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Christian Lindner biedert sich den Bauern an – die buhen ihn heftig aus

Finanzminister Christian Lindner wagte sich vor die Menge der Bauern in Berlin. Doch die Demonstranten konnte er nicht für sich gewinnen.

Finanzminister Lindner vor den Bauern
© Monika Skolimowska/dpa

Bauern-Demo in Essen: Das sagen Beteiligte zu den Protesten

Am 10. Januar 2024 fuhren im Rahmen der Bauern-Proteste wieder Traktoren durch Essen. DER WESTEN war vor Ort und hat mit Beteiligten gesprochen.

Finanzminister Christian Lindner versuchte es mit allen Mitteln – doch die Bauern konnte er nicht auf seine Seite ziehen. In seiner Rede bei der großen Bauern-Demo am Montag in Berlin biederte sich der FDP-Chef den Landwirten regelrecht an. Trotzdem kassierte er Buhrufe und andere Unmutsäußerungen. Die Landwirte ließen ihn auflaufen.

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Sogar Bauernverbands-Präsident Joachim Rukwied musste sich einschalten und versuchte von der Bühne aus die Menge zu beruhigen.

Lindner kommt gegen Buh-Rufe kaum an

„Ich höre Sie und es ist ein beeindruckendes Bild. Tausende Landwirtinnen und Landwirte…“, versuche Lindner direkt zum Auftakt seiner Ansprache zu punkten. Da trat Rukwied nach vorne und hob beschwichtigend die Arme. „Alles ist gut“, versuchte Lindner ihn zu bremsen, doch der Bauern-Chef ging ans Mikro: „Liebe Berufskolleginnen und Berufskollegen! Der Bundesfinanzminister ist hier und es gebührt der Respekt, ihm zuzuhören. Es macht keinen Sinn, wenn Sie ihn nur ausbuhen“, appellierte er an die Demonstranten. „Ich fordere Sie auf, ruhiger zu sein.“ Dennoch waren weiterhin viele „Hau ab“-Rufe gegen Lindner zu vernehmen.

Lindner wiederum versuchte weiter sich als Bauern-Versteher darzustellen: „Mich beeindruckt dieses Bild. Tausende Landwirtinnen und Landwirte, die hier nach Berlin kommen. Mich beeindruckt auch der Zusammenhalt, den Sie hier zeigen. Ich sage ganz klar: Ihr Protest ist legitim und ihr Protest ist friedlich.“

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Bauern-Wut auf den Finanzminister – der teilt gegen Letzte Generation aus

Dann zog Lindner den Vergleich zwischen den Bauern-Protesten und der Letzten Generation: „Was ein Unterschied zwischen den Bauern und den Klimaklebern. Die Klimakleber haben das Brandenburger Tor beschmiert. Die Bauern haben das Brandenburger Tor geehrt!“ Politik und Medien müssten „vor der linksextremistischen Unterwanderung der Klimakleber warnen“.

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Dann stellte sich Lindner als bodenständig und landverbunden dar. Er sei „neben Wiesen, Feldern und dem Wald aufgewachsen“, ein Jäger und körperlich fertig, wenn er den Pferdestall einmal ausgemistet habe. „Deswegen weiß ich, was das für eine Arbeit ist, es den ganzen Tag und jeden Tag zu machen“, so Lindner. Doch die Menge blieb kalt und buhte weiter.


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Inhaltlich betonte Lindner, dass die Bauern-Proteste doch bereits Erfolge gebracht hätten. Die Befreiung von der KfZ-Steuer bleibe, der Agrardiesel werde nun erst schrittweise abgebaut. „Es soll und es darf kein Sonderopfer der Landwirtschaft geben, sondern nur einen fairen Beitrag“, erklärte der Ampel-Minister.

Er stellte den Landwirten in Aussicht, dass weitere Entlastungen kommen könnten in den Bereichen Bürokratieabbau und bei Umwelt- und Tierhaltungsauflagen. Zu prüfen seien auch mögliche steuerliche Erleichterungen, wenn Gewinne von Jahr zu Jahr stark schwanken.