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Gelsenkirchen: Straßenreinigerin räumt Müll weg – was Jugendliche ihr plötzlich zurufen, ist einfach nur ekelig

In Gelsenkirchen haben Straßenreiniger viel zu tun. Erschreckend, mit welchen Reaktionen sie dabei auch noch konfrontiert werden.

Gelsenkirchen Straßenreinigerin Eileen Rave
© Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

Straßenreinigerin Eileen aus Gelsenkirchen berichtet, wann sie an ihre Grenzen stößt

Wir durften Straßenreinigerin Eileen Rave einen Tag in ihrem Job begleiten. Im Video verrät sie uns, wie ihr ihr Job gefällt.

Den Müll anderer wegmachen? Für vieleMenschen kommt das nicht in Frage. Doch für Eileen Rave gehört das Müllwegräumen zum Alltag – denn sie ist Straßenreinigerin in Gelsenkirchen.

Während die meisten Anwohner noch schlafen, befreit sie die Innenstadt schon von dem Dreck des Vortages. Ich durfte die Straßenreinigerin der Gelsendienste bei einer ihrer Schichten im Sommer begleiten. Schon nach einem Tag bekam ich die schönen, aber auch die Schattenseiten des Jobs zu spüren.

Gelsenkirchen: Unfassbar, wie Jugendliche eine Straßenreinigerin behandeln

„Ihhh“ rufen plötzlich zwei Jugendliche und schauen in unsere Richtung. Eileen und ich leeren gerade die Mülleimer in der Innenstadt. Ich gucke sie an und denke ‚ich höre nicht recht‘. Sie wiederholen es. Ich bin schockiert und realisiere erst jetzt, dass die abfällige Bemerkung tatsächlich uns treffen sollte. Doch die erfahrene Straßenreinigerin hat den passenden Spruch parat: „Seit froh, dass wir den Müll wegmachen. Sonst würde es ja keiner machen.“ Ich stehe immer noch mit weit aufgerissen Augen da und kann es nicht fassen.

Ein Tag im Leben von … ist der Titel unserer Reportage-Reihe bei DER WESTEN. Wir durften über einen bestimmten Zeitraum für einen Tag verschiedene Persönlichkeiten in ihrem (beruflichen) Alltag begleiten. Dabei haben wir erstaunliche Einblicke in den Job, die damit verbundenen Aufgaben, Schwierigkeiten und Chancen bekommen. Hier findest du alle Beiträge.

„Da muss man drüberstehen. In ein Ohr rein und ins andere raus“, meint die 33-Jährige. Zumal das noch harmlos sei. „Manchmal schmeißen die Leute einem Müll direkt vor die Füße und sagen ‚mach mal weg‘. Da fehlt einfach die Anerkennung.“ Die Müllbeseitigung ist für die Gelsendienste teilweise ein Kampf gegen Windmühlen. In einigen Straßen in Gelsenkirchen ist die Lage prekär und der Müll häuft sich.

Gelsenkirchen Straßenreinigerin Eileen Rave
Gelsenkirchen: Straßenreinigerin Eileen Rave lächelt doofe Kommentare einfach weg. Foto: Chaleen Goehrke/ DER WESTEN

An diesem Tag ist das Müllaufkommen in der Innenstadt noch verhältnismäßig gering – leichter macht es die Arbeit für einen Neuling wie mich dennoch nicht. Neben Essensresten, Flüssigkeiten und Papier kommen uns auch Wespen aus den Mülleimern entgegen. Die dicken Handschuhe sollen uns vor einem Kontakt schützen. Doch gegen den säuerlichen Geruch helfen sie nicht.

Andere Menschen würden Eileen deshalb oftmals auch bedauern. „Sie denken, dass wir 1-Euro-Jobber sind und vom Jobcenter hier hingeschickt wurden. Das kommt regelmäßig vor“, verrät die Gelsenkirchenerin. Dabei sind Straßenreiniger direkt bei der Stadt angestellt, haben sicheres Gehalt und vor allem einen sicheren Arbeitsplatz. Eileen Rave musste sich um ihren Job während der Corona-Pandemie keine Sorgen machen.

Traumjob Straßenreiniger? DIESE Qualität solltest du mitbringen

Ein dickes Fell schadet aus zweierlei Gründen in ihrem Job dennoch nicht: zum einen wegen der Witterungsbedingungen im Winter und zum anderen wegen der Kollegen. Denn auch bei Minusgraden müssten die Straßenreiniger raus, hinzu kommt die schwere körperliche Arbeit, wenn die Gehwege vom Schnee befreit werden müssten. Und dann wären da noch die Sprüche der Kollegen: „Gerade als Frau sollte man kein kleines Mäuschen sein. Da darf man auch gerne mal den ein oder anderen Spruch kontern.“ Für Eileen Rave machen die Neckereien in den Pausen den Arbeitsalltag eher noch angenehmer.

Wenn es jedoch an die Arbeit geht, dann darf nicht getrödelt werden. Ist der eine zu langsam, muss der andere Kollege warten. Beim Bahnhofplatz angefangen, arbeiten sich die Straßenreiniger bis zur Innenstadt vor. Der eine pustet mit dem Blasgerät den Müll von den Gehwegen, während schon der nächste mit der Kehrmaschine angefahren kommt und alles einsaugt. Sind die Straßen und Gehwege frei, kommen die Mülleimer dran. In den Arbeitsabläufen wechseln sich die Mitarbeiter immer wieder ab. „Langweilig wird es eigentlich nie. Nicht mit den Kollegen und nicht bei der Arbeit draußen“, so das Fazit der Straßenreinigerin aus Gelsenkirchen.


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Und wie fällt mein Fazit aus? Der Job von Straßenreinigern wird oftmals belächelt, dabei würde die Stadt Gelsenkirchen wahrscheinlich im Müll versinken, wenn es die Mitarbeiter der Gelsendienste nicht gebe. Ich für meinen Teil will den Straßenreinigern zumindest nicht noch mehr Arbeit machen als nötig. Um Verpackungs- oder Lebensmittelreste in die dafür vorgesehenen Mülleimer zu entsorgen, benötigt es schließlich nur einen Handgriff und wenige Sekunden.