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Ikea: Kunden wird bei Blick hinter die Kulissen ganz anders – „Schäme mich, dass ich dort eingekauft habe“

In einer neuen Doku deckt ein Team Erschreckendes über die Arbeitsweise von Ikea auf. Doch was sagt das Unternehmen dazu?

© IMAGO/Pond5 Images/Collage DER WESTEN

Ikea: Die Erfolgsgeschichte des Möbelhauses

Die schwedische Möbelhauskette Ikea erfreut sich in Deutschland bei Kunden großer Beliebtheit. Immer mehr Möbelhäuser entstehen und die Umsätze wachsen. Ikea erzielte im abgeschlossene Geschäftsjahr 2020 in Deutschland einen Einzelhandelsumsatz von 5,325 Milliarden Euro.

Dieser Anblick erschüttert die Kundschaft von Ikea. Ein Dokumentarfilm führt hinter die Kulissen des Möbel-Giganten und zeigt auf, woher dieser seine Rohstoffe bezieht. Das Ergebnis schockiert die Zuschauer zutiefst.

Wir haben Ikea mit den Erkenntnissen konfrontiert. Sie beschreiben ein ganz anderes Bild als das, was die Kunden durch die Werbung suggeriert bekommen.

Ikea: Vorwürfe wegen Holzwirtschaft

„Wie Ikea den Planeten plündert“ ist ein Dokumentarfilm von Marianne Kerfriden und Xavier Deleu aus dem Jahr 2023. In der Arte-Doku wird Ikea teils ein verschwenderischer und sogar verbrecherischer Umgang mit Holz vorgeworfen. Pro Jahr verarbeite der schwedische Möbelriese 20 Millionen Kubikmeter Holz, heißt es. „Ein Baum alle zwei Sekunden“ müsse dafür fallen. Das stehe im direkten Gegensatz zur umweltfreundlichen Image-Werbung des Konzerns.


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Über ein Jahr habe das Filmteam die „unkontrollierte“ Holzproduktion in Schweden, Neuseeland, Brasilien, Polen und Rumänien verfolgt. Teils würde auch unter schlechten Arbeitsbedingungen abgeforstet, so der Vorwurf. Der Film klagt nun an, „wie Ikea trotz ständiger Wiederaufforstung zur Zerstörung der Biodiversität beiträgt und den illegalen Holzhandel befeuert“.

Ikea-Kunden schockiert

Die Doku hat Arte mittlerweile auf Youtube hochgeladen und in den Kommentaren kocht es. Ein Nutzer macht sich gleich selbst Vorwürfe.

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„Erst im Januar habe ich sehr viel Geld bei IKEA gelassen. Ich habe nicht mal ansatzweise darüber nachgedacht, woher das Holz des elektrischen Bürotisches herkommt oder unter welchen Umständen das Material verarbeitet wird. Ich schäme mich regelrecht, dass ich so blind, dumm und bedenkenlos bei Ikea eingekauft habe. Ich werde mir jetzt dreimal überlegen, ob ich ein Möbelstück von Ikea benötige oder nicht und ob es vielleicht besser wäre, sich manche Gegenstände aus zweiter Hand zu besorgen“, hat er für sich aus der Sache gelernt.

Ikea reagiert auf Vorwürfe

Wir haben Ikea mit den Vorwürfen konfrontiert. Das Unternehmen verteidigt sich: „Jedes Jahr ermitteln wir sorgfältig unsere Auswirkungen auf die Umwelt, um sicherzustellen, dass wir dort, wo wir tätig sind, einen positiven Einfluss haben.“ Und: „Jedes Jahr werden unsere forstwirtschaftlichen Aktivitäten einer Prüfung durch unabhängige Zertifizierungsstellen unterzogen“.


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In der Stellungnahme bezieht sich die Möbel-Kette explizit auf die Zusammenarbeit mit Ingka Investments in Rumänien. Das Unternehmen verwalte dort über 50.000 Hektar Wald „nach strengsten Nachhaltigkeitsstandards“. Man würde die Wälder zudem wieder aufforsten. „Das bedeutet, es gibt keinen Verlust an Nettowaldfläche,“ erklärt ein Sprecher. Allein in Rumänien wären die eigenen Flächen sogar innerhalb von acht Jahren um drei Prozent gewachsen.

Zudem würden die Waldflächen immer wieder überprüft und Aktivitäten zum Schutz sogenannte „alte Wälder“ und der Vogelwelt aussetzen. Alle Hölzer sei FSC-zertifiziert. Wer nachverfolgen will, woher das Holz von Ikea stammt, kann dies auf der offiziellen Firmen-Webseite nachlesen.

Ikea reagiert auf die Doku

Kurz nach der ersten Stellungnahme hat uns Ikea noch einmal eine Ergänzung zukommen lassen, in der das Unternehmen sich explizit auf die Dokumentation bezieht. Darin heißt es:

„Wir begrüßen den Dialog, Recherchen und Überprüfungen, die uns helfen, zu lernen, uns zu verbessern und unser Engagement für eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung noch weiter zu stärken. Wir sind jedoch nicht der Ansicht, dass dieser Dokumentarfilm einer korrekten oder fairen Darstellung unseres forstwirtschaftlichen Ansatzes und unserer Praktiken zur Waldbewirtschaftung entspricht. Unsere Aktivitäten entsprechen den Vorschriften und Gesetzen und gehen in vielen Fällen sogar darüber hinaus. Verantwortungslose Forstwirtschaftspraktiken haben in unserer Lieferkette sowie in unseren eigenen forstwirtschaftlichen Abläufen keinen Platz. Wir nehmen jeden Hinweis darauf sehr ernst und gehen dem gründlich nach.“

Ikea Deutschland