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Ruhrgebiet: Therapeuten am Limit – ausgerechnet SIE finden keine Hilfe

Die Corona-Pandemie hat vielen Menschen im Ruhrgebiet zugesetzt. Die Zahl der Hilfesuchenden steigt, derweil werden die Therapieplätze knapp.

Junge lehnt sich an Hauswand
© IMAGO / Roland Mühlanger

Die Psyche leidet: So beeinflusst das Coronavirus unser Gehirn

Zahlreiche Menschen leiden sogar nach leichten Infektionen an Spätfolgen, die sich über Monate ziehen können.Besonders häufig sind psychische und neurologische Spätfolgen.

Die Corona-Pandemie hat definitiv ihre Spuren hinterlassen – auch auf der Psyche vieler Menschen im Ruhrgebiet. Erwachsene wie Kinder hat die Zeit der Isolation und der Ängste schwer getroffen.  

Infolgedessen suchten und suchen auch jetzt noch Menschen im Ruhrgebiet nach einem Therapieplatz. Und die sind zurzeit äußerst rar.

Ruhrgebiet: Therapieplätze für Kinder und Jugendliche knapp

„Wir beobachten allgemein seit Beginn der Corona-Pandemie eine tendenziell vermehrte Nachfrage nach psychotherapeutischer Beratung – auch unter Eltern bzw. Kindern und Jugendlichen“, erklärt ein Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) gegenüber DER WESTEN. „Speziell für letzte Personengruppe haben wir aus diesem Grund zusammen mit dem NRW-Gesundheitsministerium Mitte 2022 ein niedrigschwelliges therapeutisches Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche im Rheinland etabliert.“

Der Verbund ist im Ruhrgebiet für die Städte Duisburg, Essen, Mülheim und Oberhausen sowie für den Kreis Wesel zuständig. Seit der Corona-Pandemie zeigen Heranwachsende vermehrt „psychosoziale Belastungen“, wie die KVNO bemerkt. Das läge unter anderem an den zwischenzeitlichen Schließungen der Schulen, den Kontaktbeschränkungen, den existenziellen Ängsten der Eltern und der täglichen Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit und Tod.

„Damit sich all diese Faktoren nicht zu ernsthaften und langwierigen Erkrankungen führen, setzt das therapeutische Angebot vor allem auf eine kurzfristige und gleichzeitig professionelle Hilfe.“

Ruhrgebiet: Kassenärztliche Vereinigung gibt Entwarnung

Mehr Fälle bedeutet bei gleichbleibenden Kapazitäten, dass einige Betroffene Schwierigkeiten haben, einen Therapeuten zu finden. Konkrete Zahlen zu erkrankten Kindern und Jugendlichen, die bisher noch keinen Therapieplatz gefunden haben, lägen der Vereinigung allerdings nicht vor.

Die Anzahl der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten habe sich aber seit 2013 fast verdoppelt. „Darüber hinaus hat auch der Gemeinsame Bundesausschuss den steigenden Bedarf wahrgenommen“, so die KVNO. Es würden neue Plätze geschaffen. „Zwischenzeitlich offene Quotensitze für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten wurden stets schnell besetzt.“


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Die gesamte Arztgruppe der Psychotherapeuten ist per Gesetz dazu verpflichtet, mindestens 20 Prozent ihrer Sitze für Kinder und Jugendliche bereitzustellen. Das soll eine Versorgung garantieren, wie die Vereinigung erklärt.

Was können betroffene Eltern tun?

„Sofern die eigene Suche nach einem Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut ergebnislos bleibt, können sich Betroffene von der kostenlosen ambulanten Servicenummer 116 117 unterstützen lassen.“ Die Servicestelle ermöglicht Betroffenen ein therapeutisches Erstgespräch oder auch eine Akuttherapie. „Über eine etwaige längerfristige Therapie entscheidet dann die jeweilige Kasse.“