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Mallorca-Auswanderin rechnet mit Urlaubern ab – „Sowas ist einfach respektlos“

Mallorca ächzt unter dem Massentourismus – und nicht nur Einheimische schlagen Alarm. Auswanderin Leni Bolt findet klare Worte.

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Mallorca: Leni Bolt erzählt von der Pride in Palma

Wir treffen Leni Bolt, die uns von den Unterschieden zwischen der Pride in Palma und in Berlin erzählt.

Der Massentourismus bringt Mallorca jedes Jahr an seine Belastungsgrenze. Was für Urlauber pure Erholung ist, wird für viele Einheimische im Sommer zur Zumutung: überfüllte Strände, Verkehrschaos, Lärm, Müll, steigende Preise. Die Insel platzt – gerade in der Hauptsaison – buchstäblich aus allen Nähten.

Eine, die das hautnah erlebt, ist Leni Bolt. Die queere Influencerin lebt seit fünf Jahren in Palma. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht sie über die Schattenseiten des Massentourismus – und warum es aus ihrer Sicht dringend neue Regeln braucht.

Mallorca: „Tourismus hat sich gefühlt verdoppelt“

Denn als Leni nach Mallorca kam, war alles ganz anders und sehr viel ruhiger. Denn während der Corona-Pandemie war die Insel wie leergefegt. Dass sich das schnell ändern würde, war absehbar – doch das Ausmaß hat sie selbst überrascht: „Der Tourismus hat sich gefühlt verdoppelt. Ich muss aber dazu sagen, dass ich auch während Covid-Zeiten gekommen bin und als dann alles wieder gelockert wurde, folgte auch für mich der große Schock. Es ist Wahnsinn, wie viele Menschen nach Mallorca kommen im Sommer.“

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Heute erlebt sie die Insel zur Hauptsaison komplett anders: Die Strände sind überfüllt, Innenstädte überlaufen, Mietwagenkolonnen auf Landstraßen. Und das habe auch Auswirkungen auf die Stimmung unter den Einheimischen. Dass es immer wieder Proteste gegen den Massentourismus gibt, wie zuletzt in Palma, kann Leni nur zu gut nachvollziehen. „Ich verstehe die Menschen, die auf die Straße gehen. Ich verstehe die Wut auf die Politik und, dass es keine Regulierungen gibt. Es sind einfach zu viele Menschen, die im Sommer nach Mallorca kommen.“

Auswanderin fordert Regulierungen für den Massentourismus

Die größte Kritik richtet sich dabei nicht nur gegen die Masse, sondern auch gegen das Verhalten mancher Urlauber. Leni: „Viele Deutsche kommen hierher und denken, sie haben einen Freifahrtschein und können eine Woche machen, was sie wollen.“

Ein besonders absurder Trend, der Leni fassungslos macht: ‚Balconing‘, bei dem Menschen von einem Hotelbalkon zum nächsten zu springen, meist betrunken und ohne Rücksicht auf Verluste. „Sowas ist einfach respektlos den Menschen hier gegenüber.“ Die Influencerin ist überzeugt: Es gehe nicht darum, den Tourismus aus Mallorca komplett abzuschaffen. Aber so, wie es jetzt laufe, könne es nicht weitergehen. „Es muss einfach Regulierungen geben, damit Touristen und Einheimische wieder friedlich zusammenleben können. Ohne, dass sich jemand vernachlässigt fühlt.“



Mallorca bleibt ein Sehnsuchtsort – für viele Touristen, aber eben auch für die Menschen, die hier leben. Dass es kracht, wenn Erwartungen aufeinanderprallen, ist kein Wunder. Doch nur mit einem neuen Verständnis von Respekt, Rücksicht und Regulierung kann das Miteinander gelingen.