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Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet: „Biste schwul geworden?“ – Aussage von Dean Martin L. sorgt für Kopfschütteln

Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet: „Biste schwul geworden?“ – Aussage von Dean Martin L. sorgt für Kopfschütteln

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Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet: „Biste schwul geworden?“ – Aussage von Dean Martin L. sorgt für Kopfschütteln

Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet: „Biste schwul geworden?“ – Aussage von Dean Martin L. sorgt für Kopfschütteln

Gruppenvergewaltigungs-Prozess am Essener Landgericht

Essen. 

Dean Martin L.

wirkt eher wie ein Musterschüler als wie jemand, der als Angeklagter vor Gericht steht, weil bei ihm zuletzt möglicherweise einiges gewaltig schiefgelaufen ist.

Der junge Mann mit den sorgfältig frisierten Haaren ist eloquent, spricht klar und deutlich, macht einen selbstsicheren Eindruck. Er wirkt wie jemand, über den ein Klassenlehrer sagen würde: Dean Martin, das ist ein vernünftiger Junge.

Gruppenvergewaltigung im Ruhrgebiet: Befragung von Dean Martin L.

In krassem Gegensatz dazu steht, was ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft: Gruppenvergewaltigung. Zusammen mit vier anderen jungen Männern soll L. Schülerinnen zum Sex genötigt haben. Im Prozess vor dem Essener Landgericht geht es um Vergewaltigung, Nötigung und Körperverletzung.

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Beim letzten Prozesstag hatte L. sich eingelassen (alles dazu hier), am Dienstag befragte ihn der Vorsitzende Richter Rolf Uhlenbrock dazu.

Frauenverachtende Sätze im Whatsapp-Chat

Er hält Dean Martin L. Sätze aus dem Chatprotokoll der Whatsapp-Gruppe „Scorpion MC 1%“ vor. Laut Anklage nutzten die jungen Männer die Gruppe, um ihre Taten zu planen. Die Sätze, die Uhlenbrock zitiert, kann man nur frauenverachtend nennen.

Auch aus Rücksicht auf die jungen Frauen wiederholen wir sie an dieser Stelle nicht. Nur so viel: Es geht um die Bewertung körperlicher Eigenschaften der Mädchen, die zum Sex gezwungen worden sein sollen.

Dean Martin L.: „Ich war immer zuvorkommend“

L. hatte zuletzt behauptet, es sei in der Gruppe nur um Belanglosigkeiten gegangen – Taten seien dort nicht geplant worden. „Ich möchte gar nichts verharmlosen, das ist was ganz Schlimmes, was da passiert ist“, sagte L. am Dienstag. Er habe vor Gericht nur nicht die selben Worte benutzen wollen, wie in dem Chat. „Das ist unterste Schiene gewesen, von mir und von den anderen auch. Aber ich hab niemals mit einem Mädchen auf herablassende Weise geredet, ich war immer zuvorkommend, nett und freundlich“, so Dean Martin L..

Im Chat hatte L. den Spitznamen „Dean Labertasche“, andere Mitglieder hießen „Lazlo Schwindsucht“ oder „Rico Anruf“. Als Labertasche schrieb L. Sätze wie diesen: „Fick dich, hast mich nicht abgeholt. Hoffentlich kriegt ihr Herpes.“ Zuvor hatte einer der anderen im Chat geprahlt, man habe wieder „den Skorpion“ gemacht.

„Biste schwul geworden?“

Laut Anklage steht diese Formulierung für einen perfiden Trick: Die Jungen fuhren die Mädchen an entlegene Orte, nahmen ihnen die Handys weg und drohten, sie allein zurückzulassen, wenn sie nicht Sex mit ihnen hätten.

L. bestreitet, dass er von solchen Tricks gewusst habe. Als ein Mädchen, das er zu einem Treffen mit den anderen mitgebracht hatte, dann plötzlich zu sexuellen Handlungen aufgefordert wurde, sei er völlig schockiert gewesen. Nacheinander nötigten mehrere der Angeklagten die Schülerin zum Oralverkehr, heißt es in der Anklageschrift. „Als die das alle hintereinander gemacht haben, wollte ich das gar nicht. Da haben die gesagt: Biste schwul geworden? Das wollte ich nicht auf mir sitzenlassen“, sagt L.

„Und deswegen kam es zum Oralverkehr?“, hakt Richter Uhlenbrock nach. „Ja, das wollte ich nicht auf mir sitzenlassen, dass die mich Schwuchtel nennen“, betont L. Im Zuschauerraum schütteln die Menschen den Kopf bei dieser Aussage.

Gruppenvergewaltigungen im Ruhrgebiet: „Die sperren uns dafür ein“

Das Mädchen sei auch schockiert gewesen, habe ihn angesehen und dann den Oralverkehr vollzogen. „Wenn wir allein gewesen wären, hätte sie das freiwillig gemacht. Aber in dieser Situation wollte sie das nicht, das habe ich gemerkt.“

Er sei Teil einer Straftat geworden, ohne es zu wollen, so L. Mitgefahren sei er später dennoch immer wieder mit den Jungs, denn „ich wollte dazugehören.“

„Ich hab zu denen gesagt: Was habt ihr gemacht? Die sperren uns ein dafür, ich werde eingesperrt. Tatsache, bin ich ja dann auch“, so L. „Ja, das stimmt“, erwiderte Uhlenbrock trocken.