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Dortmund: Radikale hetzen gegen Ärztin – ausgerechnet SIE sind ganz vorne dabei

In Dortmund protestieren Fundamentalisten gegen eine neue Abtreibungsklinik. Die Teilnehmer empfindet die Ärztin als merkwürdig.

Dortmund
In Dortmund protestieren Fundamentalisten gegen eine neue Abtreibungsklinik - wie hier bei einer Demo in München. (Archivbild) Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Erst vor kurzem hat Gabie Raven die „Gynaikon Praxisklinik“ in Dortmund eröffnet. Seitdem hat die niederländischen Gynäkologin mit ordentlich Gegenwind zu kämpfen. Immer wieder versammeln sich radikale Christen vor ihrer Praxis am Körner Hellweg. Ihnen sind die angebotenen Schwangerschaftsabbrüche ein Dorn im Auge.

Gabie Raven kennt einige der Demonstranten bereits aus den Niederlanden. Dort betreibt sie zwei weitere Abtreibungskliniken – in Rotterdam und Roermond. Die Qualität der Proteste in Dortmund sei für sie allerdings neu, verrät sie im Gespräch mit DER WESTEN.

Dortmund: Abtreibungsgegner hetzen gegen Ärztin

Rund 70 Leute hatten sich am vergangenen Samstag (26. Dezember) vor der Dortmunder Praxis versammelt, um gegen Schwangerschaftsabbrüche zu demonstrieren. Von Kindermord war im Aufruf zur Versammlung die Rede, aber auch von einem sogenannten „Babycaust“ (mehr hier). Die Gegner der Schwangerschaftsabbrüche setzen die Arbeit von Gabie Raven damit in den Kontext der Judenvernichtung im sogenannten Dritten Reich. So abscheulich das ist, so sehr ist die Gynäkologin bereits daran gewöhnt.

„Solange die beten, geht es ja noch“, sagt sie. In den Niederlanden würden die Abtreibungsgegner aber auch versuchen, Frauen auf dem Gehweg abzufangen und sie zu beeinflussen. Das sei eine große Belastung für viele Schwangere, wegen freier Meinungsäußerung aber schwer zu verhindern, so Raven. Sie habe vor den Kliniken bereits Bodyguards eingesetzt, damit die Frauen nicht angesprochen werden. Von der Qualität der Proteste in Dortmund sei die Ärztin überrascht. Die Zahl der aktiven Protestanten sei in Holland deutlich niedriger.

Dortmund: Ärztin macht merkwürdige Beobachtung

Was ihr aufgefallen ist: Die meisten Abtreibungsgegner seien merkwürdigerweise alte Männer. „Die nehmen den Mund voll mit Sachen, die sie gar nicht betreffen“, so Raven und weiter: „Ich habe noch nie einen Mann gesehen, der ungewollt schwanger wurde.“ In der Vergangenheit habe sie bereits mehrfach das Gespräch mit den Demonstranten gesucht. Das Ergebnis: „Wir sprechen zwei unterschiedliche Sprachen. Ich bin überzeugt, Frauen zu helfen. Sie glauben, dass wir Babys ermorden.“ Eine Erfahrung, die auch Kollegen gemacht hätten.

Doch nicht nur Abtreibungsgegner protestieren vor der Dortmunder Praxis. Am Mittwoch (30. November) trafen sich viele Organisationen, um für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung betroffener Frauen zu demonstrieren. Die AWO Dortmund hieß die neue Praxis willkommen. Durch sie würden „schwangere Frauen in Konflikt- und Notlagen besser versorgt werden können.“

So sollen Frauen in Dortmund geschützt werden

An die Adresse betroffener Frauen richtete Gabie Raven beruhigende Worte. Niemand müsse sich einer demonstrierenden Meute aussetzen. Es gäbe einen zweiten anonymen Eingang zur Praxis, der über die Tiefgarage erreichbar sei. Außerdem müssten Abtreibungsgegner ihre Demos anmelden. Sollten diese in die Öffnungszeiten der Praxis (aktuell mittwochs und freitags) fallen, würden Patientinnen informiert werden. Außerdem sei die Praxis videoüberwacht. „Wir lassen niemanden rein, von dem wir nicht wissen, wer er ist“, so Raven.



Warum die Niederländerin überhaupt eine Praxis im Ruhrgebiet eröffnet hat? „Weil der Bedarf in Deutschland so groß ist“, sagt sie aus ihren Erfahrungen an der deutschen Grenze. In Roermond habe sie viele deutsche Patientinnen empfangen, die dort die Kosten selbst übernehmen mussten. Ihnen habe sie nun ein Angebot machen wollen, dass insbesondere einkommensschwache Frauen auch bei ihrer Krankenkasse einreichen können.