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Ruhrgebiet: 25-Jährige engagiert sich für sterbende Kinder – HIER wird sie deutlich! „Keine Angst“

Tabea Meisterfeld engagiert sich in ihrer Freizeit für sterbende Kinder. Wie du es schaffst, dem Thema Tod etwas Positives abzugewinnen, erfährst du hier.

© IMAGO/ITAR-TASS

Tod und Trauer: Hier kannst du dir helfen lassen

„Ich möchte einfach, dass das Thema (Tod, Anm. d. Red.) enttabuisiert wird“, macht Tabea Meisterfeld direkt zu Anfang des Gesprächs mit DER WESTEN klar. „Es ist oft wahnsinnig schwierig, mit Menschen darüber zu reden, obwohl es halt ein super wichtiges Thema ist.“

Seit 2021 ist die Lehramts-Referendarin ehrenamtlich beim Ambulanten Kinderhospizdienst in Hamm tätig. Sich mit gerade mal 21 Jahren für solch eine Freizeitbeschäftigung zu entscheiden, dürfte gerade bei vielen jungen Menschen auf Unglauben, wenn nicht sogar Unverständnis stoßen. Für Meisterfeld ist die ehrenamtliche Arbeit allerdings mittlerweile zur Passion geworden – und hat ihren Blick auf das Sterben komplett verändert.

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Ruhrgebiet: Referendarin macht klar! „Spannend und schön“

„Spannend und schön“ – diese beiden Begriffe würde vielen wohl als Letztes einfallen, wenn es um das Thema Tod geht. Doch für Meisterfeld hat der Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung oder eben solchen, die dem Tod näher als dem Leben stehen, schon immer eine ganz eigene Art von Faszination ausgeübt.

Tabea Meisterfeld (25) macht derzeit ihr Referendariat in Hamm (Ruhrgebiet). Foto: Laura Merz

„Auch als ich schon ganz klein war, bin ich mit Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, immer ohne Scheu umgegangen. Dann war ich als Au Pair in England und habe einen Jungen mit Asperger-Syndrom (Form des Autismus, die bei Betroffenen mit einer Störung der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung einhergeht, Anm. d. Red.) betreut. Da hatte ich überhaupt keine Angst vor und fand das total spannend und schön“, erinnert sich die 25-Jährige. „Mich hat das immer fasziniert, ich weiß nicht, woher das kommt, aber das war irgendwie total meins.“

Dass Tabea Meisterfeld sich dann irgendwann näher mit dem Thema Tod auseinandersetzen müsste, das hatte sie so nicht kommen sehen. Während ihres Lehramtsstudiums in Erfurt (Thüringen) fing die damals gerade mal 21-Jährige neben der Uni damit an, als Alltagsbegleiterin in einem Altenheim zu arbeiten. Doch als es dann einen großen Covid-Ausbruch im Heim gab, musste Meisterfeld dann auch von einem Tag auf den anderen als Pflegerin aushelfen. Eine Zeit, die die junge Frau nachhaltig verändern sollte.


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„Das waren zwei super intensive Wochen, wo auch wahnsinnig viele Menschen teilweise super traurig und qualvoll gestorben sind. Ich hab da auch meinen Lieblingsbewohner verloren und ihn dann auch tot gesehen. Dadurch bin ich mit dem Thema in Kontakt gekommen“, offenbart Tabea Meisterfeld gegenüber DER WESTEN. Ihr Referendariat führte sie dann nach Hamm. Und für die 25-Jährige stand fest: Hier wollte sie aktiv in den Hospizdienst einsteigen.

DAS macht die 25-Jährige traurig

Tabea Meisterfeld ist beim Ambulanten Kinderhospizdienst in Hamm im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig. Zuvor hatte sie einen Qualifikationskurs für die Arbeit im Hospizbereich absolviert. „Am liebsten würde ich auch begleiten, aber das geht einfach gerade nicht, das wäre für die Familien auch nicht fair.“ Denn wer eine Familie, deren Kind im Sterben liegt, betreuen will, sollte Zeit mitbringen. Die Stunden können sich Ehrenamtliche in Absprache mit den Familien flexibel legen.


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Doch eine Sache macht die Referendarin „traurig“. „Es fällt schon auf, dass es wenige junge Leute in dem Bereich gibt. Die meisten sind in Rente, machen das dann, weil sie mehr Zeit zur Verfügung haben und noch etwas Gutes tun wollen. Mich macht das fast traurig, weil das so wichtig ist und ich das schön finden würde, wenn sich mehr junge Menschen engagieren würden“, wird die 25-Jährige deutlich.

Dass das Ehrenamt nicht unbedingt für jeden etwas ist, dessen ist sich Tabea Meisterfeld durchaus bewusst. „Ich denke, man muss es erst mal einmal versuchen und dann lernt man das auch mit der Zeit. Aber natürlich ist es eine Kunst, sich das nicht anzunehmen.“

Einen konkreten Tipp für Menschen, in deren Umfeld jemand im Sterben liegt, hat Tabea Meisterfeld auch parat: „Also ich habe auch gelernt, dass wirklich jeder anders trauert und anders reagiert und dass es auch kein Rezept dafür gibt, wie man dann mit den Menschen umgeht. Dass man auch keine Angst haben sollte, gewisse Dinge anzusprechen, die unangenehm sind. So etwa, wie sich Betroffene ihre letzte Reise vorstellen.“

Der Verlust eines Kindes ist für Eltern ein zutiefst traumatisierendes Ereignis. Wer mit der Bewältigung der Trauer überfordert ist, kann sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie ist erreichbar unter der Telefonnummer 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt. Ebenfalls kostenlos ist das Sorgentelefon Oskar vom Bundesverband Kinderhospiz unter der Nummer 0800 8888 4711.