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Diese Bauern demonstrieren NICHT: 5.000 Euro weniger „irgendwie verschmerzbar“

Alle Bauern demonstrieren gegen die Ampel? Keinesfalls! Es gibt auch Landwirte, die die Dinge anders sehen.

Ärger über Subventionen: Einige Bauern haben andere Perspektive.
© IMAGO/Pond5 Images

Bauernproteste und Lokführer-Streiks: Deutschland vor Chaos-Woche?

Obwohl die Bundesregierung die geplanten Kürzungen im Agrarbereich weitgehend zurückgenommen hat, bereiten Bauern gemeinsam mit dem Transportsektor und teils weiteren Branchen massive bundesweite Proteste ab Montag vor. Polizei und Behörden rechnen mit starken Verkehrsbeeinträchtigungen.

Tausende Bauern wagen ab Montag den Aufstand: Sie demonstrieren mit ihren Traktoren gegen die Kürzungen ihrer Subventionen durch die Ampel-Regierung. Doch nicht alle Landwirte ziehen mit.

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Immer mehr Bauern melden sich nun zu Wort und haben eine völlig andere Sicht auf die Dinge. Sie sind wütend und enttäuscht über ihre Lage, aber aus anderen Gründen.

Landwirtin: „Kränkend, ganz wesentlich Subventionsempfänger zu sein“

So wie die GEO-Autorin und Landwirtin Katharina von Ruschkowski. In einem Beitrag auf geo.de räumt sie ein, dass ein völliger Wegfall der Agrardiesel-Subvention und der Befreiung von der KfZ-Steuer ihrer Familie „4.000 bis 5.000 Euro im Jahr“ kosten werde. Sie betreibt einen Hof mit knapp 100 Hektar in Ostwestfalen. Das sei aber „irgendwie verschmerzbar“, auch wenn sie sich darüber ärgere.

Bauern-Proteste aktuell – regionale Ticker:

Ihr Thema ist ein anderes: Das Höfesterben seit Jahrzehnten und die abnehmende Wertschätzung gegenüber bäuerlicher Arbeit. „Ich meine damit vor allem die Preise, die wir Bauern und Bäuerinnen für die Früchte unserer Arbeit bekommen“, so von Ruschkowski in ihrem GEO-Artikel. Lebensmittel seien immer günstiger geworden – auch der Bauernverband verfolge diese Linie, damit die deutsche Branche auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig bleibe. Doch das funktioniere nur mit Agrarsubventionen nach dem Gießkannen-Prinzip.

Die Landwirtin schreibt: „Auf den allermeisten Höfen, auch auf unserem, machen solche Zahlungen zwischen 40 bis 60 Prozent des Gewinns aus. Und, ja: Komisch ist es schon, manchmal sogar kränkend, ganz wesentlich Subventionsempfänger zu sein und damit abhängig von einer unsteten Politik.“ Sie fordert, dass man nun über faire Preise reden müsse. Ihre Familie habe dank Umstellungsprämien auf ökologischen Landbau umgestellt. „Es fühlt sich gut an, für die Mehrarbeit des Öko-Landbaus, der Umwelt und Tieren etwas bringt, bezahlt zu werden. Man bekommt einfach lieber Geld – und damit Wertschätzung – für gute Produkte und sinnvolle Leistungen als für Diesel“, schreibt Katharina von Ruschkowski abschließend.


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Junge Bauern: „Wir sind sauer“

Ganz ähnlich argumentieren junge Bäuerinnen und Bauern in einem Instagram-Video. Sie gehören zu „jabl – junge Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“. In einem aktuellen Clip beziehen sie Position zu den Bauern-Protesten. „Wir sind sauer“, sagt ein junger Landwirt, aber nicht wegen der Abschaffung der staatlichen Beihilfen. „Sondern wegen 30 Jahren verfehlter Agrarpolitik. Wir wollen nicht von Steuerbefreiungen abhängig sein, sondern von unserer Produktion leben können.“

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Eine Landwirtin sieht es in dem Video genauso. Es brauche endlich „faire Erzeugerpreise“, fordert sie. Eine weitere Jungbäuerin äußert die Befürchtung, dass Radikale die Proteste vereinnahmen. Die Not der Bauern „werde von Rechts instrumentalisiert“.