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Ruhrgebiet: Krebskranke Frau verliert ihre Brüste – „Mama, ich will nicht, dass du stirbst!“

Ruhrgebiet: Krebskranke Frau verliert ihre Brüste – „Mama, ich will nicht, dass du stirbst!“

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Ruhrgebiet: Krebskranke Frau verliert ihre Brüste – „Mama, ich will nicht, dass du stirbst!“

Ruhrgebiet: Krebskranke Frau verliert ihre Brüste – „Mama, ich will nicht, dass du stirbst!“

Schicht im Schacht - Die Geschichte des Bergbaus im Ruhrgebiet

Das Schicksal von Simone Mölders aus dem Ruhrgebiet geht vielen Menschen nahe.

Vor neun Jahren erhielt die junge Frau aus Bottrop (Ruhrgebiet) die schockierende Diagnose Brustkrebs. Den Kampf um Leben und Tod konnte sie gewinnen. Doch der Preis dafür war hoch.

Im Gespräch mit DER WESTEN spricht Simone Mölders über ihren Verlauf und wie der Krebs ihr Leben komplett verändert hat.

Ruhrgebiet: Schock-Diagnose Brustkrebs mit nur 32

Kurz bevor es in den Urlaub gehen sollte, ertastete Simone Mölders bei sich einen Knubbel zwischen Brust und Armbeuge. „Ich bin eigentlich gar nicht so ein ängstlicher Mensch. Aber da hatte ich irgendwie so ein komisches Gefühl.“ Sie suchte sofort den Weg zum Frauenarzt. Da sagte man ihr, dass es sich lediglich um geschwollene Lymphdrüsen handle, sie sich aber keine Sorgen machen brauche. Ein Kontrolltermin wurde vereinbart.

Bei einer Untersuchung beim Hautarzt kam dann zufälligerweise heraus, dass sich der „Knubbel“ stark vergrößert hatte. Nach einigen Tagen der Ungewissheit dann die Schock-Diagnose: bösartiger Brustkrebs. Und das mit nur 32 Jahren. Von dem Zeitpunkt an ging alles Schlag auf Schlag.

Ruhrgebiet: Dreifache Mutter will für ihre Kinder stark sein

Simone Mölders wurde sofort in das zertifizierte Brustzentrum im Marienhospital in Bottrop überwiesen. „Mir wurde gesagt, dass ich den aggressivsten und am schnellsten wachsenden Tumor hatte, den man kriegen kann. Man nannte ihn G3-Tumor.“ Der Tumor hatte zu dem Zeitpunkt zum Glück „nur“ in die Lymphdrüsen gestreut.

Für die dreifache Mutter bedeutete das jedoch, dass sie 19 Wochen lang eine heftige Chemo-Therapie über sich ergehen lassen musste. „Mir ging es danach richtig dreckig. Ich war nicht ganz zuhause und musste mich oft schon übergeben“, erinnert sie sich. Und obwohl sie eigentlich körperlich immer mehr abbaute, wollte sie für ihre drei Töchter stark sein.

Ihre Zweitgeborene habe einmal zu ihr gesagt: „Mama, ich will nicht, dass du stirbst!“ „Das war so eine Situation, die für mich noch viel schlimmer war. Ich habe dann überlegt, was wird aus denen oder wie kommen die damit klar, wenn ich tatsächlich sterbe“, so die dreifache Mutter.

Ruhrgebiet: Krebskranke Frau trifft eine drastische Entscheidung

Bei einer Operation wurden ihr dann beide Brüste abgenommen und durch Silikon-Implantate ersetzt. Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass der Tumor auf eine Gen-Mutation zurückzuführen war. Die Ärzte rechneten ihr somit nicht nur eine hohe Rückfallquote beim Brustkrebs aus, sondern prognostizierten auch eine Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent, dass sie an Eierstockkrebs erkranken könnte. Simone Mölders traf daraufhin eine harte Entscheidung: die Eierstöcke sollten sofort raus.

