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Köln: Ertönen bald Muezzin-Rufe in der Domstadt? Experte warnt – „Sträflich naiv“

Vor rund vier Jahren ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (68) persönlich nach Köln gereist, um die DITIB-Zentralmoschee in Ehrenfeld zu eröffnen.Jetzt soll schon bald der erste Muezzin-Ruf in der Domstadt ertönen – und genau davor warnt jetzt ein renommierter Islamismus-Experte!Ahmad Mansour (46) aus Berlin ist Psychologe und in einer arabisch-palästinensischen Familie in Israel […]

Köln Moschee
© IMAGO / Manngold

Der türkische Staatspräsident Erdogan

Das ist der Machthaber der Türkei

Vor rund vier Jahren ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan (68) persönlich nach Köln gereist, um die DITIB-Zentralmoschee in Ehrenfeld zu eröffnen.

Jetzt soll schon bald der erste Muezzin-Ruf in der Domstadt ertönen – und genau davor warnt jetzt ein renommierter Islamismus-Experte!

Ahmad Mansour (46) aus Berlin ist Psychologe und in einer arabisch-palästinensischen Familie in Israel aufgewachsen, hat sich lange Zeit mit dem Islamismus beschäftigt. Jetzt warnt er vor dem Muezzin-Ruf, den die umstrittene Türkisch-Islamische Union (Ditib) möglicherweise erstmals an diesem Freitag durchführen darf.

Köln: Experte warnt vor Muezzin-Ruf

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagt Mansour: „Das ist eine Machtdemonstration des politischen Islam“. Er erinnert daran, dass die Ditib der verlängerte Arm der türkischen Religionsbehörde in Ankara sei und Erdogan persönlich die Moschee eröffnet habe. Der Berliner: „Es ist verheerend, wenn ausgerechnet dieser Organisation jetzt eine derartige öffentliche Anerkennung zuteil wird.“

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Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnt vor dem Muezzin-Ruf in Köln. Foto: IMAGO / Rene Traut

Die Kölner Initiative werde nicht nur in ganz Deutschland, sondern in der ganzen Welt wahrgenommen. Die Stadt hatte angekündigt, dass Moscheegemeinden auf Antrag und unter Auflagen ihre Gläubigen zum Geben rufen dürfen. Sie verweist dabei auf die im Grundgesetz verbriefte Freiheit der Religionsausübung, stellt den Muezzin-Ruf mit dem Läuten von Kirchenglocken gleich.

Erdogan kam höchstpersönlich nach Köln

Mansour dazu klar: „Das sehe ich anders. Beim Glockengeläut geht es um Klang, beim Muezzin-Ruf geht es um konkrete religiöse Botschaften.“ Der Muezzin rufe, dass es keinen anderen Gott als Allah gebe und Mohammed sein Gesandter sei. Mansour, Autor des Buches „Operation Allah – Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“, dazu: „Das ist also ein deutlicher Unterschied zu einfachem Läuten.“

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Der türkische Präsident Erdogan ist 2018 persönlich nach Köln gereist, um die Ditib-Zentralmoschee zu eröffnen. (Archivfoto) Foto: IMAGO / APAimages

Der Experte geht auch hart mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker (65, parteilos) ins Gericht. Sie hätte die Entscheidung einfach verkündet, ohne dass vorher eine Diskussion stattgefunden habe. Mansour: „Welche Stellung hat der Islam in unserer Gesellschaft? Ist er wirklich gleichberechtigt? Wenn das so ist, dann müssten Muslime auch staatliche Feiertage einfordern können und vieles andere mehr. Und eben das wird jetzt geschehen. Die Konservativen fühlen sich bestätigt, sehen dies als einen wichtigen Schritt hin zur Islamisierung Europas und werden immer mehr fordern.“

Experte: „Sträflich naiv“

Natürlich sei jeder für Glaubensfreiheit. Aber: „Den Muezzin-Ruf einfach nur in diesen Kontext zu stellen, ist sträflich naiv.“ Viele junge Muslime in Deutschland würden es gerade zu schätzen wissen, dass Religion im öffentlichen Raum nicht so sichtbar sei wie in den islamischen Herkunftsländern ihrer Familien, so der 46-Jährige: „Sie finden das entspannend, sie finden das gut. Wenn sie pünktlich zum Gebet erscheinen wollen, dann stellen sie einfach ihre Handys ein.“


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Sollte die Stadt Köln mit der Ditib einig werden, dürfe der Muezzin einmalig zwischen 12 und 15 Uhr für maximal fünf Minuten zum Freitagsgebet rufen. Der Vertrag sei auf zwei Jahre befristet, weil es sich um ein Pilotprojekt handle. Außerdem müsse die Ditib mit einem Flyer die Anwohner informieren und eine Ansprechperson benennen. (mit dpa)