In wenigen Tagen ist es so weit: Die Klub-WM startet in den USA. Während Borussia Dortmund und Bayern München dem Event bereits entgegenfiebern, verdrehen viele Fans hierzulande nur die Augen. „Was denn, noch ein Turnier?“, fragen sie sich mit Blick auf den ausufernden Terminkalender ihrer Teams.
Doch woher kommt der Verdruss? Warum zündet die neu geschaffene Klub-WM (hier alles über das Turnier erfahren) die Fans nicht an, obwohl einige der besten Mannschaften der Welt dabei sind? Fan-Forscher Professor Dr. Harald Lange von der Universität Würzburg nennt im Interview mit unserer Redaktion Gründe dafür und sieht schwarz, sollten die beiden deutschen Vertreter früh ausscheiden.
Klub-WM: „Irrelevant“ für die Fans
Die Klub-WM steht vor der Tür. Und vom Gefühl her lehnt die Mehrheit der deutschen Fans diesen Wettbewerb ab. Ist das wirklich nur ein Gefühl, oder lässt sich das sogar belegen?
Soweit ich weiß, gibt es dazu keine wissenschaftlichen Studien, wie es in den letzten Jahren bei EM und WM der Fall war. Zu diesen Turnieren hatten wir gemeinsam mit FanQ Studien angefertigt, wie die Fans zu dem jeweiligen Großereignis stehen. Bei der Klub-WM haben wir darauf verzichtet, was auch daran liegt, dass alle Vorstudien, Beobachtungen und Rückmeldungen von Fans darauf hinweisen, dass dieser Wettbewerb als irrelevant angesehen wird.
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Stichwort WM: Als das Turnier in Katar stattfand, gab es zahlreiche Boykottaufrufe. Letztlich schalteten dennoch Millionen Zuschauer ein (wenn auch weniger als bei Turnieren in den Jahren davor). Was erleben wir bei der Klub-WM? Ein Zuschauer-Desaster – oder siegt am Ende doch die Neugier und bei Bayern- und BVB-Fans die Liebe zum Verein?
Dortmund und Bayern haben unheimlich viele Event-Fans, die solchen Themen aufgeschlossener gegenüberstehen als beispielsweise Ultras. Von daher: Solange der BVB und vor allem Bayern München im Rennen sind, werden die Einschaltquoten passabel sein. Aber so wie insbesondere Bayern draußen ist, guckt sich das niemand mehr an.
Düstere Aussichten ohne Dortmund und Bayern
Macht es da auch keinen Unterschied, dass DAZN die Klub-WM frei empfangbar zeigt?
Der Bezahlsender muss das quasi kostenlos anbieten, weil es sonst nahezu unverkäuflich wäre. Am Ende spielen für die deutschen Fans nur die Namen Borussia Dortmund und Bayern München eine Rolle. Übergreifende Solidarisierungseffekte, sodass sich plötzlich beispielsweise Gladbach- oder Köln-Fans mit BVB und FCB solidarisieren, sind nicht, oder wenn dann nur in geringem Umfang zu erwarten. Wie gesagt: Wenn beide Mannschaften rausgeflogen sind, ist das ganze Turnier in Deutschland – was ohnehin nur wenig Aufmerksamkeit erfahren wird – vollends zu Ende. Davon kann man ausgehen.

Die Vereine dagegen loben den Wettbewerb über den grünen Klee. Kann das zu einem Bruch mit den (traditionellen) Fans führen?
Nein, die Gefahr sehe ich nicht. Anders als eine Welt- oder Europameisterschaft ist die Klub-WM kein traditionelles Turnier, wo wie in Katar eine Gegenbewegung entsteht, wenn sich an dieser Tradition etwas Entscheidendes ändert. Bei so einem Kirmeswettbewerb, so kann man die Klub-WM ja fast schon nennen, weiß jeder, dass das eine gute Möglichkeit für den Verein ist, nochmal Kohle zu machen. Das ist in dem Sinne nichts Anrüchiges, aber eben auch sportlich überhaupt nicht wertvoll.
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Und wie sieht es mit einer Übersättigung aus, wenn jetzt auch noch in der eigentlich fußball-freien Zeit gespielt wird?
Bei eingefleischten Fans ist das nicht abzusehen. Die werden dem Bundesliga-Start wieder entgegenfiebern, da wird es keinen Abbruch geben. Es kann aber sein, dass es bei dem ein oder andere Event-Fan, dem es egal ist, ob gerade Bundesliga, Freundschaftsspiel oder Klub-WM stattfindet, ein Übersättigungseffekt einsetzt. Aber das würde wahrscheinlich gar nicht auffallen, weil die Nachfrage bei Bayern und Dortmund größer als das Angebot ist.
Klub-WM ist ein „Kirmespokal“
Wie ist es denn in anderen Ländern auf der Welt? Sind die Deutschen wieder die Meckerer oder ist das Interesse in anderen Nationen auch überschaubar?
Meckern ist das falsche Wort. Bei uns meckert auch gar keiner großartig über das Turnier – es interessiert die Menschen nur praktisch einfach nicht. Es ist so uninteressant, dass noch nicht mal über einen Boykott nachgedacht wird.
Ein Beispiel dazu: Die sportliche Relevanz ist für Fans immer enorm wichtig. Es muss ein richtiger Wettbewerb sein, man muss sich qualifizieren können. Aber das Turnier findet in den USA statt und die USA schickt mit Inter Miami einen Kandidaten ins Rennen, der sich nicht sportlich qualifiziert hat. Inter Miami ist nur dabei, weil Lionel Messi dort spielt. Messi hat neben Cristiano Ronaldo die größte Anzahl an Followern weltweit. Das ist der einzige Grund für die Teilnahme seines Vereins.
Und da sagt natürlich jeder echte Fan: Das ist ein Kirmespokal, wenn da Mannschaften mitspielen, die sich gar nicht qualifiziert haben. Ähnlich war es damals bei der Super League. Die Sportlichkeit ist ein ganz, ganz wichtiger Faktor. Und der wird hier mit Füßen getreten.Der einzige Grund, weshalb es diese WM gibt, ist das Konsuminteresse von Fußball. Und das spült Geld in die Kassen. Und die, die da mitmachen, kriegen halt mehr Geld. Aber sportlich braucht kein Mensch diese Klub-WM.