Mit der Kinderplanung war die heute 40-Jährige zu dem Zeitpunkt schon durch. Doch mit Mitte 30 fand sie sich plötzlich in den Wechseljahren wieder: „Die Zeit danach war echt heftig. Ich habe danach so das Gefühl gehabt, als wäre ich gefühlstod irgendwie. Als dann die Hormone fehlten, war das echt übel. Das dauerte echt, bis ich dann mit mir selber wieder klarkam.“

Ruhrgebiet: Simone Mölders lässt sich Brüste wieder entfernen – „Ist das jetzt dein Ernst?“

Nach einiger Zeit hätte sich bei einer Brust eine Kapselfibrose gebildet und die Brust hätte sich nicht nur verformt, sondern auch Schmerzen verursacht. Ende 2020 ließ sich Simone Mölders die Implantate dann wieder rausnehmen. Doch damit nicht genug. Um die Rückfallquote noch weiter runterzuschrauben, wurden auch die Brustwarzen entfernt. „Am Anfang war es schon schwer. Wenn du dich das erste Mal im Sommerkleid siehst, denkst du jeder sieht das sofort“, gesteht sie. Doch irgendwann habe sie sich mit ihrem neuen Spiegelbild angefreundet.

Und während die meisten Freundinnen kurz darauf bei einer netten Runde am Tisch wissen wollten, wie der Heilungsprozess verlaufe, habe eine Freundin nur stumm dagesessen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Simone Mölders ihr T-Shirt hob und einen Blick auf ihren nicht ausgefüllten Sport-BH gab. „Ist das jetzt dein Ernst? Musst du uns allen den Appetit verderben?“, soll es aus der vermeintlichen Freundin rausgeplatzt sein. Ein harter Schlag für die krebskranke Frau. Die Freundschaft sei von da an nicht mehr zu retten gewesen.

Doch das sei nicht die einzige Freundschaft gewesen, die an dem Krebs kaputt gegangen sei. Selbst ihre 14-jährige Ehe sei an den Folgen zerbrochen.

Ruhrgebiet: Der Krebs veränderte ihr komplettes Leben

Als die Ärzte ihr am Anfang eine Überlebenschance von 50 Prozent gaben, legte sich bei Simone Mölders ein Schalter um. Von da an krempelte sie ihr Leben komplett um. „Lange Zeit war ich einfach zuhause und habe mich um alles gekümmert, weil mein Mann das so wollte. Irgendwann habe ich mir dann gedacht ‚Das kann doch nicht alles sein‘.“

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Als es ihr besser ging, erfüllte sie sich ihren langen Traum als Tätowiererin zu arbeiten und begann eine Ausbildung. 2019 eröffnete sie mit einer Freundin in Bottrop ihr eigenes Tattoo- und Piercingstudio „Sweet Temptation“.

Simone Mölders mit wichtigem Appell

Auf Instagram will sie auf das Thema aufmerksam und Frauen mit einem ähnlichen Schicksal Mut machen. Dafür bricht sie auch gerne mit gesellschaftlichen Tabus und zeigt sich ganz offen oben ohne. „Eigentlich geht es doch nur darum, was andere über mich denken. Dann habe ich gedacht, warum soll ich das machen, wenn ich mich doch wohlfühle. Die Leute glotzen mich eh an“, erklärt sie und deutet auf ihre zahlreichen Tattoos, die von Kopf bis Fuß ihren Körper schmücken.

Ihre Message laute ganz klar: „Es betrifft mittlerweile jede 8. Frau. Ich hoffe immer, dass es was bewirkt, wenn ich nach vorne gehe und sage ‚Selbst, wenn ihr keine scheiß Brüste mehr habt, ist euer Leben immer noch geil.‘ Und wenn es nur eine Frau ist, die zur Vorsorge geht, dann habe ich schon was erreicht.“ Die Resonanz auf Social Media sei bislang durchweg positiv.

Angst davor, erneut krank zu werden habe sie keine. „Ich stehe jeden morgen mit einem Lächeln auf und habe eigentlich immer gute Laune. Jetzt ist die beste Zeit meines Lebens“, betont Simone Mölders.