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Wegen Eklat auf Bauern-Demo: Tafel knöpft sich Lindner vor – „Zum Feindbild gemacht“

Finanzminister Lindner handelt sich den Ärger des Tafel-Verbandes ein! Eine umstrittene Rede bei der Bauern-Demo sorgt für Wirbel.

Kritik vom Tafel-Verband an Christian Lindner.
© IMAGO / Steinach, IMAGO / sepp spiegl (Fotomontage: Redaktion)

Tausende Bauern legen Zentrum Berlins lahm - und buhen Lindner aus

Tausende Landwirte, aber auch Handwerker, Spediteure und Gastronomen haben in Berlin gegen die Politik der Bundesregierung demonstriert. Laut Polizei waren mehr als 6000 Fahrzeuge und 8500 Menschen auf der Straße des 17. Juni zusammengekommen. Bei seiner Rede wurde Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ausgebuht.

Die Rede von Finanzminister Christian Lindner bei der Bauern-Demo am Montag (15. Januar) in Berlin schlägt hohe Wellen. Es gibt viel Kritik, dass er dabei Bürgergeld-Empfänger und Asylbewerber ins Visier nahm. Nun findet auch der Bundesverband der gemeinützigen Tafeln in Deutschland deutliche Worte.

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Lindner habe die Leistungsempfänger „ungerechtfertigt zum Feindbild“ gemacht. Menschen „die am wenigsten haben“. Das sei „absolut unmenschlich und würdelos“. Ähnliche Vorwürfe kommen von der Chefin der Linkspartei, Janine Wissler. Lindners Sätze seien „politisch verantwortungslos und menschlich ekelhaft“ gewesen, so die Linken-Vorsitzende. Sie fordert deswegen sogar den Rücktritt Lindners als Bundesminister.

Lindner keilt gegen Bürgergeld-Empfänger – Tafel-Verband empört

In der kontroversen Passage seiner Rede vor den protestierenden Bauern sagte Lindner: „Es ärgert mich, dass ich vor ihnen als den fleißigen Mittelstand über Kürzungen sprechen muss, während auf der anderen Seite in unserem Land Menschen Geld bekommen fürs Nichtstun. Sozialreformen sind schwer, aber auch da gehen und müssen wir ran. Deshalb kürzen wir die Leistungen für Asylbewerber. Deshalb sparen wir eine Milliarde Euro beim Bürgergeld. Denn wir dürfen es nicht länger tolerieren, wenn Menschen sich weigern für ihr Geld zu arbeiten.“ Das sei eine Frage der Gerechtigkeit, so der Bundesminister weiter.

Der Tafel-Verband kritisiert, dass die Vorwürfe Lindners auch faktisch nicht stimmen würden. Asylbewerber dürfen bislang erst nach neun Monaten arbeiten, die Ampel-Regierung will das Arbeitsverbot auf sechs Monate lockern. Zudem würden die Bürgergeld-Bezieher das Geld nicht „fürs Nichtstun“ erhalten.

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Finanzminister trotzdem großer Buhmann auf der Demo

Tafel Deutschland e.V. entgegnet außerdem auf X: „Die meisten Menschen im Bürgergeld können nicht (noch mehr) arbeiten. Sie stocken bereits auf, sind krank, minderjährig, leisten Sorgearbeit usw.“ Es sei eine nicht ausreichende Existenzsicherung, betont die Organisation.

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Tatsächlich hat es Lindner wenig gebracht, dass er gegen Leistungsbezieher Stimmung machen wollte. Der blieb, wie die ganze Ampel-Spitze, der Buhmann auf der Demo.

Keine große Demo – die Traktoren sorgten für Aufmerksamkeit

Derweil gibt es in den Sozialen Netzwerken neue Diskussion darüber, ob die mediale und politische Aufmerksamkeit für die Bauern-Proteste angesichts der überschaubaren Größe der Demonstrationen überhaupt angebracht war. Obwohl es fast 260.000 Bauernhöfe im Land gibt, versammelten sich nach Angaben der Berliner Polizei lediglich rund 8.500 Demonstranten vor dem Brandenburger Tor. Dabei schlossen sich auch Handwerker, Gastronomen und Spediteure dem Protest an.


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Der Bauernverband konnte nur einen überschaubaren Teil der Bauernschaft mobilisieren. Wie wir auf unserem Portal bereits vor einigen Tagen schrieben: Es sind vor allem die Traktoren, die den Protest mächtig machten.