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Trotz Zoll-Chaos durch Trump: „Vorteile für deutsche Durchschnittsbürger“

Donald Trump sieht sich als Gewinner des Zoll-Deals mit der EU. Im Interview widerspricht Bofinger entschieden und spricht von Vorteilen für uns.

© IMAGO/ZUMA Press Wire

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Mit seinen angekündigten Strafzöllen in Höhe von 30 Prozent hat Donald Trump die Europäische Union unter Druck gesetzt. Kurz vor Ablauf der Frist brachte Ursula von der Leyen den Republikaner zum Einlenken, sodass auf die große Mehrheit der Importe aus Europa „nur noch“ ein Basiszoll in Höhe von 15 Prozent erhoben wird.

Trump feiert sich als Gewinner, doch im Interview mit unserer Redaktion spricht der Ökonom Peter Bofinger vom exakten Gegenteil. Der ehemalige Wirtschaftsweise ist sich sicher, dass die Zoll-Politik „katastrophale Folgen“ für die USA haben wird. Für uns würden sich derweil „eher Vorteile“ ergeben.

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Herr Bofinger, wie bewerten Sie den Deal zwischen den USA und der EU? Wer ist der wahre Gewinner?

„Als Ökonomen wissen wir, dass der freie Austausch von Waren und Gütern für alle Beteiligten Vorteile bringt. Die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte hat den Wohlstand in der Welt gemehrt und die Armut deutlich reduziert. Wenn Donald Trump jetzt die Welt mit Zöllen überzieht, schadet er nicht nur seinen Handelspartnern, sondern in erster Linie der eigenen Volkswirtschaft.

Der Anteil der Güterausfuhr in die USA beträgt relativ zu unserem Bruttoinlandsprodukt drei Prozent. Deshalb sind die Effekte der US-Zölle für die Gesamtwirtschaft nicht sehr groß. Schätzungen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel gehen von einem negativen Wachstumseffekt von 0,15 Prozent aus. Für die USA beträgt der Anteil seiner Güterimporte am Bruttoinlandsprodukt rund elf Prozent. Diese werden nun durch die Zölle erheblich teurer. Das treibt die Inflation und bremst die Wirtschaft.“

Experte: Regierung muss neue Arbeitsplätze erschließen

Was kommt jetzt auf die deutsche Industrie zu?

Für die Automobilindustrie, die ohnehin mit ganz erheblichen Problemen im chinesischen Markt zu kämpfen hat, sind die Zölle fatal. Das gilt insbesondere für Audi und Porsche, die über keine Fabriken in den USA verfügen. Die höheren Zölle gehen zulasten der Gewinnmargen und erschweren damit den Transformationsprozess zur Elektromobilität und zur Digitalisierung.


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Die Exporte in die USA sind schon zuletzt deutlich gesunken. Wenn es zu einem weiteren Einbruch kommt: Könnte es zu Arbeitsplatzverlusten kommen?

Da Unternehmen wie Audi jetzt erwägen, in den USA zu produzieren, dürfte sich der schon seit einiger Zeit zu beobachtende Abbau der Beschäftigung im Automobilsektor noch verstärken. Es wäre deshalb wichtig, dass sich die Politik schon jetzt Gedanken darüber macht, wie man, vor allem im Verteidigungsbereich, neue Arbeitsplätze schaffen kann.

Trump-Politik bringt „Vorteile“ für Durchschnittsbürger

Wo werden Durchschnittsdeutsche beim Konsum ab Herbst die Zollpolitik Trumps zu spüren bekommen?

Für den Durchschnittsbürger bringt Trumps chaotische Politik eher Vorteile. Der Euro hat merklich gegenüber dem Dollar aufgewertet. Das macht viele Importgüter, allen voran das Öl, deutlich billiger. Zudem senkt die EU den Importzoll für US-Automobile von zehn Prozent auf 2,5 Prozent. Damit sind die in den USA produzierten BMW-Modelle hierzulande günstiger zu haben.

Welche Absatzmärkte müsste die deutsche Industrie erschließen, um das Defizit auszugleichen?

Zunächst einmal sollte man warten, bis sich der Pulverdampf gelegt hat. Trump wird bald erkennen müssen, welche katastrophalen Folgen seine Politik für die USA hat. Wenn die Inflation spürbar steigen wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine ganze Zoll-Show kläglich abzublasen.