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WM in Katar: Fußballfans müssen zugeben – dieses Turnier ist sportlich grandios

Die WM in Katar steht in keinem guten Licht. Kritik am Gastgeber ist berechtigt. Doch sportlich ist die WM eine der besten – ein Kommentar.

WM in Katar
© IMAGO / Fotoarena

Denkwürdiger Infantino-Auftritt: Kritik an Katar ist "Heuchelei"

Gianni Infantino schießt zurück: In einer denkwürdigen Pressekonferenz hat der FIFA-Präsident die umstrittene WM in Katar verteidigt und der westlichen Welt eine Doppelmoral vorgeworfen. Am Sonntag startet die Fußball-WM in dem oft kritisierten Wüstenstaat.

  • Ein Kommentar
  • Zwiegespaltener könnte man sich bei der WM in Katar kaum fühlen. Kaum eine Weltmeisterschaft wurde schon vor Anpfiff so zerrissen wie das Turnier im Emirat – logisch. Die Umstände rund um die Vergabe durch die FIFA, die Bedingungen für Gastarbeiter oder die Einschränkungen vieler Menschenrechte sind und bleiben schrecklich.

    Gleichzeitig findet in Katar aber nun mal gerade eine WM statt. Und wer die politischen Diskussionen und das Geschehen auf dem Rasen getrennt betrachtet, sieht aus rein sportlicher Sicht vielleicht eines der besten WM-Turniere aller Zeiten.

    WM in Katar: Fußball macht noch Spaß

    Nicht wenige Fußballfans kündigten vor dem Turnierstart im November an, nicht ein Spiel der Weltmeisterschaft sehen zu wollen. Gründe, um vor allem den Gastgeber zu boykottieren, sind wie oben schon beschrieben massig vorhanden. Und doch gibt es ihn auch bei der WM in Katar: den fast schon verloren geglaubten Spaß am Fußball.

    Spannung, Dramatik, Überraschungen – alles ist dabei. Das zeigte sich besonders in der zweiten Woche, als es in so gut wie allen Gruppen bis zur letzten Sekunde um etwas ging.

    Deutschland-Gruppe ein Paradebeispiel

    Ein Paradebeispiel dafür war die Gruppe E, zu der auch Deutschland gehörte. Vor Anpfiff des letzten Spieltags konnte noch jede Mannschaft weiterkommen – inklusive der DFB-Elf, die bis dato nur einen Zähler gesammelt hatte. Nach der frühen Führung gegen Costa Rica und Spaniens Treffer gegen die Japaner sah es lange so aus, als würden sich doch die Favoriten durchsetzen.

    Dann schlugen die Underdogs zu. Sowohl Costa Rica als auch Japan drehten die Partien – plötzlich waren neben Deutschland auch die Spanier raus. Obwohl die Mannschaft von Hansi Flick nochmal zurückkam, musste man bis zur letzten Sekunde zittern. Letztlich wartete man vergebens, dass Spanien noch ein Tor schoss. So war neben der „Furia Roja“ am Ende auch völlig überraschend Japan für das Achtelfinale qualifiziert.

    WM in Katar produziert Überraschungen

    Und da wäre man auch gleich beim nächsten Punkt. Die diesjährige WM produziert so manche Überraschung – allen voran die Japaner als Gruppensieger. Auch Teams wie Marokko oder Australien hatte vor wenigen Wochen wohl kaum jemand auf dem Zettel.

    Luis suarez
    Luis Suarez (r.) konnte einem beim Gruppenaus leid tun. Foto: IMAGO / Shutterstock

    Dagegen befindet sich so manche große Nation im Tal der Tränen. Deutschland ist mit seinem Leid nicht allein. Auch die Uruguayer schieden ähnlich dramatisch aus – hier entschied am Ende die Anzahl der geschossenen Tore. Der ewige Geheimfavorit Belgien musste ebenfalls nach der Vorrunde der WM in Katar die Segel streichen. All das Drama macht das Turnier sehr viel ansehnlicher, weil eben nicht immer die gleichen Teams weitergekommen sind. Als Zuschauer fiebert man mit und will mehr davon.

    Die emotionale Komponente

    Zusätzlich emotional wird es für eingefleischte Fußballfans dadurch, dass manch großer Weltstar seine vermutlich letzte Weltmeisterschaft bestreitet. Wer würde es Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo nicht gönnen, doch noch den größten Titel von allen zu gewinnen?


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    Ebenso leidet man mit einem in Tränen aufgelösten Luis Suarez oder Gareth Bale bei deren eventuell letzten WM-Auftritten mit. Man kennt die Spieler seit Jahren und das löst etwas aus.

    Bei aller berechtigten Kritik an der WM in Katar muss man sich eingestehen, dass das Turnier sportlich zu überzeugen weiß. Dass es vielen Leuten hierzulande ähnlich erging, zeigen auch die Einschaltquoten, die bei den Deutschland-Spielen von Mal zu Mal höher wurden. Das Interesse wurde schlicht herausgekitzelt – und das ist bei dem, was das Turnier aus sportlicher Sicht bisher zu bieten hatte, auch gut so.