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Ratingen: Rätsel um Motiv des Verdächtigen – Nachbarn packen aus

Nach dem Anschlag auf Rettungskräfte in Ratingen rätseln Ermittler über das Motiv des Verdächtigen. Nachbarn geben tiefe Einblicke in sein Leben.

© David Young/dpa

Video zeigt mutmaßlichen Täter von Ratingen auf seinem Balkon

In Ratingen kam es am Donnerstag zu einer Explosion in einem Wohnhaus. Ein Amateur-Video soll den mutmaßlichen Brandstifter auf seinem Balkon zeigen.

Es sollte ein Routineeinsatz am Donnerstag (11. Mai) in Ratingen werden – doch der entwickelte sich zu einer Katastrophe. Als die Rettungskräfte an ihrem Einsatzort in einem Hochhaus in Ratingen eintrafen, schlug ihnen plötzlich ein gewaltiger Feuerball entgegen (mehr hier). Ein Brandanschlag, bei dem zahlreiche Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst schwerste Verbrennungen erlitten – fünf von ihnen liegen mittlerweile im künstlichen Koma. Die Gedanken sind bei den Verletzten und ihren Angehörigen.

Der 57-Jährige Bewohner steht im Verdacht, die Explosion absichtlich herbeigeführt zu haben. Ein Schock für alle Beteiligten. Ermittler teilten mit, dass er zur Prepper-Szene gehöre, es gebe Hinweise darauf, dass er Corona-Leugner sei. Ob es einen Zusammenhang zu der Tat gibt, ist bislang unklar. Doch was treibt einen Menschen zu so einer rücksichtlosen und brutalen Tat? Nachbarn geben Einblicke in das Leben des Tatverdächtigen.

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Ratingen: Nachbarn packen aus – „Was für ein guter Sohn“

Die Bilder von Donnerstag bekommt keiner von ihnen aus dem Kopf. „Die Menschen kamen wie brennende Fackeln aus dem Haus gerannt“ berichtet eine Augenzeugin aus dem Nebenhaus der „Rheinischen Post“. „Es waren so furchtbare Bilder. Ich kann das kaum verkraften“, sagt sie. Die Frage nach dem „Warum?“ lässt niemanden hier los. Unauffällig und ruhig soll der Tatverdächtige gewesen sein, berichten die einen im Gespräch mit einem Reporter unserer Redaktion.

In diesem Gebäude ereignete sich der verheerende Anschlag. Foto: Daniel Sobolewski / DER WESTEN

Beim Spaziergang mit seiner mittlerweile verstorbenen Mutter habe man ihn oft gesehen, berichten Nachbarn in verschiedenen Medien. Die Leiche der Mutter fanden die Einsatzkräfte in der Wohnung. Sie soll schon länger tot sein. Darauf habe ein deutlicher Verwesungsgeruch hingedeutet. Beinahe rührend habe er sich zuvor um sie gekümmert, berichtet ein Nachbar gegenüber der „Rheinischen Post“: „Ich dachte immer: Was für ein guter Sohn.“ Er gehe davon aus, dass es vor zwei Monaten zu einem Vorfall gekommen sein muss. Seitdem habe sich das Auto des Nachbarn nicht mehr vom Fleck bewegt.

Knackpunkt im Leben des Verdächtigen?

In der „Bild“ beschreiben Nachbarn den zurückgezogen lebenden 57-Jährigen als „Sonderling“. Maler in Frührente sei er gewesen. Ein möglicher Wendepunkt in seinem Leben soll die Trennung von seiner Freundin gewesen sein, heißt es in der Zeitung. Danach soll er sich psychisch verändert haben. Ein Nachbar berichtet gar, dass der Tatverdächtige ihn im Oktober letzten Jahres ohne Grund ins Gesicht geschlagen haben soll. Er habe den Fall angezeigt.


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Die Polizei hat außerdem in der Zwischenzeit bekanntgegeben, dass gegen den Mann ein Haftbefehl vorlag, weil er Bußgelder nicht bezahlt hatte. Schon in der Woche vor dem Anschlag hatten Beamte ihn aufgesucht. Da öffnete er allerdings nicht die Tür (mehr hier). Am Donnerstag hatte er sich offensichtlich auf die Ankunft der Einsatzkräfte vorbereitet. Das Ausmaß der Gewalt macht die Menschen bis weit über die Grenzen von Ratingen hinaus fassungslos. Und die Frage nach dem „Warum“ – sie bleibt.