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Aldi im Kreuzfeuer der Kritik – Doku deckt Schreckliches auf

Aldi wird durch NDR Recherche-Team ganz genau unter die Lupe genommen. Die Kritik ist bedrückend – es geht unter anderem um Morddrohungen.

Nach investigativen Recherchen vom NDR in Spanien steht Aldi im Kreuzfeuer der Kritik. Grund ist die Herkunft der günstigen Erdbeeren.
© IMAGO/Dean Pictures

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Es sind heftige Missstände, die ein Investigativ-Team des NDRs aufgedeckt hat. Und im Kreuzfeuer der Kritik steht der Discounter Aldi. Das Recherche-Team war nämlich auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie die Aldi-Erdbeeren so günstig angeboten werden können.

Nach einer Reise zum Ursprungsort der Erdbeeren kamen die Journalisten mit skandalösem Material rund um die Aldi-Erdbeeren zurück. Die Rede ist von Morddrohungen, Umweltzerstörung, Pestiziden und Slums für Arbeiter.

Aldi: Nicht erwünscht und Briefkastenfirma

Laut der „Frankfurter Rundschau“ reisten die investigativen Journalisten des NDR ins spanische Huelva, dem Ursprungsort von Aldis Erdbeeren, um dem nahezu dauerhaft günstigen Preis auf den Grund zu gehen. Das Team versuchte zunächst den genauen Ort über die Erdbeer-Verpackungen ausfindig zu machen. Denn laut Aldi ist es „einfach und transparent nachzuvollziehen, woher die Produkte stammen.“

+++ Aldi: Chaos um beliebtes Angebot – Kunden verstehen gar nichts mehr +++

Die Reporter fanden nur mit Mühe und Not eine riesige Lagerhalle, aber dort haben die Verantwortlichen darauf bestanden, dass die Kameras ausgeschaltet werden. „Journalisten sind hier wohl nicht gerne gesehen, der harsche Ton überrascht mich“, sagte der Reporter. Bei dem nächsten scheinbaren Ort für die Aldi-Erdbeeren handelte es sich um eine Briefkastenanschrift in einem Wohnviertel.

Aldi: Nicht mehr genug natürliche Ressourcen

Die NDR-Reporter sprachen mit Felipe Fuentelsaz, einem Umweltschützer der WWF. „Als das Ganze in den 1990er Jahren gestartet ist, haben einige vom ‚roten Gold‘ gesprochen, weil es so profitabel war“, sagte Fuentelsaz.

„Überall entstanden Farmen. Mitten im Wald, direkt neben einem Fluss. Es war ein Chaos. Das Wachstum war atemberaubend. Die Anbauflächen wuchsen, die Wirtschaft wuchs, aber irgendwann explodierte die Bubble. Es gibt nicht genug natürliche Ressourcen. Nicht genug Wasser für die Bewässerung“, klagte der Umweltschützer.

Macht Aldi mit illegalen Brunnenwasser Geschäfte?

Um gegen den Wassermangel vorzugehen, wurde vielen Bauern per Gesetz untersagt, neue Brunnen zu bauen. Daher geht Fuentelsaz von etwa 200 Hektar illegalen Feldern und etwa 1000 illegalen Brunnen aus. Die Umweltschützer arbeiten seit Jahren mit aufwändigen Satellitenaufnahmen und Feldrecherchen dagegen an.

„Wenn die illegalen Brunnen nicht zuzuordnen sind, wie kann Aldi dann ausschließen, dass seine Erdbeeren so bewässert werden?“, so der Vorwurf. Aldi selbst sagt, dass man „umfangreiche Maßnahmen ergreift, um einen nachhaltigen Umgang mit Wasser vor Ort zu sichern.“

Aldi: Bauern erhalten Morddrohungen

Unstimmig wirkte es auch, dass die Regionalregierung in Sevilla die illegal bewässerten Felder legalisieren will. Aber in einem offenen Brief haben sich die europäischen Supermärkte dagegen ausgesprochen, darunter eben auch Aldi. Das Recherche-Team schließt daraus, dass Aldi die Probleme vor Ort sehr genau kenne.

Dazu äußerte sich auch der Sprecher der Bauernvereinigung Manuel Delgado und erklärt, dass Bauern bedroht werden, die sich öffentlich gegen das Gesetz aussprechen. Am Morgen habe laut Delgado ein Bauer noch Morddrohungen erhalten. Auch der Bauernsprecher bestätigt, dass trotz Zertifizierung illegal bewässerte Erdbeeren auch bei Aldi landen können. „Wenn ein Bauer eine Genehmigung einmal eingereicht hat, und zusätzlich Obst aus illegalem Anbau einbringt, wird das nicht registriert.“

Aldi: Die Arbeiter leben in Slums

Das Recherche-Team deckt außerdem auf, dass die meisten der 100.000 Saisonarbeitskräfte in Slums leben, sogenannten Chabolas. Bestehend aus selbstgebauten Hütten aus Pappe und Plastik, direkt in unmittelbarer Nähe zu den Erdbeerfeldern.

Auch die wenigen von den Bauern angebotenen Unterkünfte seien kaum besser und dazu überteuert. Insgesamt sei der Lohn zu niedrig und die Lebensbedingungen miserabel. Ein Erdbeerpflücker sagt: „Hier sind wir einfach nur verloren.“


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Die Arbeiter haben zudem mit Pestiziden zu kämpfen. Eine Flüssigkeit, zum Schutz der Pflanzen, bringe die Haut an den Armen der Arbeiter zum Jucken. Das Recherche-Team hat deswegen spanische Erdbeeren untersuchen lassen und festgestellt, dass zwei von drei Proben belastet sind. Eine davon sogar mit drei Pestiziden gleichzeitig, die als besonders gesundheits- und umweltgefährdend eingestuft werden.