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Dortmund: Vater erhebt schwere Vorwürfe gegen seine Firma – Familie bleiben noch 150 Euro zum Leben

Ein Dortmunder Vater erlebt einen Albtraum! Wegen einer Krankschreibung will seine Firma ihm plötzlich keinen Cent mehr zahlen.

Dortmund Vater
© IMAGO/Pond5 Images

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Es sind schwere Vorwürfe, die Christian Köcher gegen seine Firma erhebt. Der Familienvater arbeitete 14 Jahre lang für ein Maschinenbau-Unternehmen in Dortmund – doch dann wurde er Ende Juli schwer krank. Im Leben des 39-Jährigen brach über Nacht das „Chaos“ aus, wie er gegenüber DER WESTEN berichtet.

Denn Krankengeld hat der Dortmunder nach eigenen Angaben bislang noch keines auf seinem Konto gesehen. Und auch seine Firma habe ihm plötzlich das Gehalt gestrichen. Für die vierköpfige Familie begann ein wahr gewordener Albtraum, denn der Familienvater ist Alleinverdiener. Gerade mal 150 Euro bleiben den Vieren aktuell noch zum Überleben. Und ein Ausweg aus dem Horror scheint bislang nicht in Sicht!

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Dortmund: Familienvater packt gegen Firma aus

Seit 13 Wochen ist Christian Köcher bislang krankgeschrieben. Dass er seinen Dienst als Monteur bei der Dortmunder Firma demnächst wieder antreten wird, scheint erst einmal nicht in Sicht. Sein Arzt schreibt ihn weiter krank. Für den Dortmunder eine ohnehin schon belastende Situation. Wäre da nicht noch der finanzielle Stress, den er dadurch jetzt zusätzlich an der Backe hat.


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Normalerweise stellt sich der Ablauf so dar: In den ersten sechs Wochen einer Erkrankung zahlt der Arbeitgeber das reguläre Gehalt weiter („Lohnfortzahlung im Krankheitsfall“). Ab der siebten Woche Arbeitsunfähigkeit wegen derselben Erkrankung springt dann die Krankenkasse ein. Sie zahlt das sogenannte Krankengeld (70 Prozent des Bruttoverdienstes, aber nicht mehr als 90 Prozent des Nettoverdienstes – abzüglich Arbeitnehmeranteile zur gesetzlichen Sozialversicherung).

Christian Köchers großes Problem: Nach circa sechs Wochen erlitt er eine zweite Krankheit – die Rechnung der Krankenkasse startete daher von neuem. Im Klartext: Sie zahlte kein Krankengeld, sondern ging davon aus, dass erst einmal wieder der Arbeitgeber am Zug ist. Und als wäre das noch nicht fatal genug, erhielt Christian Köcher dann auch noch vor gut vier bis fünf Wochen einen beunruhigenden Anruf seiner Firma. Diese habe, so berichtet er, plötzlich eine Gesundschreibung von ihm gefordert. Ansonsten würde sie ihm seinen Lohn streichen.

Für den Vater zweier Kinder (8, 10) begann der wahr gewordene Horror. In seiner Verzweiflung wandte er sich sogar ans Jobcenter, um zumindest eine Aufstockung durch das Bürgergeld zu erhalten. Wer aber schon mal einen Antrag auf Bürgergeld stellen musste, der weiß: Bis dieser durch ist, können mehrere Wochen vergehen.

Dortmunder verzweifelt: „Weiß nicht mehr, wie es weiter geht“

Das Geld auf Köchers Konto wurde indes knapper und knapper. „Jetzt habe ich noch 150 Euro auf dem Konto und fast den halben Monat vor mir. Wir sind ein Vier-Personen-Haushalt und ich bin Alleinverdiener, daher ist das Geld in den nächsten Tagen weg“, berichtete der 39-Jährige gegenüber DER WESTEN. „Keiner hilft finanziell und ich weiß nicht mehr, wie es weiter geht.“



In seiner Verzweiflung wandte sich Christian Köcher an die Gewerkschaft IG Metall, die zunächst das Gespräch mit der Personalabteilung des Dortmunder Unternehmens suchte. Dies blieb ohne Erfolg. Ein Schreiben – eine sogenannte Geltendmachung – folgte. Darin wurde durch die Gewerkschaft nicht nur das Gehalt für den vergangenen Monat nachgefordert, sondern auch zahlreiche weitere Entgelte, die die Firma unterschlagen haben soll. Darunter etwa Leistungszulagen, die ohne das Einverständnis des Familienvaters heruntergestuft worden waren.

IG-Metall-Mitarbeiterin schockiert: „Ungeheuerlich“

Innerhalb einer Frist von rund zwei Wochen muss die Firma jetzt reagieren. Sonst sollen weitere rechtliche Konsequenzen folgen. „Das ist schon eine sehr ungewöhnliche Vorgehensweise. Ich kenne das aus keinem anderen der von uns betreuten 200 Betriebe“, wird Ulrike Hölter, Erste Bevollmächtigte der IG Metall, gegenüber DER WESTEN deutlich. „Ich finde das ungeheuerlich, dass sich Menschen, die krank sind, mit Geldsorgen herumschlagen müssen, wo das Unternehmen es mit einer Anfrage bei der Krankenkasse ja sehr schnell klären könnte. Ich habe wirklich kein Verständnis für so eine Vorgehensweise.“


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Am Mittwoch (25. Oktober) gab es dann zumindest eine gute Nachricht für den Dortmunder: Er hat seine erste Bürgergeld-Zahlung erhalten und muss mit seiner Familie nun zumindest erst mal nicht am Hungertuch nagen. Aber wie geht es für den Monteur jetzt weiter?

Mittlerweile rechne er nicht mehr mit einem Happy End: „Das wird ein Spiel auf Zeit sein, dann wird wohl die Kündigung kommen.“ Und nach Monaten des Wahnsinns ist Christian Köcher müde. „Irgendwann ist auch mal Schluss, da will man mal seine Ruhe haben“, wird er deutlich. Die Frage danach, ob er Ambitionen hat, nochmal in seine Firma zurückzukehren, lässt er gegenüber unserer Redaktion unbeantwortet, gesteht aber: „Das Vertrauen ist mittlerweile gebrochen.“ DER WESTEN hat die Firma in Dortmund mit den Vorwürfen konfrontiert. Eine Reaktion auf die Vorwürfe von Christian Köcher kam bis zum Ende der gesetzten Frist am 26. Oktober um 12 Uhr nicht.