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Rente: Unfaire Auszahlung? Darum erhalten Millionen das Geld deutlich später

Rente: Unfaire Auszahlung? Darum erhalten Millionen das Geld deutlich später

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Kommt die Rente am Monatsanfang oder erst zum Monatsende? Foto: IMAGO / blickwinkel

Die Rente kommt rückwirkend am Monatsende – oder doch nicht?

Ist das nicht unfair? Rund die Hälfte aller Renten-Bezieher erhalten das Geld für den Monat bereits im Voraus. Das steckt hinter der merkwürdigen Regelung.

Rente: Unfaire Auszahlung? Darum erhalten Millionen ihr Geld deutlich später

Es ist paradox: Die Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bekommen im Prinzip zu unterschiedlichen Zeitpunkten Geld von der Rentenkasse ausgezahlt. Wie der Mitteldeutsche Rundfunk in einem aktuellen Beitrag berichtet, bekommen 45 Prozent das Geld im Voraus zum Monatswechsel, 55 Prozent rückwirkend am Monatsende. Was steckt dahinter?

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Hintergrund ist ein Beschluss der rot-grünen Bundesregierung aus dem Jahr 2003, als mit der Agenda 2010 mancher sozialpolitischer Einschnitt erfolgte.

Um die Sozialkassen zu entlasten, beschloss die Regierung von Kanzler Gerhard Schröder, dass die Auszahlung der Renten künftig auf das Monatsende geschoben werden sollte. So konnte der Staat Hunderte Millionen Euro einsparen.

Ausgenommen waren nur diejenigen Rentnerinnen und Rentner, die vor dem 1. April 2004 bereits im System waren. Sie genießen bis heute Bestandsschutz und kriegen ihr Geld weiterhin am Monatsanfang.

Wenn der Renteneintritt vor April 2004 erfolgte, wird die Rente im Voraus für den folgenden Monat am letzten Bankarbeitstag des Vormonats bezahlt. Alle anderen erhalten an diesem Tag das Geld rückwirkend.

Rente: Für Hartz-4-Empfänger ist die Regelung besonders hart

Diese Regelung brachte eine weitere Ungerechtigkeit, auf die Margret Böwe vom Sozialverband VdK gegenüber dem MDR hinweist. Staatliche Leistungen wie Hartz 4 werden nämlich weiterhin am Monatsanfang ausgezahlt.

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Rente in Deutschland:

  • Es gibt über 21 Millionen Rentner in Deutschland
  • Durchschnittlich erhält jeder Rente aktuell 1.178 Euro, jede Rentnerin nur 768 Euro.
  • Die Regelaltersrente ohne Abschläge steigt bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre.
  • 2019 lag das tatsächliche Renteneintrittsalter in Deutschland bei etwa 64,3 Jahren.
  • Durchschnittlich beziehen Männer 18,2 Jahre und Frauen 19,9 Jahre Rente.

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Das bedeutet, dass jemand, der Hartz 4 bezieht und ins Rentenalter kommt im Prinzip zwei Monate überbrücken muss, bis er zum ersten Mal Rente überwiesen bekommt.

Für viele ist das hart, denn es fehlen Ersparnisse, um das auszugleichen. In solchen Härtefällen hilft der Staat mit einem Darlehnen, das zurückgezahlt werden muss.