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Gelsenkirchen: Polizei stürmt Rechtsrock-Konzert ++ Innenminister Reul schockiert – „Reiner Hass!“

Am späten Samstagabend kam es in Gelsenkirchen zu einem Großeinsatz der Polizei. Auch der Staatsschutz wurde hinzugerufen.

Gelsenkirchen
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Das ist die Stadt Gelsenkirchen

Gelsenkirchen verbinden viele sofort mit dem FC Schalke. Doch die Stadt ist mehr als nur Fußball und Industrie. In diesem Video stellen wir dir sie vor.

Am Samstagabend (28. Oktober) kam es in Gelsenkirchen zu einem Großeinsatz der Polizei. In der Emscherstadt fand ein geheimes Rechtsrock-Konzert in einem Kleingarten an der Almastraße im Stadtteil Ückendorf statt.

Einsatzkräfte einer Polizei-Hundertschaft rückten aus. Bei ihrem Eintreffen befanden sich nach Angaben eines Sprechers der Polizei Gelsenkirchen knapp 80 Personen in dem Vereinsheim des Kleingartenvereins (KGV) Luthenburg. Gegen mehrere von ihnen wurden Strafverfahren eingeleitet (Bilanz am Ende des Artikels).

Gelsenkirchen: Polizei stürmt Rechtsrock-Konzert

Ab 20.42 Uhr waren rund 100 Einsatzkräfte der Polizei mit vier Polizeihunden vor Ort. Sie umstellten das Vereinsheim, in dem die Gelsenkirchener Band „Sturmwehr“ gerade ihr Konzert begonnen hatte. An dem Einsatz beteiligt waren des Weiteren eine spezielle Beweis- und Festnahme-Einheit sowie die polizeilichen Abteilung Staatsschutz. „Die Stadtverwaltung Gelsenkirchen ist ebenfalls vor Ort und überprüft aktuell, ob die Veranstalter eine Genehmigung für das Konzert haben“, merkte ein Polizeisprecher gegenüber DER WESTEN am Samstagabend an.

Die Gelsenkirchener Rechtsrock-Band „Sturmwehr“ wurde Anfang der 1990er-Jahre von Jens Brucherseifer und Rony Krämer gegründet. Sie zählt zu den ältesten und bekanntesten Bands der Rechtsrock-Szene. Die meisten ihrer Lieder stehen auf dem Index, dürfen also nicht gespielt werden.

Minister Reul: „Verherrlichung der nationalsozialistischen Vergangenheit“

Noch am Samstagabend äußerte sich auch NRW-Innenminister Herbert Reul: „Heute hat die Polizei zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen das illegale Konzert einer Rechtsrock-Band besucht – ganz ohne Eintrittskarte. Denn was da gesungen wird, ist reiner Hass, Hetze und Menschenverachtung. Nichts für unsere anspruchsvollen demokratischen Ohren. Die Verherrlichung der deutschen nationalsozialistischen Vergangenheit bekommt bei uns keine Bühne. Daher haben wir das Konzert beendet. Vor den Feinden der Demokratie verschließt der Staat seine Augen und Ohren nicht!“

Gelsenkirchen
Gelsenkirchen: Polizeibeamte stehen vor dem Vereinsheim einer Kleingartenanlage, während Teilnehmer eines mutmaßlich rechten Konzerts einzeln hinausgeführt und zur Personalienfeststellung gebracht werden. Die Polizei hat eine Veranstaltung von mutmaßlichen Anhängern der rechten Szene in Gelsenkirchen beendet. Foto: picture alliance/dpa

Im Zuge des Einsatzes wurde die Identität der Teilnehmer festgestellt. Es handelte sich um insgesamt 78 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet, viele jedoch aus Gelsenkirchen und Umgebung. Einige Männer wurden von Polizeibeamten durchsucht. Wie die WAZ berichtet, trugen sie T-Shirts mit Aufdrucken wie „Blitzkrieg“, „Brauntown“ und „Kameradschaft Ückendorf“. Die meisten Teilnehmer des Konzerts – Männer und Frauen – waren bereits älter, ihre Gesinnung war ihnen nicht anzusehen. Nur vereinzelt waren rechtsextreme Tattoos, Glatzen und Springerstiefel zu erkennen.


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Die straf- und ordnungsrechtliche Bilanz des Großeinsatzes nach Angaben der Polizei:

  • zwei Strafverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung
  • ein Strafverfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte
  • ein Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte
  • ein Verfahren wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
  • ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz
  • ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz
  • Sicherstellung von CDs mit mutmaßlich rechtsradikalen Inhalten

Der Einsatz verlief weitgehend ruhig. Das lag allerdings auch daran, dass die Polizei jede Aggression sofort im Keim erstickte. In einem Fall wurde ein Beamter von einem Teilnehmer angegriffen. Die Polizei verzeichnete ferner eine Widerstandshandlung.