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Letzte Generation: Kippt die Stimmung komplett? Experte sicher – „Gefahr noch größer“

Schon wieder kam es gegenüber Aktivisten der „Letzten Generation“ zu Gewalt. Droht die Stimmung zu kippen? Ein Experte liefert eine bittere Einschätzung.

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© Letzte Generation

Das ist die „Letzte Generation“

Die Szenen verbreiteten sich schnell wie ein Lauffeuer durch die sozialen Medien. Bei einer Blockade der „Letzten Generation“ in Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern) ist ein Lkw-Fahrer regelrecht ausgeflippt. Er schubste einige der Teilnehmer und drohte ihnen Schläge an. Dann stieg er zurück in seinen Lkw und schob einen der Aktivisten etwa einen Meter vor sich her.

Es war nicht das erste Mal, dass es bei einer Aktion der „Letzten Generation“ zu Gewalt gegenüber den Demonstranten kam. Kippt die Stimmung jetzt komplett? Prof. Axel Dessecker von der Kriminologischen Zentralstelle gab dazu im Gespräch mit dieser Redaktion eine eindeutige Einschätzung.

Letzte Generation: Blockade führt zu Gewalt

Die Eskalation in Stralsund verlief noch vergleichsweise glimpflich. Der weggeschobene junge Mann habe sich steif gemacht und sei augenscheinlich unverletzt geblieben, hieß es von der Polizei am Mittwoch (11. Juli). Er wurde anschließend von einem Mediziner begutachtet. Der Lkw-Fahrer meldete sich später selbst bei der Polizei und hat möglicherweise heftige Konsequenzen zu erwarten. Nicht nur ermittelt jetzt die Polizei gegen ihn wegen Verdachts auf Körperverletzung, laut einem Bericht des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ könnte er wegen der Aktion sogar gefeuert werden.

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Den Kriminologen Axel Dessecker wundert es nicht, dass die Situation bei einer Blockade der „Letzten Generation“ derartig aus dem Ruder lief. „Ich denke, auch andere Formen von Aggressivität sind immer wieder im Straßenverkehr zu beobachten“, so der Experte. „Es kann zum Beispiel passieren, dass jemand ein Schimpfwort zu Entladungszwecken ausstößt. Das fängt bei der roten Ampel an, wenn jemand nicht schnell genug losfährt.“

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Letzte Generation: „Gefahr noch größer“

Auch ein Hupen könne etwa schon als Ausdruck von Aggression verstanden werden. „Ich denke, ganz viel von solcher Aggressivität bleibt folgenlos“, mutmaßt Dessecker. Wenn das einmal nicht der Fall ist, muss dabei nicht unbedingt eine Blockade von Klima-Klebern schuld sein. „Dass jemand aussteigt, gibt’s auch bei Verkehrsbehinderungen, die gar keinen Demonstrationshintergrund haben“, erklärt der Kriminologe. Als Beispiel nennt er Baustellen, wo es auch immer wieder zu brenzligen Situationen kommen kann. „Etwa wenn jemand möglichst dicht an einem Bauarbeiter vorbeifährt“, so Dessecker.

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Der Kriminologe Axel Dessecker befürchtet, dass es bei Aktionen der Letzten Generation zukünftig zu mehr Aggressionen kommen könnte. (Archivbild) Foto: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Trotzdem hält er es nicht für unwahrscheinlich, dass die Aggressionen gerade bei Aktionen der Letzten Generation weiter zunehmen könnten:

„Bei solchen demonstrativen Aktionen, die gerade darauf angelegt sind, den Verkehr zu blockieren und die auch öffentlich verbreitet werden, ist die Gefahr, dass solche Konfrontationen auftreten, noch ein bisschen größer. Denn es ist eine schuldige Person auf der Straße. Wenn die nicht da wäre, könnte man weiterfahren.“

Prof. Axel Dessecker

Auch die mediale Berichterstattung könne dazu beitragen, so Dessecker: „Man sieht das und findet es, sage ich einmal, diskussionswürdig. Die Aktionsform findet gerade sehr viel Aufmerksamkeit und ist bewusst konfrontativ.“


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Klar, pauschal voraussagen lässt sich Gewalt nicht. Die Stimmungslage scheint sich im Kontext der Aktionen der „Letzten Generation“ aber mehr und mehr zu erhitzen. Und dass sich hier bald etwas abkühlt, scheint zumindest derzeit mehr als fraglich. (mit dpa)