Der Stahl-Konzern Thyssenkrupp mit Sitz in Essen und mehreren Standorten im Ruhrgebiet steht vor einer radikalen Veränderung. Konzernchef Miguel López treibt Pläne voran, den traditionsreichen Industriekonzern in mehrere eigenständige Unternehmen aufzuteilen.
Rund 96.000 Beschäftigte sind von diesem Vorhaben betroffen – und zittern jetzt gemeinsam mit ihren Familien um ihre Existenz. Denn was die Zerschlagung des Traditionskonzerns mit mehr als 200-jähriger Geschichte für sie konkret bedeutet, ist noch nicht absehbar. Ein weiterer, deutlicher Arbeitsplatzabbau scheint jedoch wahrscheinlich. Einst hatte der Industrie-Riese mehr als 200.000 Beschäftigte. Doch vor allem die Stahl-Sparte ist seit Jahren unter Druck.
Essen: Thyssenkrupp plant radikale Umstrukturierung
„Kern der Überlegungen ist es, schrittweise alle Geschäftsbereiche von Thyssenkrupp zu verselbstständigen und für die Beteiligung Dritter zu öffnen“, erklärte das Unternehmen am Montag (26. Mai). Ziel sei es, einen neu strukturierten Industriekonzern zu schaffen. Der Vorstand will das Konzept noch im laufenden Geschäftsjahr präsentieren.
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Die fünf bestehenden Sparten des Unternehmens sitzen fast alle im Ruhrgebiet. Die Bereiche sind Automotive Technology, Steel, Materials Services, Decarbon Technologies und Marine Systems. Bereits beschlossen wurde, die Marine-Sparte auszugliedern und noch in diesem Jahr an die Börse zu bringen. Gleichzeitig verfolgt López seit Monaten Pläne, den Stahlbereich eigenständig zu machen. Zum Stahlbereich gehören große Standorte in Duisburg, Bochum, Dortmund und weiteren Städten im Ruhrgebiet.
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Thyssenkrupp wird nach Zerschlagung zur Holding
In den vergangenen Monaten war öffentlich vor allem über die Stahl-Sparte diskutiert worden. Dass Thyssenkrupp jetzt komplett zerschlagen werden soll, hat viele überrascht. „In den kommenden Jahren sollen sich die Segmente Materials Services und Automotive Technology ebenfalls kapitalmarktfähig aufstellen“, heißt es. Auch Decarbon Technologies soll später unabhängig agieren, sobald grüne Technologien ertragreicher sind. Thyssenkrupp will sich in eine Holding umwandeln, also eine mehr oder weniger inhaltsleere Dachgesellschaft, die dann im operativen Geschäft durch eigenverantwortliche Unternehmen ergänzt wird.
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Für die Stahl-Sparte plant López bekanntlich ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky (wir berichteten). Für die anderen Bereiche will Thyssenkrupp Mehrheitsbeteiligungen an den Geschäftsbereichen grundsätzlich beibehalten. Das Unternehmen sieht in der Umstrukturierung langfristig Chancen, gestärkt aus dem Prozess hervorzugehen. Der traditionsreiche Konzern aus Essen will so flexibler werden und seine Historie im Ruhrgebiet als Holding fortsetzen. (mit dpa)
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