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Recherchen offenbaren fragwürdige Beziehungen von AfD-Politikern zu Mercedes-Benz

Die Sorge um den wachsenden Einfluss der AfD steigt. Recherchen offenbaren nun auch Verbindungen von AfD-Politikern zu Mercedes Benz.

© IMAGO/Arnulf Hettrich

Scholz: AfD-Störer "gehören zu jeder Kundgebung dazu"

Für Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gehören die "üblichen Verdächtigen von den Querdenkern und der AfD" bei jeder Wahlkampfveranstaltung dazu. Allerdings könne man sie "kaum vernehmen unter dem Beifall all der anderen", sagte Scholz bei einem Wahlkampfauftritt in München.

Die deutsche Wirtschaft zeigt sich zunehmend besorgt über das Erstarken der AfD, wie eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft unter Hauptgeschäftsführern von Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden zeigt. Viele befürchten, dass die Partei langfristig negative Auswirkungen insbesondere auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland für Fachkräfte und Investoren haben könnte.

So distanziert sich auch der bekannte deutsche Automobilkonzern Mercedes-Benz öffentlich von der AfD. Doch „Kontraste“-Recherchen werfen nun Fragen zum Umgang mit der Partei auf. Im Mittelpunkt steht der Brandenburger AfD-Landtagsabgeordnete Steffen John, der erstaunlich gut über interne Prozesse des Konzerns informiert zu sein scheint.

Mercedes positioniert sich klar gegen die AfD

Martin Daum, Vorstandsvorsitzender von Daimler Truck, äußerte sich gegenüber „Focus Online“ ebenfalls kritisch über den zunehmenden Nationalismus der AfD, den er als schädlich für die deutsche Wirtschaft ansieht. Daimler Truck ist ein Hauptaktionär der Mercedes-Benz-Group, die sich in ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2022 zu „Toleranz, Offenheit und Fairness“ bekennt. Gegenüber „Kontraste“ betont der Konzern, dass die AfD Positionen vertrete, die den Werten von Mercedes-Benz widersprechen.

Recherchen von „Kontraste“ zeigen jedoch, dass die Beziehungen von Mercedes-Benz zur AfD komplexer sein könnten, als es auf den ersten Blick scheint. In der Kritik steht die Mercedes-Abteilung „External Affairs“ unter Leitung des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Eckart von Klaeden wegen des Kontakts zu Steffen John.

Insider-Wissen von AfD-Politiker

Denn der Brandenburger AfD-Landtagsabgeordnete Steffen John war auffällig gut über die Vorgänge im Mercedes-Werk Ludwigsfelde informiert, was Fragen nach der Quelle seiner Informationen aufwirft. Als wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion habe John in einer Ausschusssitzung am 5. Oktober 2022 berichtet, dass das US-Unternehmen „Rivian“ eine erst wenige Wochen zuvor verkündete Kooperation mit Mercedes-Benz bereits wieder gestoppt habe, so „Kontraste“. Der Hintergrund: Mercedes-Benz und Rivian hatten geplant, gemeinsam Elektro-Vans zu entwickeln.

Das Scheitern der Kooperationspläne wurde aber erst im Dezember 2022 bekannt, also rund zwei Monate nach Johns Äußerungen im Landtag. Woher der AfD-Politiker diese Informationen hatte, ist bis heute ein Rätsel. Auf Anfrage von „Kontraste“ wollte sich John dazu nicht äußern.

Arbeitsbesuch wirft Fragen auf

Ein „Arbeitsbesuch“ Johns im Mercedes-Werk im November 2022, über den er selbst auf Facebook berichtete, wirft weitere Fragen auf. Denn über den Arbeitsbesuch war weder der Konzernbetriebsrat noch der Betriebsrat des Werks Ludwigsfelde informiert. Auf Anfrage von „Kontraste“ teilt Mercedes-Benz mit, dass die Initiative für den Werksbesuch vom Büro Steffen Johns ausgegangen sei und der Besuch nach internen Richtlinien geprüft worden sei. Demnach soll der Werksbesuch Johns von dem Leiter „External Affairs“, Eckart von Klaeden, unterstützt worden sein.



Vorheriger Mercedes-Mitarbeiter

Und noch ein AfD-Politiker fällt durch seine Nähe zu Mercedes auf. Der baden-württembergische Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel arbeitete vor seinem Einzug ins Parlament 2017 als Entwicklungsingenieur für Mercedes-Benz. Stolze 385.753 Euro brutto war dem Konzern der Aufhebungsvertrag wert, um den AfD-Politiker nicht mehr beschäftigen zu müssen. Auffällig: Dieser Vertrag wurde erst zum 7. Dezember 2022 geschlossen. Spaniel saß zu diesem Zeitpunkt aber bereits seit fünf Jahren als Obmann seiner Fraktion im Verkehrsausschuss des Bundestages.

Dennoch distanziert sich Mercedes nach wie vor von der rechtspopulistischen Partei. So betont auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ergun Lümali die klare Haltung der IG Metall-Betriebsräte gegen rechtspopulistische Hetze und für Toleranz und Respekt.

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