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Putin doch auf der Siegesstraße? Ukraine-Insider: „Die Wahrheit ist: Lage wird bedrohlicher“

Wendet sich das Blatt? Wladimir Putin kann darauf setzen, dass der Westen nicht entschlossen genug ist. Das befürchtet ein Ukraine-Insider.

Ein Insider warnt vor Putin-Sieg in Ukraine.
© IMAGO / ITAR-TASS, IMAGO / Philipp Szyza

Russland feiert Jahrestag der Annexion ukrainischer Gebiete

Auf dem symbolträchtigen Roten Platz in Moskau haben zahlreiche Menschen den ersten Jahrestag der Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland gefeiert. Keine der vier Gebiete befindet sich komplett unter russischer Kontrolle.

Scheitert Wladimir Putin in der Ukraine – oder hat er am Ende den längeren Atem? Die Befürchtungen werden lauter, dass der Kreml-Chef doch als Sieger aus dem Krieg hervorgehen könnte, trotz aller immensen Verluste auf Seiten der Russen.

Bei der Materialschlacht geht Putin „All-In“. Der Militärhaushalt Russlands steigt im kommenden Jahr um alarmierende 70 Prozent! Der russische Staat will umgerechnet 106 Milliarden Euro in neue Panzer, Raketen und Kampfdrohen investieren.

Westen lässt nach: Wendet sich das Blatt für Putin?

Ukraine-Insider Paul Ronzheimer, der für die „Bild“ seit Kriegsbeginn immer wieder von der Front und aus Kiew berichtet, schwant Böses. Die aktuellen Entwicklungen laufen im Sinne von Putin, warnt er.

Auf X (früher Twitter) schreibt der stellvertrende Chefredakteur der „Bild“: „Die Wahrheit ist: Die Lage wird nicht weniger bedrohlich für die Ukraine, sondern bedrohlicher. Die Gegenoffensive ist nicht so erfolgreich wie sich die Ukrainer (und der Westen) es sich wünschen. Die Waffenlieferungen bleiben schleppend, stattdessen können wir mit ansehen, wie die russische Kriegswirtschaft jeden Tag mehr produzieren kann als der Westen (von wegen Sanktionen). Die Ukraine braucht dringend mehr gut ausgebildete Soldaten, denn die Opferzahlen bleiben hoch.“ Ronzheimers Befürchtung: „Russland hat sich längst auf einen langen Krieg eingestellt, der Westen nicht.“

Lassen die US-Republikaner die Ukraine im Stich?

Tatsächlich gab es am Wochenende drei weitere Dämpfer für die Ukraine:

  • Im Haushaltsstreit in den USA konnten Demokraten und Republikaner zwar einen Kompromiss erzielen – allerdings auf den Rücken der Ukrainer! Der US-Kongress wendete mit einem Überbrückungshaushalt für 45 Tage den sofortigen Shutdown ab. Jedoch enthält dieser Nothaushalt keine militärischen Hilfen für die Ukraine. Präsident Joe Biden kann seinem Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj also in der nächsten Zeit keine weiteren Waffenlieferungen zusichern. Dabei hängt das Überleben der Ukraine zuallererst von den USA ab.
  • Bei der Parlamentswahl in der Slowakei gewann die Smer-Partei des prorussischen Ex-Ministerpräsidenten Robert Fico. Der Linkspopulist braucht Koalitionspartner, doch sollte er die Regierung bilden, will Fico die Waffenhilfe seines Landes für die Ukraine einstellen. Die Slowakei könnte zu einem zweiten Ungarn innerhalb der EU und NATO werden – und damit die Front gegen Putin schwächen.
  • Ein weiterer Brandherd in Europa droht außer Kontrolle zu geraten: Serbien lässt Truppen an der Grenze zu Kosovo auffahren. Eine Eskalation droht! Die NATO- und EU-Staaten sind gezwungen, sich nun auch um diese Krise verstärkter zu kümmern, auch durch die Aufstockung der Friedenstruppe. Die Bundesregierung könnte ebenso mehr Bundeswehrsoldaten in den Kosovo schicken. All das fordert Ressourcen ein – die der Ukraine fehlen könnten.

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Immerhin aber setzte die Europäische Union am Montag (2. Oktober) ein starkes symbolisches Zeichen in Richtung Putin: Alle 27 EU-Außenminister trafen überraschend in Kiew ein. In der ukrainischen Hauptstadt findet ein gemeinsames Treffen statt. Noch also gibt sich Europa willig, das angegriffenen Land weiter zu unterstützen – auch wenn im Kosovo ein zweiter Konfliktherd außer Kontrolle zu geraten droht.