Veröffentlicht inPolitik

Europawahl: Irre Wahlempfehlung von Martin Sonneborn – „Damit die Dame einzieht“

Martin Sonneborn hofft auf eine dritte Amtszeit im EU-Parlament. Für mehr Spaß rührt er vor der Europawahl die Werbetrommel für die FDP.

Martin Sonneborn hofft auf der Europawahl auf eine Wiederwahl in das Parlament. "Strack-Rheinmetall" würde ihm die Wahl versüßen.
© IMAGO/Bernd Elmenthaler

Europawahl 2024: Interview mit dem Spitzenkandidat von Die Partei, Martin Sonneborn

Zur bevorstehenden Europawahl haben wir einige Fragen an den Spitzenkandidaten von Die Partei, Martin Sonneborn.

Die Europawahl steht unmittelbar vor der Tür. Auch wenn in diesem Jahr insgesamt sechs Parteien weniger auf der Liste stehen als bei der letzten Wahl im Jahr 2019, so hat sich die Parteienlandschaft weiter ausdifferenziert. Unter ihnen sind mehrere Protestparteien wie das BSW oder die Letzte Generation, es gibt allerdings „nur eine Protestpartei für intelligente Leute“.

+++ Das könnte dich auch interessieren: Europawahl: Linke-Chef feuert gegen Wagenknechts BSW – „Spielen Menschen gegeneinander aus“ +++

Zumindest, wenn es nach Martin Sonneborn, EU-Spitzenkandidat von Die Partei, geht. Die „intelligente Protestpartei“ ist natürlich seine eigene. Der frühere Redakteur Sonneborn hat sie 2004 gemeinsam mit Kollegen des Satiremagazins „Titanic“ gegründet. Mit jener Satire mischt der Parteivorsitzende bereits seit 2014 das Europäische Parlament auf.

Europawahl: „Erwarte, dass sie sich von Kampfflugzeug abwerfen lässt“

Für seine dritte Legislatur erhofft er sich tatkräftige, launige Unterstützung, allerdings nicht aus den eigenen Reihen. Sein uneigennütziger Appell: Für mehr Spaß in Brüssel solle man die FDP wählen. Seine provokanten Spitzen gegen die Spitzenkandidatin würden falsch interpretiert werden.

„Ich werfe Frau Strack-Rheinmetall, wie sie in Fachkreisen genannt wird, nichts vor. Ich freue mich sehr, dass sie ins Parlament kommt. Ich war viel unterwegs auf Bühnen und ich hab das Publikum immer aufgerufen FDP zu wählen, damit die Dame auch ganz sicher einzieht ins Parlament. Die machen ja einen etwas unglücklichen Wahlkampf und ich hoffe nicht, dass sie an der mathematischen 0,6 Prozent-Hürde scheitern“

Martin Sonneborn, EU-Spitzenkandidat Die Partei, im Interview mit unserer Redaktion

Sofern die Leser noch nicht wissen würden, wen sie bei der Europawahl am 09. Juni wählen sollen, sollten sie ihr Kreuz doch bitte bei den Freien Demokraten machen.


Mehr Nachrichten für dich:


Der 59-Jährige verspricht, dass „Frau Strack-Rheinmetall“ einen hohen Unterhaltungswert liefern wird.

„Ich verspreche mir einen Kampf um die Elektro-Rollstühle. Ich war neulich mit Sibylle Berg, unserer Nummer zwei, im Parlament. Wir haben da ein paar Filmaufnahmen gemacht und sind ein paar Rennen gefahren mit den Dingern. Das wird durchaus interessant, wenn sie dabei ist. Ich erwarte, dass sich Frau Strack-Rheinmetall morgens von einem Kampfflugzeug über Brüssel, über dem Europäischen Parlament, abwerfen lässt.“

Martin Sonneborn, EU-Spitzenkandidat Die Partei, im Interview mit unserer Redaktion

Die Flugshow ist eine Anspielung auf die von der FDP geforderte Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Spitzenkandidatin Strack-Zimmermann wäre als derzeitige Leiterin des Verteidigungsausschusses in dieser Causa federführend. Anders als Die Partei, die ihre politische Satire von „humanistischen Standpunkten aus“ betreiben würde. Dazu zähle auch die Forderung nach Diplomatie im Ukraine-Krieg. Denn Sonneborn, der sich selbst als „aggressiver Pazifist“ bezeichnet und „den Pazifismus notfalls auch mit der Waffe verteidigen“ würde, fordert eine Rückkehr zu Verhandlungen. Sie seien die einzige zielführende Strategie.

„Ich habe keine Ahnung wie man solche Verhandlungen führt, ich bin da nicht kompetent. Aber ich erwarte, dass sie von den Fachleuten geführt werden. Wenn wir momentan einen eklatanten Fachkräftemangel in den Ämtern, vor allem im Außenministerium, verspüren, dann ist das ein Regierungsproblem. Ich kritisiere, dass der Außenbeauftragte der EU Josep Borrell, 183 Jahre alt, gleich zu Beginn dieses Krieges gesagt hat, dass diese Konfrontation auf dem Schlachtfeld entschieden werden muss. Das ist natürlich Irrsinn, wenn der höchste Diplomat der EU gleich zu Beginn so etwas sagt.“

Martin Sonneborn, EU-Spitzenkandidat Die Partei, im Interview mit unserer Redaktion

Sonneborn: „Anti-Heldin“ schadet der EU

Neben Josep Borrell bekommt noch eine weitere, nicht irrelevante Personalie, ihr Fett weg: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. In seinem neuesten Buch bezeichnet Sonneborn die 65-Jährige als die „Anti-Heldin der Europäischen Union“. „Sie hat die EU in eine vollkommen intransparente Situation geführt mit unglaublich intransparenten Machenschaften. Sie ist dabei, die EU in einen Überwachungsapparat zu verwandeln. Sie schränkt die Presserechte ein und sie stellt sich nie den Fragen der Kritiker.“

Diese Defizite spricht Sonneborn im Parlament offen an, mit gewohnt spitzer Zunge. Seine Satire würde die EU-Politiklandschaft spalten. „Natürlich fühlen sich Leute auf den Schlips getreten und Frau von der Leyen und ich werden keine Freunde mehr in diesem Leben. Das ist aber auch nicht so betrüblich für mich. Ich habe die Erfahrung gemacht, wer souverän ist, der kann auch mit Satire und satirischen Anwürfen umgehen. Viele Leute sind halt nicht souverän genug.“

An dieser Stelle wünsche er sich Martin Schulz zurück. Mit dem ehemaligen Präsidenten des Parlaments (2012 bis 2017) hätte er immer „lustige Wortgefechte im Parlament“ ausgefochten. Der Einzug von „Strack-Rheinmetall“ würde seine Arbeit daher wieder beleben.