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Türkei-Wahl: Erdogan erhält Unterstützung von Ultranationalisten – hat er die Stichwahl schon gewonnen?

Am Sonntag stimmen die Menschen in der Türkei über neue Machtverhältnisse ab. Erdogan erhält Unterstützung von Ultranationalisten Ogan.

Am Sonntag stimmen die Menschen in der Türkei über neue Machtverhältnisse ab. Erdogan erhält Unterstützung von Ultranationalisten Ogan.
© Uncredited/Turkish Presidency/AP/dpa

Türkei steuert auf erste Präsidenten-Stichwahl ihrer Geschichte zu

Zum ersten Mal in der türkischen Geschichte kommt es zu einer Stichwahl um das Präsidentenamt. Den beiden Bewerbern, Recep Tayyip Erdogan und Kemal Kilicdaroglu, stehen zwei schwierige Wochen bevor. Sie müssen sich jetzt um den Dritten bemühen, den Nationalisten Sinan Ogan.

In wenigen Tagen wird in der Türkei erneut über einen möglichen, neuen Machthaber abgestimmt. Im ersten Wahlgang konnten weder der amtierende türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan (49,5%) noch der Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu (44,9%) eine Mehrheit für sich erobern.

Am Sonntag, 28. Mai, kommt es in der Türkei also zu einer Stichwahl. Ultranationalist Sinan Ogan, der in der ersten Runde scheiterte, hat nun seine Wahlempfehlung ausgesprochen und Erdogan seine Unterstützung zugesichert.

Türkei-Wahl: Erdogan wird von Ogan unterstützt

„Ich rufe die Wähler, die im ersten Wahlgang für uns gestimmt haben, auf, im zweiten Wahlgang für Erdogan zu stimmen“, sagte Ogan am Montag (22. Mai) in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Damit steigen die Chancen auf einen Wahlsieg für den Favoriten Erdogan weiter. Denn: Ultranationalist Ogan erhielt im ersten Wahldurchgang 5,2 Prozent der Stimmen. Und in Deutschland zumindest erhielt der Amtsinhaber im ersten Wahlgang bereits eine Mehrheit (65%). Hierzulande kann noch bis Mittwoch (24. Mai) abgestimmt werden.

Bevor der gescheiterte türkische Präsidentschaftskandidat seine Empfehlung verkündete, sprach er mit beiden Stichwahl-Kandidaten. Laut Nachrichtenagentur AFP sei es Ogan bei den Verhandlungen vor allem um folgende Forderungen gegangen: „Der Terrorismus wird bekämpft, es wird ein Zeitplan für die Rückführung von Flüchtlingen aufgestellt und die staatlichen Institutionen der Türkei werden gestärkt.“

Türkei-Wahl: Kilicdaroglu ruft Wähler auf

Oppositionskandidat Kilicdaroglu erhielt 2,5 Millionen Stimmen weniger als Erdogan. Ogan wurde insgesamt von rund 2,8 Millionen Wählern unterstützt. Dieser Anteil an Stimmen ist auch ein Zeichen für die wachsende Stärke der Nationalisten in der Türkei. Laut AFP erhielten diese, verteilt auf mehrere Parteien, bei den Parlamentswahlen insgesamt 22 Prozent der Stimmen.

Auch Sozialdemokrat Kilicdaroglu hatte im Wahlkampf mit nationalistischen Ansagen wie „alle Flüchtlinge nach Hause schicken“ um diese Stimmen geworben. Von Ogans Wahlempfehlung zeigt er sich unbeirrt. Auf Twitter schrieb er: „Es ist klar, wer für dieses schöne Heimatland ist und wer für diejenigen, die dieses schöne Heimatland verkauft haben“. Und weiter: „Wir kommen, um dieses Land vor Terrorismus und Flüchtlingen zu retten“. Zugleich rief er die rund acht Millionen Menschen, die im ersten Durchgang nicht gewählt hatten, sowie alle jungen Menschen zum Urnengang auf. 

Türkei-Wahl: Hat Erdogan bereits gewonnen?

Fest steht: Ogan steht Erdogan politisch näher als Kilicdaroglu. Ob die knapp drei Millionen Wähler, die in der ersten Wahlrunde für den Rechtsnationalisten gestimmt hatten, in der Stichwahl ihre Stimme auch für Erdogan abgeben werden, bleibt allerdings abzuwarten. Bei vielen von ihnen handelt es sich um Protestwähler, die dem seit 20 Jahren regierenden Erdogan ihre Stimmen nicht geben wollen. 


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Und: Der Aufruf zur Unterstützung Erdogans sei „keine Garantie“ dafür, dass Ogans Wähler aus der ersten Runde diesem nachkommen würden, sagte Hamish Kinnear von der Beratungsfirma Verisk Maplecroft der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings sind viele politische Experten überzeugt, dass sich Erdogan auch ohne die Unterstützung der Ogan-Anhänger am Sonntag gegen Kilicdaroglu durchsetzen werde.