Die Operation „Rising Lion“ hat eine massive Eskalation im Nahen Osten ausgelöst. In der Nacht auf Freitag (13. Juni) hat das israelische Militär einen groß angelegten Luftangriff auf den Iran ausgeführt. Ziel waren Militäreinrichtungen und Atomanlagen. Der Iran antwortete mit brutalen Gegenschlägen. Ein Forscher warnt im Interview mit dem „Spiegel“ vor einem Atomkrieg.
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Israel rechtfertigt die Bombardierung mit dem „Schutz der eigenen Bevölkerung“. Die Regierung um Benjamin Netanjahu hat – unter dem Decknamen „Rising Lion“ – nukleare Anlagen zerstört und hochrangige iranische Militärs getötet. Das israelische Militär bestätigte einen „präventiven, präzisen und kombinierten Angriff auf das iranische Atomprogramm“.
Im Krieg mit Israel: Iran könnte langfristig Atombombe bauen
Der Vorwurf, den auch die USA unterstützen: Der Iran hat sein atomares Programm entgegen internationaler Vereinbarungen hochgefahren, was eine unmittelbare Bedrohung, unter anderem für den Erzfeind Israel, darstellt. „Wir kämpfen nicht gegen die iranische Bevölkerung, wir kämpfen gegen die iranische Diktatur“, so Ministerpräsident Netanjahu.
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Im Gegenzug hat der Iran dutzende ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Mehrere von ihnen schlugen in Städten ein, Zivilisten, auch Kinder, starben. Der Iran beruft sich auf das Recht zur „Selbstverteidigung“.
Im Interview mit dem „Spiegel“ warnt der US-amerikanische Forscher Jim Walsh jetzt vor einer nuklearen Eskalation. „Die Wahrscheinlichkeit eines Atomkrieges zwischen Israel und Iran ist stark gestiegen“, so der Experte vom Massachusetts Institute of Technology (MIT).
Er erwarte zwar keine unmittelbare nukleare Eskalation, halte aber einen solchen Konflikt in fünf bis zehn Jahren für möglich. Beispielsweise könnte der Iran als Reaktion auf die israelische Angriffswelle die Produktion einer Atombombe forcieren.
Walsh stellt israelische Strategie infrage
Walsh, einer der führenden Experten für das iranische Atomprogramm, erklärte, dass Teheran schon vor über einem Jahrzehnt die technische Fähigkeit zur Herstellung waffenfähigen Urans erreicht habe. Die Produktion solcher Mengen sei heutzutage machbar. Es fehle jedoch bislang an einer politischen Entscheidung der iranischen Führung, tatsächlich Nuklearwaffen zu bauen.
Diese Motivation könnte es jetzt geben. „Die iranische Führung hat nicht viele Optionen, auf diese Demütigung zu antworten – aber eine davon ist die nukleare Option“, so der Experte gegenüber dem „Spiegel“.
Zudem zweifelt er an der langfristigen Wirksamkeit der Angriffe von Israel. Zwar könnten Zentrifugen zerstört werden, doch das Wissen der iranischen Ingenieure bleibe bestehen. Selbst die gezielte Tötung führender Wissenschaftler werde den technologischen Fortschritt des Landes kaum aufhalten. Unterirdische Anlagen wie Fordo seien zudem seiner Einschätzung nach weitgehend unbeschädigt und möglicherweise nicht mit konventionellen Waffen zu zerstören. Ob Israel über ausreichend starke Bunkerbrech-Waffen verfügt, um solche Ziele effektiv anzugreifen, hält Walsh für fraglich.