Du denkst, beim Bäcker geht es nur um Brötchen, Kuchen und einen schnellen Kaffee? Schön wär’s. Hinter der Theke tobt nämlich ein stiller Kleinkrieg mit Vorschriften, Centmünzen und Kunden, die heimlich Latte Macchiato bestellen, um die Steuer auf Milchkaffee zu prüfen. Genau das ist jetzt einer Bäckerei-Kette aus Essen zum Verhängnis geworden.
So haben seit März 2025 vier alteingesessene Bäcker- und Konditoreibetriebe im Essener Stadtgebiet geschlossen: Dazu zählen Fritsche in Steele, Sprenger in Kettwig, Holtkamp in Heisingen und Kötter in Rüttenscheid (>>> wir informierten). Nun offenbaren sie die traurigen Gründe, wie die „WAZ“ informierte.
Bäckereien & Konditoren in Essen: Insider sprechen Klartext – „Es wird kontrolliert“
Denn wer denkt, beim Bäcker stünden nur Leute an, die Hunger haben, liegt falsch. In Wahrheit greifen hier auch getarnte Kontrolleure zur Schrippe. Aber nach dem Bezahlen zücken sie keinen Löffel, sondern den Blick auf den Bon.
„Außer-Haus-Verkauf wird anders besteuert, als wenn der Kunde vor Ort im Betrieb verzehrt“, erklärt Stefan Holtkamp (60) aus Essen gegenüber der „WAZ“. Und weiter: „Zum Mitnehmen wird mit sieben, Vor-Ort-Verzehr mit 19 Prozent besteuert.“ Doch das war’s noch nicht.
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Auch beim Kaffee ist Vorsicht geboten: Wer zu viel Milch reinschüttet, landet in einer anderen Steuerklasse! „Kaffeeprodukte mit einem Milch-Anteil von 75 Prozent und mehr werden mit 7 Prozent, normaler Kaffee wird mit 19 Prozent besteuert“, erklärt Holtkamp.
Und es bleibt nicht bei der Steuerprüfung. Wer gastronomisch tätig ist, muss sich an eine ganze Reihe von Vorschriften halten – vom Ordnungsamt über die Bauaufsicht bis hin zur Feuerwehr. Wer hier Fehler macht, zahlt. Schon lange klagen Betriebe über diese Belastung.
Finanzamt & Kunden: Hürden brechen Bäckerei-Ketten
Hinzu kommt der Umgang mit Bargeld. Viele Kunden zahlen lieber bar als mit Karte oder Smartphone. In Bäckereien, wo oft auch nur ein paar Cent über den Tresen wandern, bedeutet das: Abends wird gezählt – und das Geld zur Bank gebracht. Doch: „Ab 10.000 Euro schreibt das Geldwäsche-Gesetz vor, dass Sie die Einnahmen auch belegen müssen“, erklärt Holtkamp. Also heißt es: jeden einzelnen Bon scannen und archivieren.
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Doch die Bäcker und Konditoren kämpfen weiter und lassen sich zahlreiche Ideen einfallen, um ihr Geschäft zu retten. Welche das sind, kannst du bei der „WAZ“ nachlesen.