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Ruhrgebiet: Stadtwerke verschicken Kündigungen – Kunden fassungslos! „Blickt kein Mensch durch“

Im Ruhrgebiet haben die Stadtwerke in zwei Städten tausende Verträge gekündigt. Das ruft auf vielen Seiten Ärger hervor.

Ruhrgebiet
Im Ruhrgebiet haben die Stadtwerke tausenden Kunden gekündigt. (Symbolbild) Foto: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Die Stadtwerke im Ruhrgebiet sorgen in dieser Woche für reichlich Aufregung bei ihren Kunden. Erst hat der Energieversorger in Castrop-Rauxel die Verträge tausender Kunden mit Preisgarantie gekündigt – mit dem Ziel sie übergangsweise beim aktuell günstigeren Grundversorger Eon unterzubringen.

Auch in Herne erhielten zahlreiche Kunden mit Altverträgen Kündigungen von den Stadtwerken. Nach der Nummer in der benachbarten Ruhrgebiets-Stadt sorgte die Post für mächtig Aufregung. Allerdings stellt sich die Lage in Herne anders da als in Castrop-Rauxel, wie eine Sprecherin der Stadtwerke im Gespräch mit DER WESTEN erklärte.

Ruhrgebiet: Eon schimpft über Stadtwerke

Die Stadtwerke Castrop-Rauxel müssen nach eigenen Angaben wegen stark gestiegener Beschaffungspreise ihre Strom- und Gaspreise kräftig anheben. Gas soll zum Jahreswechsel von 8 auf 21 Cent pro Kilowattstunde steigen. Strom von 25 auf 70 Cent. Zum Vergleich: Eon verlangt für eine Kilowattstunde Strom aktuell knapp 31 Cent. Die Idee der Stadtwerke Castrop-Rauxel: Verträge mit Preisgarantie bis Ende des Jahres kündigen und einen Vertrag bei Eon empfehlen. Gleichzeitig erhielten alle Kunden eine Vollmacht zur Rückkehr bei den Stadtwerken, wenn die Stadtwerke wieder günstiger werden sollten.

Was aus Sicht der Stadtwerke Castrop-Rauxel kundenorientiert ist, bringt Eon auf die Palme. „Mit großer Verwunderung haben wir auch die Ankündigung zur Kenntnis genommen, Kunden über eine vorgelegte Vollmacht wieder zurückholen zu wollen – aber erst bei sinkenden Preisen, also wenn die Krise vorüber ist“, so ein Eon-Sprecher. „Dass sich Anbieter durch solch ein Verhalten bewusst ihrer Verantwortung entziehen, ist für uns in keiner Weise nachvollziehbar und nicht im Sinne der Kunden.“ Das Unternehmen prüft aktuell, ob es rechtlich gegen den Stadtwerke-Schachzug vorgehen will.

Ärger mit Stadtwerken – „Blickt doch kein Mensch mehr durch“

Auch die Stadtwerke Herne kündigte zum Jahresende einige Verträge. Gleichzeitig gab es etwa beim Tarif „StadtwerkeFix“ eine Preiserhöhung. Die fiel aber vergleichsweise moderat aus. Eine Kilowattstunde Strom steigt im Januar um etwa einen Cent von knapp 22 auf rund 23 Cent. Kein Vergleich also zu den Preiserhöhungen in der Nachbarstadt. Trotzdem sorgten die Schreiben in einer lokalen Facebook-Gruppe für Unmut: Eine Kundin meckert. sie habe innerhalb von vier Monaten drei neue Angebote erhalten: „Da blickt doch echt kein Mensch mehr durch.“


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Eine Sprecherin der Stadtwerke Herne teilte auf Nachfrage von DER WESTEN mit, dass das Unternehmen tatsächlich einige Verträge gekündigt habe. Dabei handelte es sich um die Angebote „rewirpower flex“ (Strom) und „rewirflamme vario“ (Gas). Beide seien allerdings kaum mehr nachgefragt, weil die meisten Kunden in der Krise ohnehin auf Festpreis-Angebote gewechselt seien. „Aus rechtlichen Gründen müssen wir in solchen Fällen eine Kündigung aussprechen“, so die Stadtwerke-Sprecherin. Mit Blick auf das Vorgehen in der Nachbarstadt betont sie aber: „Wir haben allen Betroffenen aber einen einfachen Wechsel in ein neues Angebot möglich gemacht.“ Ein Wegschieben zu anderen Anbietern sei nicht im Sinne der Stadtwerke Herne. (mit dpa)