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Nach „Medusa“-Einsturz auf Mallorca: Experte mahnt – „Man sieht es nicht“

Auf Mallorca ist ein Beachclub-Restaurant eingestürzt und es gab mehrere Tote und Verletzte. Hat sich die Tragödie etwa schon angedeutet?

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© IMAGO/ThomasReiner.pro

Restaurant stürzte über Touristen ein: Was über den Beachclub "Medusa" bekannt ist

Auf Mallorca ist der Beachclub "Medusa" eingestürzt. Dabei sind vier Menschen, darunter zwei Deutsche, ums Leben gekommen. Was über den Club bekannt ist.

Am vergangenen Donnerstag (23. Mai) kamen an der Playa de Palma auf Mallorca mehrere Menschen ums Leben. Die Terrasse des Beachclub „Medusa“ ist plötzlich eingestürzt und zahlreiche Personen wurden unter den Trümmern begraben.

Auch Tage nach der Tragödie ist die Ursache des Einsturzes weiterhin unklar. Sowohl die Polizei als auch Statiker untersuchen derzeit das Gebäude vor Ort und prüfen die vorliegenden Lizenzen des Betreibers. Hat man das Drama etwa kommen sehen? Unsere Redaktion hat bei einem Experten nachgehakt.


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Beachclub auf Mallorca stürzt ein – hat sich das Drama angedeutet?

Maurice Klingenschmitt ist nicht nur Geschäftsführer der Immobilienagentur S.A.E Real Estate Mallorca, sondern auch Sachverständiger für Immobilienbewertung. Die Besichtigung und Analyse von sämtlichen Gebäuden auf der Insel gehören für den Unternehmer also zum Tagesgeschäft. Das Unglück an der Playa hat aber auch er nicht kommen sehen.

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Statiker und die Polizei durchsuchen nach dem Einsturz den Beachclub „Medusa“ auf Mallorca nach der Ursache des Unglücks. Foto: IMAGO/ThomasReiner.pro

„Es gab keine Fassadenrisse oder dergleichen, die das hätten erahnen lassen können“, erklärte Klingenschmitt gegenüber unserer Redaktion. Zum Großteil stammen die Gebäude entlang der Strandpromenade allerdings aus einer bestimmten Bauzeit. Und das bringt ein entscheidendes Detail mit sich: „In den 60er-Jahren sind sehr viele Gebäude mit minderqualitätivem Beton gebaut worden.“

Immobilien-Experte mit klarer Forderung

Diese Tatsache kann zu Betonfraß führen – oder wie die Spanier auch sagen: Aluminosis. „Der Beton fängt an, sich mit der Zeit zu zersetzen, wenn das Ganze nicht sehr umfangreich saniert wird“, stellte der Fachmann klar. Auf Mallorca gebe es zwar die sogenannte „Inspección Técnica de Edificios“, die vergleichbar mit einer TÜV-Abnahme sei und die Gebäude regelmäßig überprüfe – aber: „Oftmals ist es einfach so, die Gebäude werden gewartet und man sieht es nicht.“

Erst bei einer expliziten Untersuchung des Betons könnten Mängel der Stabilität aufgedeckt werden. Der Rat des Sachverständigers: „Ich würde alle Bauten von Mitte der 50er bis Anfang der 70er-Jahre – also alle Gebäude, die unter diesem Betonfraß leiden könnten – zu Betonproben verpflichten.“ Dieser Part fehle nämlich bisher in der regelmäßigen Prüfung.

Bauweise nicht nur auf Mallorca ein Problem

Den Behörden damit die Schuld für das Unglück zuschreiben, sei allerdings auch nicht richtig. „Solche Unglücke passieren auch in Deutschland. Das ist kein Phänomen, das nur auf Mallorca gegeben ist“, erläuterte Klingenschmitt. Doch auf der Balearen-Insel gebe es weitere Faktoren zu beachten: „Natürlich ist es so, dass die Salzwasserluft einem Gebäude und der Struktur zusetzt. Es ist eine sehr aggressive salzhaltige Luft, die man nicht unterschätzen darf.“


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Ebenso gilt es auch die hohe Luftfeuchtigkeit – insbesondere in den Wintermonaten – beim Bau, den zu verwendenden Materialien und der Planung zu berücksichtigen. Im Fall des eingestürzten Beachclubs „Medusa“ werde man nun aber vorerst die vorliegenden Lizenzen des Inhabers überprüfen.