Veröffentlicht inVermischtes

Schweiz: War das Gletscher-Drama in Blatten absehbar? „Potenziell instabil“

Ein dramatischer Gletscherabbruch hat den kleinen Ort Blatten in der Schweiz teilweise zerstört. Hätte das verhindert werden können?

© IMAGO/MAXPPP

Wetter: Vier Jahreszeiten – warum es sie gibt und wie sie entstehen

Naturkatastrophen sind oftmals mächtig und unberechenbar. Besonders in bergigen Regionen stellen instabile Hänge und Gletscher potenzielle Gefahren dar, die über Jahre hinweg entstehen und plötzlich dramatische Konsequenzen haben können.

Ein aktuelles Beispiel dafür liefert das schwere Unglück in der Schweiz, bei dem enorme Mengen an Gestein und Eis ins Tal stürzten. Experten hatten das betroffene Gebiet über Jahrzehnte genau im Blick. Dennoch blieben entscheidende Prozesse und potenzielle Auslöser lange im Verborgenen.

Hätte das Unglück verhindert werden können?

Das Unglück am Kleinen Nesthorn in der Schweiz war offenbar absehbar. „Das Gebiet wird schon seit 30 Jahren überwacht, man wusste, dass das potenziell instabil ist“, erklärt Jens Turowski vom Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam. Innerhalb von ein bis zwei Tagen hatten sich Gesteinsmassen am Berg um bis zu drei Meter verschoben. „Das ist extrem schnell“, betont der Geomorphologe.

+++Blatten (Schweiz): Gletscherabbruch führt zu Katastrophe ++ Suche abgebrochen+++

Drei Millionen Kubikmeter Fels stürzten auf den Birchgletscher. Das entspricht einem Gewicht von neun Millionen Tonnen. Der Gesteinsdruck führte dazu, dass sich das Eis des Gletschers an dessen Schnauze aufstaute. „Man kann sich das vorstellen, wie einen etwas weichen Butterklotz, der auf einer Schräge liegt: Wenn man oben draufdrückt, quillt er im unteren Teil raus“, veranschaulicht Turowski.

Schweiz: Das waren mögliche Auslöser

Schließlich brach am Mittwoch (28. Mai) ein Teil des Gletschers ab und rutschte mitsamt dem Gestein ins Tal hinab. Dabei wurde das Dorf im Tal schwer beschädigt. Solch ein Bergrutsch entwickelt sich jedoch nicht plötzlich. Es handelt sich dabei um einen Prozess, der sich über Jahre, Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte hinweg anbahnt. Verwitterungsprozesse und Risse im Gestein begannen bereits vor langer Zeit. Der genaue Auslöser für das Unglück in der Schweiz ist noch unbekannt.


Mehr Themen:


Forscher vermuten, dass mehrere Faktoren zusammenwirkten. Jens Turowski nennt zwei mögliche Gründe: Zum einen könnte der Permafrost im Gestein geschmolzen sein. „Der wirkt wie ein Kleber. Wenn er wärmer wird und schmilzt, wird er mechanisch instabiler und wenn er sich auflöst, dann fällt diese Klebewirkung komplett weg“, erklärt Turowski. Zum anderen könnte Schmelzwasser vom Schnee ins Gestein eingedrungen sein. Es habe sich wahrscheinlich Druck in Poren und Rissen aufgebaut, der das Gestein auseinanderdrückte. (mit dpa)

Dieser Artikel wurde teils mit maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von der Redaktion sorgfältig geprüft.