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Rente: Experte mit düsterer Prognose – „2030 wird es heftig“

Aufgrund des demographischen Wandels fordert Rainer Schlegel eine Reformation des Rentensystems. Das stellt sich der Bundessozialgerichtspräsident vor!

Gerichtspräsident Rainer Schlegel fordert, dass jeder in die Rente einzahlen müsse, um das das Rentensystem zu stabilisieren.
© IMAGO / Becker&Bredel

Demografischer Wandel bringt Rentensystem in Gefahr - so wird Deutschland immer älter

So bringt der demografische Wandel das Rentensystem in Gefahr.

Durch den demographischen Wandel werden die Menschen in Deutschland immer älter, weniger junge Menschen kommen nach. Das kann vor allem für das Rentensystem zur Gefahr werden – erst recht, wenn in nächster Zeit die Babyboomer-Generation in Rente geht.

Wirtschaftsweise Monika Schnitzer forderte beispielsweise, dass junge Menschen länger arbeiten und besonders hohe Renten künftig abgeschmolzen werden sollten. Auch Rainer Schlegel, Präsident des Bundessozialgerichts, schlug verschiedene Stellschrauben vor, um das deutsche Rentensystem zu stabilisieren.

Rente: Künftig immer weniger Beitragszahler

Während es in Zukunft immer mehr Rentner geben wird, wird es immer weniger Beitragszahler geben. So hätten 1962 einem Rentner noch sechs Beitragszahler gegenüber gestanden, im Jahr 2030 würden es nur noch anderthalb sein. „2030 wird es heftig“, warnt Rainer Schlegel in der Jahrespressekonferenz des Bundessozialgerichts in Kassel. Denn: Zu dieser Zeit würden die Babyboomer, der geburtenstärkste Jahrgang, in Rente gehen.

Auch würden laut dem Bundessozialgerichtspräsidenten seit den 60er-Jahren Menschen immer länger Rente beziehen, da die Lebenserwartung mit der Zeit immer weiter steigt. „Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten“, schlug auch Monika Schnitzer vor. Die junge Generation hätte laut Schnitzer auch noch genug Zeit, um sich darauf einzustellen. „Bei einer Rente mit 70 wären wir erst in 55 Jahren.“ Die jüngeren müssten zwar länger arbeiten, die jetzigen Rentner würden aber jetzt schon von einem verlässlicheren System profitieren, meint Schnitzer.

Rente: Eintrittsalter müsse angehoben werden

Auch wenn das Renteneintrittsalter stufenweise auf 67 Jahre angehoben wird, fordern einige Ökonomen weitere Erhöhungen. Schlegel lehnt eine Rente mit 70 allerdings ab: „Das ist politisch nicht durchsetzbar.“ Trotzdem müsse das Eintrittsalter spätestens 2030 erneut angehoben werden.

Ähnlich wie Schnitzer sei auch für Schlegel sinnvoller eine Art Automatismus einzuführen. Steige die Lebenserwartung, sollte dies automatisch zu einer anteiligen Erhöhung des Eintrittsalters führen, zum Beispiel bei einer drei Monate längeren Lebenserwartung um einen Monat. Andernfalls bliebe nur, die Beiträge zur Rentenversicherung anzuheben oder die Renten zu kürzen.

Jeder muss in die Rentenkasse einzahlen

Ein weiterer Reformvorschlag von Schlegel sieht vor, dass auch Selbstständige, Beamte und weitere bestimmte Berufsgruppen wie Rechtsanwälte in die gesetzliche Rentenversicherung mit einbezogen werden sollten.

Auch Fraktionsvorsitzender Dietmar Bartsch (Die Linke) forderte, dass alle Bundestagsabgeordneten in die gesetzliche Rente einzahlen sollten. „Das wäre ein wichtiges Zeichen für den Zusammenhalt des Landes in der Krise.“ Er forderte für das deutsche Rentensystem „ein großes Update“.

Um das Rentensystem zu stabilisieren verlangte der Bundessozialgerichtspräsident auch neu zu definieren, was die Altersvorsorge leisten soll. Bislang war das Ziel, den Lebensstandard annähernd zu sichern, den man sich während des Berufslebens erarbeitet hat. Laut Schlegel werde das aber ohne ausreichende private Vorsorge und ohne Betriebsrente kaum erreicht.


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Das neue Sicherungsziel der gesetzlichen Rentenversicherung müsse sein, dass jeder „nach einem erfüllten Berufsleben“ von seiner Rente einigermaßen gut leben könne. Konkret müsse das Rentenniveau bei 15 bis 20 Prozent über dem Existenzminimum liegen. Die gesetzliche Rente würde dann quasi als Basisversorgung dienen. „Der Rest sollte Sache jedes Einzelnen sein.“