Unzähliges Leid, zerstörte Städte und viele Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen – dem Ukraine-Krieg kann man wohl kaum etwas Gutes abgewinnen.
Doch ausgerechnet der Fleischkonzern Tönnies scheint aus dem Ukraine-Krieg noch Profit ziehen zu wollen. Wie die „Tagesschau“ berichtet, werden geflüchtete Ukrainer an der polnischen Grenze von dem Konzern als Arbeiter angeworben.
Ukraine-Krieg: Flüchtende als Fabrikarbeiter bei Tönnies?
Im polnischen Przemyśl, ein Ort an der Grenze zu Ukraine, kommen täglich viele Flüchtende an – und erhalten dort direkt ein Arbeitsangebot von Tönnies.
Der größte Schlachtbetrieb Deutschlands lässt dort Flyer verteilen, welche die vornehmlich weiblichen Ukraine-Flüchtlinge anwerben solle. Tönnies bestätigte das Vorgehen.
„Wir bieten elf Euro die Stunde und liegen damit über dem gesetzlichen Mindestlohn“, so Tönnies-Sprecher Fabian Reinkemeier laut „Tagesschau“.
Neben einem Job bietet das Unternehmen den potentiellen Arbeitnehmern auch den Transport nach Deutschland an, sowie eine Unterkunft – die Kosten für die Unterkunft werden allerdings vom Gehalt abgezogen, wie es auf dem Flyer steht.
Ukraine-Krieg: Tönnies wehrt sich gegen Vorwürfe
Flüchtlingshelfer Patrick Walkowiak ist vor Ort, ließ sich von den Tönnies-Mitarbeitern, die die Flyer verteilen, bestätigen, dass diese nur Menschen mitnehmen wollen, die wirklich in der Lage seien, zu arbeiten – also keine älteren Personen oder Kinder. Trotzdem sei die Situation im Aufnahmelager Przemyśl so chaotisch und dramatisch, dass Flüchtende das Arbeitsangebot gar nicht richtig einordnen könnten.
Inge Bultschneider von der Interessensgemeinschaft „WerkFAIRträge“ sieht die Aktion von Tönnies noch kritischer: „Sich am Elend zu bereichern und es als gute Tat zu verkaufen, ist in der Fleischbranche nichts Neues. 2015 bei der Flüchtlingswelle haben wir Ähnliches erlebt.“
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Tönnies dagegen wehrt sich gegen die Vorwürfe, schließlich helfe man den Kriegsflüchtlingen und biete ihnen einen Zukunftsperspektive. „Wir bereichern uns nicht an der Not der Flüchtlinge. Das ist eine völlig irre Aussage. Wir tarnen auch nichts als gute Tat“, zitiert die „Tagesschau“ Unternehmens-Sprecher Reinkemeier. (kv)