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Ruhrgebiet: Vierte Corona-Welle schlägt doppelt hart zu – DAMIT hat wirklich keiner gerechnet

Ruhrgebiet: Vierte Corona-Welle schlägt doppelt hart zu – DAMIT hat wirklich keiner gerechnet

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Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat am Dienstag die neuen Corona-Regeln für NRW erklärt. Auch im Ruhrgebiet gilt ab sofort wieder eine Homeoffice-Pflicht. (Symbolbild) Foto: imago images / Fotostand / Montage: DER WESTEN

Ruhrpott-Kolumne

„Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“

Dieses berühmte Zitat aus Goethes „Faust“ trifft derzeit des Ruhrgebiets Kern. Nur sitzen wir nicht wie Doktor Faustus in seinem Studierzimmer am Pult und versuchen verzweifelt die Welt zu verstehen, sondern an unserem Schreibtisch im Homeoffice im Pott.

Die Homeoffice-Pflicht in NRW ist zurück. Was bleibt uns bei einer rasant steigenden Inzidenz von mittlerweile bundesweit über 400 (Stand Mittwoch) und vollen Intensivstationen auch anderes übrig? Ein zweiter harter Corona-Winter scheint uns plötzlich im Ruhrgebiet bevorzustehen. Nur habe ich, wie wahrscheinlich so viele andere auch, die Corona-Lage einfach unterschätzt. Ich habe die Wucht der vierten Welle so nicht kommen sehen.

Ruhrgebiet: Vierte Corona-Welle trifft auch das Revier

Nachdem das Impfangebot im Sommer auch in NRW großzügig ausgelegt wurde, nahm das Leben langsam wieder Fahrt auf. Freunde treffen, in den Urlaub fahren. Die Sorgen waren schnell vergessen. Die Warnungen eines Doktor Drosten, dass die geringe Impfquote uns so niemals einen unbeschwerten Winter bescheren werde, wurden ignoriert. Nicht nur von den Bürgern, sondern auch von den Politikern, die die Impfzentren großzügig schließen ließen, stattdessen zu spät reagierten und Großveranstaltungen wie Karnevalsfeiern am 11.11. oder zehntausende Zuschauer bei Fußballspielen noch erlaubten. Eine trügerische Sicherheit!

+++Corona: Das Leben kommt endlich mit voller Wucht zurück – ganz schön stressig!+++

Jetzt haben wir den Super-Gau. Nur wenige Wochen, nachdem die Parteien der neuen Ampel-Regierung noch die epidemische Notlage von nationaler Tragweite ganz beenden wollten und schon das Ende der Pandemie für März 2022 ausriefen, weht nun ein ganz anderer, niederschmetternder Wind.

Die Corona-Maßnahmen wurden in der neuen Coronaschutzverordnung wieder verschärft. Plötzlich werden Weihnachtsfeiern abgesagt, Weihnachtsmärkte stehen auf der Kippe und das unheilvolle Wort „Lockdown“ wird wieder in den Mund genommen. Einschränkungen, die auch Geimpfte treffen. Eine mögliche Impfpflicht scheint zudem nicht mehr so abwegig wie noch vor wenigen Monaten.

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Im Ruhrgebiet spricht man Tacheles und redet nicht lange um den heißen Brei herum. DER WESTEN-Redakteurin Julia Scholz beschäftigt sich in der Kolumne „Da sachste, wat Sache ist“ mit aktuellen Themen, die die Menschen im Revier bewegen.

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Aber dachten wir nicht, die Impfung sei der Weg aus der Pandemie? Dass damit ein weiterer Horror-Winter wie der im vergangenen Jahr ein für allemal begraben ist? Leider falsch gedacht, weil zu wenige das Angebot angenommen haben! Jetzt gibt es 3G, 2G und 2Gplus.

+++Essen: Kannste dir nicht ausdenken! Ich habe den verrücktesten Ort an der A40 besucht+++

Hoffen wir mal, dass nun diese neue Notbremse ausreicht und wir nicht wie unsere Nachbarländer Österreich oder die Niederlande landesweit in den Lockdown müssen. Noch ein Stufen-Lockdown und viele der Zwei-Drittel-Mehrheit der Geimpften wird kläglich ausrufen: „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“

Dennoch sollten wir uns nicht wie Faust verhalten, unserem Gefühl folgen und einen Pakt mit dem Teufel eingehen, sondern unser Augenmerk verstärkt auf die Wissenschaft lenken. Damit frühzeitig reagiert wird und nicht alles weiter aus dem Ruder läuft und die Triage noch gestoppt werden kann.