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Hund in NRW: Tierschützer enttarnt Welpenfabriken an der Grenze – „mehr tot als lebendig“

Hund in NRW: Tierschützer enttarnt Welpenfabriken an der Grenze – „mehr tot als lebendig“

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Hund in NRW: Tierschützer enttarnt Welpenfabriken an der Grenze – „mehr tot als lebendig“

Hund in NRW: Tierschützer enttarnt Welpenfabriken an der Grenze – „mehr tot als lebendig“

Duisburger Tierärztin erklärt, wie du deinem kranken Hund helfen kannst

Wir waren in der Tierklinik am Kaiserberg und haben uns einige Krankheiten erklären lassen.

Ein Hund als Nutztier? Gehalten wie ein Schwein in Fabriken. Tote Welpen unter putzigen Fellknäueln. Was Stefan Klippstein von den Zuständen kurz vor unserer Haustür in NRW berichtet, ist schockierend.

Der Tierschützer hat beim Anblick des Hunde-Booms in Corona-Zeiten gehörige Bauchschmerzen. Er ging der Frage nach, woher die ganzen Hunde eigentlich kommen, die hier in NRW ein neues Zuhause finden. Als er der Spur der von Welpenhändlern folgte, entdeckte er Erschütterndes.

Hund in NRW: Illegaler Welpenhandel – „Gerade im Ruhrpott ist das ein zunehmendes Problem“

Eigentlich dürfen Welpen erst im Alter von 15 Wochen nach Deutschland eingeführt werden, müssen gesund und gegen Tollwut geimpft sein. Doch viele, die mit den kleinen Vierbeiner Geld machen wollen, würden ganz skrupellos auf die tierärztlichen Kosten verzichten, sagt Stefan Klippstein. „Es gab schon immer so eine Hundemafia“ – organisierte Händler, die ohne Rücksicht auf Verluste das große Geschäft mit den Tieren machen wollen. Sie würden die Hunde zu Schrottpreisen im Ausland kaufen und könnten sie in Deutschland dann teilweise für das Zwanzigfache weiter verkaufen.

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Ein paar Infos zu Stefan Klippstein:

  • ursprünglich aus Freiburg, wohnt jetzt in Berlin
  • schon als Kind rettet er kranke Igel oder Tauben, bringt sie nach Hause zum Aufpäppeln
  • „Ich hatte schon immer einen Draht zu Tieren“
  • bringt zum ersten mal mit 12 Jahren einen entlaufenden Hund ins Tierheim
  • .„Da bin ich dann hängen geblieben“
  • abgeschlossene Ausbildung zum Tierpfleger
  • arbeitet viele Jahre im Tierheim
  • wird auf das Phänomen des illegalen Welpenhandels aufmerksam und geht seitdem dagegen an

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Doch das Problem sei mittlerweile viel schlimmer geworden. Gerade jetzt in Zeiten von Corona boome der Welpenhandel auch ganz besonders in NRW. Vor allem während des Lockdowns sei die Nachfrage nach Hunden erheblich angestiegen. Klippstein bezeichnet NRW als regelrechte „Hochburg des illegalen Welpenhandels“.

„Gerade im Ruhrpott ist das ein zunehmendes Problem“, wie der Tierschützer bemerkt. Grund dafür sei die Nähe zur Grenze nach Belgien und den Niederlanden. Denn was sich knapp hinter den Grenzen von NRW verbirgt, ist einfach unfassbar.

Hund: Welpenfabriken direkt hinter der Grenze von NRW – „sieht aus wie eine Schweinefabrik“

Dass täglich Welpen aus Rumänien oder Bulgarien nach Deutschland gebracht würden, sei eine furchtbare Tatsache. Doch als Tierschützer Klippstein zum ersten Mal undercover direkt hinter der Grenze von NRW in den Niederlanden unterwegs ist, ist er geschockt. Er berichtet von Fabriken, die nur für die Massenproduktionen von Welpen genutzt werden: „Ich war letztes Jahr zweimal dort“, erzählt Klippstein. „Das sieht aus wie eine Schweinefabrik“.

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Der Haushund als Begleiter des Menschen:

  • Domestizierung fand vor etwa 15.000 bis 100.000 Jahren statt
  • die wilde Stammform ist der Wolf
  • weltweit gibt es etwa 500 Millionen Haushunde
  • allein in Deutschland leben 9 Millionen als Haustiere

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Dort würden Hunde aller Rassen gezüchtet, wie Klippstein mit eigenen Augen ansehen muss. Die Muttertiere seien nur zur Zucht da, würden nicht ausgeführt und müssten auf engstem Raum leben. Und wenn sie nach sechs oder sieben Jahren vom ständigen Werfen ausgebrannt seien, dann würden sie brutal mit dem Hammer erschlagen. Für die Züchter seien diese Tiere dann „wertlos“, sagt Klippstein resigniert. Im besten Falle könnten Tierschützer wie er, diese Tiere noch „auslösen“, aber meist würden die Hündinnen sterben oder müssten dann vom Tierarzt eingeschläfert werden.

Den Welpen ginge es da kein bisschen besser. Während seines Aufenthalts in einer dieser unzähligen Fabriken, habe Klippstein Tausende von Welpen „mehr tot als lebendig“ gesehen, zusammengequetscht in verdreckten Zwingern. Teilweise lägen auch schon Tote dazwischen, die anderen Welpen seien ausgehungert und abgemagert, krank. Hier gezüchtet kämen sie dann in sogenannte Welpenkaufhäuser, wo sie hinter Glaskästen für potentielle Käufer ausgestellt würden.

Doch was dahintersteckt, wo diese Tiere herkommen und was sie bis dahin schon alles durchgemacht haben, „das sieht eben keiner dieser Käufer“, weiß Klippstein. „Die machen sich da keine Gedanken drüber.“ Dabei seien sie genauso verantwortlich dafür, was mit diesen Welpen geschieht. Denn die Käufer würden durch ihren Kauf das ganze System unterstützen.

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Hund in NRW: Tierschützer nimmt Händler in Duisburg hoch – „Da kann es auch schon mal brenzlich werden“

Eine ganz wichtige Rolle für den illegalen Welpenhandel spiele außerdem der Online-Verkauf. Denn auch dort würden die Tiere aus diesen Fabriken, meist über Umwege über Zwischenhändler, weiterverkauft.

Vor allem auf Ebay entdecke der Tierschützer immer wieder dubiose Anzeigen, hinter denen sich Fälle von illegalem Welpenhandel verbergen. Hat er eine solche gefunden, dann stelle er häufig selber Kontakt zu den Händlern her und treffe sich mit ihnen zu einem Scheinkauf. Sobald er merke, dass der zu verkaufende Welpe krank, offensichtlich noch keine 15 Wochen alt und vermutlich illegal nach Deutschland gekommen ist, alarmiere er sofort die Polizei.

So habe er in diesem Jahr auch in Duisburg einen Verkäufer hochgenommen, der mehrere Welpen in seiner Wohnung in einer Hochhaussiedlung halte, und sich dann in Höhe Wuppertal auf einem Autobahnrastplatz mit ihm zum Verkauf getroffen habe. Er rief die Autobahnpolizei dazu, denen sei der Verkäufer sogar bereits bekannt gewesen.

Das bestätigt nur Klippsteins Verdacht, dass sich das Problem gerade hier in NRW und im Ruhrgebiet verhärte. Die Strafen für diese Händler sei „lächerlich“, wie er findet. Außerdem würde man damit meist nur die Zwischenhändler treffen. Die Welpenmafia würde weiterhin operieren.

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Solche verdeckten Einsätze, wie unter anderem in den Welpenfabriken in Holland oder auf dem großen Welpenmarkt in Polen, seien für den Tierschützer nicht ohne. „Da kann es auch schon mal brenzlich werden“, erzählt Klippstein. Auf dem Welpenmarkt gebe er sich zum Beispiel als Großhändler aus, komme mit einem BMW angefahren, trage Goldkettchen und Jogging-Anzug. Doch einmal sei seine Tarnung aufgeflogen. Ein Händler habe daraufhin auf ihn eingeschlagen, ihm zwei Rippen gebrochen und ihm einen Backenzahn ausgehauen.

Von dieser Erfahrung lasse sich der Tierschützer jedoch nicht einschüchtern und sei weiterhin, manchmal auch in Begleitung von Security, unterwegs. Klippsteins größter Wunsch: Ein endgültiges Verbot des Online-Handels mit Welpen. (mbo)

Hier kannst du einen Hund aufnehmen und Gutes tun

Wer den illegalen Welpenhandel nicht unterstützen will, dem seien die zahlreichen Tierheime in NRW ans Herz gelegt. Viele platzen zu Pandemie-Zeiten aus allen Nähten und freuen sich über gewissenhafte Halter, die einen Hund aufnehmen können.

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