2021 rund 30 Prozent. 20 Prozent der Frauen ab 65 seien armutsgefährdet, bei Männern ab 65 seien es 17,5 Prozent. „Altersarmut hat ein Gesicht, und das ist weiblich“, sagte Eva Oñate Palomares auf der Landesarmutskonferenz Niedersachsen. Ein Gesicht davon ist die 66-jährige Ingeborg E. aus München. Im Monat bleiben ihr 820 Euro Rente.

Rente: „Das kann ich mir alles nicht leisten“

Um überhaupt über die Runden zu kommen, muss die Münchnerin im Alter arbeiten gehen. Mit einem Minijob als Leih-Oma bessert sie ihre monatliche Rente auf. Gegenüber „Bild“ klagt sie: „Allein die Miete kostet mich 600 Euro, dazu kommen die Nebenkosten. Wovon soll ich denn leben?“ Sie spare Geld, wo es nur geht, und sei immer auf der Suche nach einem Minijob, auch, wenn sie wisse, dass sie die Arbeit auf Dauer nicht stemmen könne.

„30 Jahre lang habe ich gearbeitet, aber ich war eben alleinerziehend und konnte nichts zur Seite legen. Ich musste immer schauen, dass ich überlebe!“ Wenn sie jetzt im Ruhestand keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgeht, esse sie fünfmal die Woche nur Brot mit ein bisschen Käse. „Das ist so erbärmlich, so unwürdig, dass man im Alter betteln muss“, klagt die 66-Järige. „Ich würde so gerne mal gemütlich essen gehen, ins Kino, oder sogar in den Urlaub fahren!“ Doch dafür fehle das Geld: „Das kann ich mir alles nicht leisten.“

Rente: Von Politik „maßlos enttäuscht“

Neben der Geldnot kommt noch die Einsamkeit hinzu: „Manchmal erdrückt es mich, allein zu sein. Aber um Kontakte zu finden, müsste ich zum Beispiel in Vereine gehen; die kosten jedoch alle Geld.“ Der Senioren-Verein Lichtblick unterstütze sie jedoch finanziell.

„Wenn ich den nicht hätte, wäre ich nicht hier!“, betont sie. Der Verein organisiere regelmäßig Kaffeekränzchen und finanziere die S-Bahn-Karte für Ingeborg E., die sie für den Weg zur Arbeit brauche. Von der Politik allerdings sei sie „maßlos enttäuscht“. Ihr Vorschlag: „Ich würde gerne mal mit Olaf Scholz tauschen. Dann spürt er hautnah, wie es uns so geht!“

Das macht die Bundesregierung für Rentner

Das Bundesministerium für Arbeit uns Soziales (BMAS) sagt dazu auf Anfrage: „Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren wichtige Leistungsverbesserungen auf den Weg gebracht.“ Diese würden für viele Personen zu höheren Rentenansprüchen führen und das Risiko von Altersarmut reduzieren. Das wirke sich ebenso positiv auf die „materielle Situation von Frauen“ aus.

Als Beispiele nennt eine Sprecherin die erweiterte Anrechnung von Zeiten der Kindererziehung in der gesetzlichen Rentenversicherung, verbesserte Leistungen von Personen, die erwerbsgemindert werden, oder die Einführung des Grundrentenzuschlags. Dieser gilt für Menschen, „die mindestens 33 Jahre verpflichtend Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung aus unterdurchschnittlichem Verdienst gezahlt haben.“ Schätzungsweise könnten davon rund 70 Prozent Frauen profitieren.

Rente: Wie gelingt eine sichere Altersvorsorge?

Doch wie gelingt nun eine sichere Rente – gerade für Frauen? Der Schlüssel zum Erfolg liegt laut BMAS im Arbeitsleben: „Das Alterseinkommen ist ein Spiegel des Erwerbslebens.“ So sei der beste Schutz vor Altersarmut neben einer „guten Ausbildung“ und einer „dauerhafte Beschäftigung mit anständigen Löhnen“ die „Absicherung durch die gesetzliche Rentenversicherung“. Das allerdings müsse flankiert durch die betriebliche und private Zusatzvorsorge sein. Doch wer kann schon während des Erwerbslebens vorsorgen, wenn selbst da das Geld im Monat knapp ist?

Wer also weder auf eine betriebliche Zusatzvorsorge noch auf eine private zurückgreifen kann, kann laut BMAS Grundsicherung beantragen. Dadurch soll Altersarmut bekämpft werden. Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhalten Menschen, deren Einkommen nicht ausreicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.


Weitere Themen:


So werden die Kosten für die Unterkunft und die Nebenkosten übernommen. „Wenn kein Anspruch auf Grundsicherungsleistungen besteht, dann kann bei niedrigen Einkommen das Wohngeld helfen die Ausgaben für Unterkunft und Heizung zu mindern“, so das BMAS.

Die Zahl der Empfänger ist laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr auf knapp 1,2 Millionen gestiegen. Knapp 659.000 Betroffene erhielten Grundsicherung im Alter, rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr.